SonntagHalbmarathon im Kölner Stadtwald wird größte Laufveranstaltung des Jahres

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Symbolbild Läufer

Köln – Im Sport geht es oft um Rekorde, doch so richtig stolz ist beim Leichtathletik-Team der Sporthochschule niemand auf die Bestmarke, die sie am Wochenende knacken werden.

Etwa 900 Läuferinnen und Läufer werden sich am Sonntagmorgen im Netcologne-Stadion im Müngersdorfer Sportpark versammeln und auf den Startschuss warten. Damit avanciert der 22. Kölner Halbmarathon zur größten Laufveranstaltung des Jahres in dieser Stadt. Die Pandemie hat viele Breitensportveranstaltungen fest im Griff – zumindest in Nordrhein Westfalen.

Viele Läufe in Köln wegen Corona abgesagt

Viele Firmenläufe sind in diesem Jahr erneut abgesagt worden, auch der Generali Köln-Marathon am 3. Oktober findet schon zum zweiten Mal nur virtuell statt (siehe Infotext). Normalerweise gehen dort mehr als 25 000 Athleten bei Marathon, Halbmarathon und Staffellauf auf die Strecke.

Dass es auch anders geht, haben die Organisatoren in Berlin am vorigen Wochenende bewiesen. Beim Halbmarathon rannten 15.000 Athletinnen und Athleten durch die Stadt. Auch der Berlin-Marathon am 26. September soll wie geplant stattfinden, obwohl am gleichen Tag auch Bundestagswahl ist.

Halbmarathon und virtueller Marathon

37 Euro kostet die Nachmeldung für den Halbmarathon des Leichtathletik-Teams der Sporthochschule am Sonntag. Start ist um 10 Uhr im Netcologne-Stadion. Meldungen sind möglich bei Decathlon, Dürener Straße 458, am Freitag (15 bis 18 Uhr) und Samstag (10 bis 15 Uhr).

Der Köln-Marathon findet erneut virtuell statt. Zwischen dem 3. und 17. Oktober können die Teilnehmer entweder zehn Kilometer, Halbmarathon oder Marathon laufen. Dies wird von einer Tracking-App dokumentiert, die sich die Athleten zuvor auf ihr Smartphone laden müssen.

Die gelaufenen Kilometer werden virtuell auf die tatsächliche Marathon-Strecke projiziert. „Damit wollen wir die Motivation unserer Läufer aufrecht halten und zumindest ein bisschen reales Laufgefühl vermitteln, was in letzter Zeit leider deutlich zu kurz gekommen ist“, sagt Marathon-Chef Markus Frisch. Die Anmeldung kostet neun Euro.

15 Euro beträgt das Startgeld für eine Sonderwertung, bei der Geld für die Opfer der Unwetter-Katastrophe im Juli gesammelt wird. An drei Stellen der Stadt werden Kilometer für diese Wertung gezählt, die Strecken sind mit Zeitmessung versehen.

www.koeln-marathon.de

In Hamburg ist am 12. September Marathon-Tag, das Starterfeld ist auf 6000 Teilnehmer begrenzt worden, alle müssen den kompletten Impfschutz nachweisen, die Veranstaltung wird von Stadt und Land finanziell unterstützt. Dagegen haben sich die Veranstalter in Frankfurt ebenfalls für eine Absage entschieden.

Landessportbund NRW fördert Breitensport-Veranstaltungen

Der Landessportbund in Nordrhein-Westfalen hat kürzlich ein Förderprogramm zur Unterstützung von Breitensportveranstaltungen auf den Weg gebracht. „Neustart miteinander“ lautet der Name – bis zu 5000 Euro erhalten Vereine, wenn sie auf eine Absage verzichten. Geld, das beispielsweise das Leichtathletik-Team der Sporthochschule gut gebrauchen kann, denn mit Laufveranstaltungen wird die gesamte Leichtathletikabteilung finanziert.

„Der Halbmarathon dient dieses Jahr aber eher als Imageveranstaltung. Wir versuchen die Kosten gering zu halten“, sagt Claudia Schneider vom Leichtathletik-Team. Zuletzt waren stets mehr als 2000 Athleten durch den Stadtwald gelaufen. „Aber die Skepsis ist noch groß“, stellt Anna Nentwig vom Leichtathletik-Team fest. Im Startblock müssen die Sportlerinnen und Sportler Mundschutz tragen, auf der Strecke dürfen sie ihn ablegen. Wer ins Netcologne-Stadion möchte, muss geimpft, getestet oder genesen sein.

Bundesweiter gehen Teilnehmerzahlen bei Laufveranstaltungen stark zurück

Bundesweit verzeichnen Laufveranstaltungen derzeit einen Teilnehmerrückgang zwischen 20 und 50 Prozent. „In den kommenden Monaten werden wir ein verändertes Teilnehmerfeld erleben. Der harte Kern der Läuferinnen und Läufer kommt weiter zu Veranstaltungen, die Gelegenheitsjogger gehen verloren“, stellt Lauf-Experte Detlev Ackermann fest, der das Portal „Laufen in Köln“ betreibt.

Im Keller von Heinz-Josef Fetten von der Laufgemeinschaft LLG 80 Nordpark lagern 180 Pechfackeln. Eigentlich hätten sie beim Nachtlauf des Vereins im Frühjahr zum Einsatz kommen sollen, doch die Pandemie ließ den Start nicht zu. Jetzt hat der Verein auch den Lauf um den Fühlinger See abgesagt.

Den Vereinen fehlt die Planungssicherheit

„Wir haben das finanzielle Risiko abgewogen und uns gegen die Ausrichtung entschieden. Denn wir gehen als Verein mit mehreren Tausend Euro in Vorleistung. Ein solches Loch verträgt die Kasse nicht“, sagt Fetten. Nun werden Kulturläufe durch die Stadt veranstaltet, um den Mitgliedern etwas Abwechslung bieten zu können.

Wirtschaftliche Aspekte haben letztlich auch zur Absage des Kölner Marathons und der Premiere des City-Triathlons geführt, die von der Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH ausgerichtet werden. 9.000 Anmeldungen gab es bislang für die Marathon-Wettbewerbe.

„Letztlich fehlte uns für beide Veranstaltungen die Planungssicherheit, denn irgendwann mussten wir eine Entscheidung treffen“, sagt Marathon-Geschäftsführer Markus Frisch. Nun hofft er auf das Jahr 2022. Er will am Sonntag auch beim Halbmarathon im Stadtwald starten. Auf diese Weise ist Frisch wieder bei der größten Laufveranstaltung Kölns dabei. Auch wenn es nicht die eigene ist.

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