Massiver Anstieg25 000 Schrotträder in elf Jahren in Köln entfernt

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Noch Fahrrad oder schon Vegetation? Am Südbahnhof steht ein Rad, das erstmal einen Grünschritt braucht.

Noch Fahrrad oder schon Vegetation? Am Südbahnhof steht ein Rad, das erstmal einen Grünschritt braucht.

Köln – Die Zahl der entfernten Schrottfahrräder hat sich in den vergangenen elf Jahren in Köln drastisch erhöht: Im Jahr 2008 beispielsweise haben die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) 908 der nicht mehr fahrtüchtigen Räder beseitigt, 2018 waren es schon 3833 Exemplare.

Das entspricht einem Anstieg von 322,14 Prozent. Insgesamt hat die Stadt in diesen elf Jahren Jahren 24 546 Fahrradwracks abtransportiert.

Zahlenlage ist unklar

Ein Stadtsprecher sagt: „Daraus ist schon eine Tendenz zu erkennen.“ Allerdings wies der Sprecher darauf hin, dass nicht klar sei, ob die Verwaltung früher mehr oder weniger Personal zur Kontrolle eingesetzt hat.

Die Logik dahinter: Mehr Kontrolleure bedeuten automatisch mehr notierte Radleichen. Christoph Schmidt, Vorstand des Kölner Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), sagt: „Die Zahlen sind schwer zu beurteilen, weil nicht klar ist, ob es mehr Schrotträder gibt oder ob die Stadtverwaltung endlich aktiv geworden ist und die eh schon immer vorhandenen Räder entdeckt.“

Dem ADFC reichen die Ergebnisse nicht

Seit 1. April 2018 hat der zentrale Ordnungsdienst die Aufgaben von den neun Bezirksordnungsdiensten übernommen, laut Verwaltung können die Mitarbeiter sich nun stärker auf diese Aufgabe konzentrieren – mit Erfolg: Zum Beispiel im Bezirk Innenstadt hat sich die Zahl der beseitigten Schrotträder verdoppelt. Der ADFC fordert, dass sich zusätzlich der Verkehrsdienst der Stadt daran beteiligt, um noch mehr Erfolg zu haben.

Schrottfahrräder sind Räder, die nicht mehr fahrtüchtig sind – und die teils für viel Unmut sorgen, weil sie Stellplätze an Radständern blockieren oder nicht schön aussehen im Stadtbild. Schmidt sagt: „Wir haben in Köln viel zu wenig Abstellplätze für Fahrräder.

Der wenige Platz von kaputten Rädern belegt

Daher ist es besonders ärgerlich, wenn die vorhandenen Plätze mit Schrotträdern zugestellt sind.“ Unter anderem deshalb hat der Verein 2015 eine Informationskampagne gestartet, um Fahrradleichen zu entsorgen und Platz zu schaffen.

Die Stadt hat eine Kriterienliste entwickelt, was ein Fahrradwrack ausmacht, es müssen mehrere Punkte erfüllt sein, damit ein Rad als fahruntüchtig gilt – beispielsweise defekte Bremsen, zerstörte Reifen oder ein verbogener Rahmen.

Ordnungsdienst vergibt gelbe und blaue Aufkleber

Der Ordnungsdienst versieht sie mit gelben oder blauen Aufklebern. Bei der gelben Variante haben die Eigentümer vier Wochen Zeit, das Rad zu reparieren oder zu entfernen. Läuft die Frist ab, räumt die AWB das Rad weg. Blaue Aufkleber bekommen Räder, die so schlecht aussehen und sofort als Abfall gelten, die Mitarbeiter entfernen sie direkt.

Aber nicht jedes Rad, das der Ordnungsdienst markiert, wird entfernt, das zeigt auch die Statistik. So erklärt sich der Unterschied zwischen markierten Rädern und den tatsächlich entfernten.

Besonders schlimm ist es in der Innenstadt

Laut des Sprechers holen einige Besitzer ihr Rad ab, wenn sie die Zettel entdecken. In den vergangenen elf Jahren hat sich die Quote der tatsächlich abtransportierten Fahrräder erhöht.

2008 lag sie bei 48,3 Prozent, 2018 erreichte sie den Spitzenwert von 76,7 Prozent. Insgesamt hat die Stadt in der Zeit 35 465 Räder als nicht mehr fahrtüchtig markiert, davon eben 24 546 entfernt, eine Quote von 69,2 Prozent.

Auch Bürger können Schrotträder melden

Vor allem die Innenstadt ist am meisten von defekten Rädern betroffen im Vergleich zu den anderen Bezirken: 14 721 Fahrradwracks notierten die städtischen Streifen, in Chorweiler waren es nur 188, also gerade mal 17 pro Jahr.

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Auch Bürger können Schrotträder melden – und zwar über das Beschwerdeportal „Sag’s uns“. Dort liegen Schrottfahrzeuge- und räder auf Rang zwei der elf Kategorien mit mehr als 13 600 Meldungen, das toppt nur der wilde Müll.

https://sags-uns.stadt-koeln.de/

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