Gebraut wird bei FrühKölsch-Konkurrenten wollen eng zusammen arbeiten

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Das Haus Kölscher Braudtradition in Mülheim. 

Köln – Zwei Konkurrenten wollen eng zusammen arbeiten: Die Kölsch-Marken aus dem Haus Kölscher Brautradition in Mülheim werden künftig bei Früh gebraut. Betroffen sind Sion, Gilden, Peters, Dom, Sester und Küppers Kölsch, die über das Haus Kölscher Brautradition alle zur Radeberger Gruppe gehören.

Bis Ende 2020 wird zunächst die Mehrweg-Abfüllung der Marken an den Brauereistandort der Cölner Hofbräu Früh umziehen. Dieser befindet sich in Feldkassel, einem Gewerbegebiet im Kölner Norden. Die Produktion und die Fassbier-Abfüllung sollen dann bis Herbst 2021 folgen. Der Unternehmenssitz wird „zunächst“ in Mülheim bleiben, wie die Radeberger Gruppe und Früh gemeinsam mitteilen. Es handelt sich nicht um eine Fusion und auch nicht um ein Beteiligungsmodell: Beide Unternehmen sollen unabhängig voneinander und in einer Konkurrenz-Situation bleiben. Der Vertrag, der die Details regelt, wurde am Mittwoch unterzeichnet.

Investitionen in Millionenhöhe

„Wenn in ein und derselben Stadt gleich mehrere Brauereien Produktionsstandorte ähnlicher Größenordnung unterhalten, jeder mit hohen Investitions- und Instandhaltungsbedarfen, dann kann man nicht nur, dann muss man fast zwangsläufig ganz pragmatisch über eine zukunftsorientierte gemeinsame Nutzung dieser Anlagen nachdenken“, erklärt Dr. Niels Lorenz, Geschäftsführer der Radeberger Gruppe, wortreich. So entstehe „ein optimal zugeschnittener und ausgelasteter Standort“.

Auf der anderen Seite war man wohl zunächst überrascht angesichts der Offerte des Konkurrenten. Er habe die Idee im ersten Moment „ungewöhnlich“ gefunden, sagte Alexander Rolff, Gesellschafter der Cölner Hofbräu Früh. Allerdings sind auf dem Gelände in Feldkassel „in Teilbereichen“ Kapazitäten frei und es ist auch noch Platz für eine Erweiterung. Damit soll in Kürze begonnen werden. Früh will einen zweistelligen Millionenbetrag investieren und „in erheblichem Umfang Personal einstellen“, wie Alexander Rolff ankündigte.

Arbeitsplätze fallen weg

Das dürfte auch die Mitarbeiter im Haus Kölscher Brautradition interessieren. Denn am Ende der schrittweisen Verlagerung steht der Wegfall der Arbeitsplätze im Produktionsbetrieb. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) gibt es in an dem Standort in Mülheim etwa 100 Beschäftigte. Sie wurden am gestrigen Freitag über die Kooperation informiert.

Die Radeberger Gruppe erklärt, dass niemand „nun unmittelbar von Veränderungen betroffen“ sei. Es werde nach sozialverträglichen Lösungen wie Altersteilzeit oder Vorruhestandsregelungen gesucht, ebenso wie nach Stellen innerhalb der Unternehmensgruppe.

Alle Marken sollen erhalten bleiben

Was mit der Immobilie an der Bergisch Gladbacher Straße passiert, ist unklar. Die Entscheidung zur Kooperation mit Früh sei aus einer „tiefgehenden Marktanalyse heraus getroffen“ worden, heißt es, „dabei spielten Immobilienfragen keine Rolle“. Aktuelle Absatzzahlen werden von den Brauereien nicht genannt. Früh teilte vor einiger Zeit eine Menge von 400 000 Hektolitern mit. Die Radeberger Gruppe veröffentlicht grundsätzlich keine Zahlen. 

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Die Kölsch-Trinker sollen von den Veränderungen nichts merken. Die Braumeister bei Früh werden sich künftig nicht nur ihrer eigenen Marke widmen, sondern auch mit den überlieferten Rezepturen und speziellen Rohstoffen der anderen Marken arbeiten. Geschmacklich bleibt also alles beim Alten. Offenbar müssen die Kunden auch nicht auf ihr gewohntes Kölsch verzichten. Die Einstellung einer Marke sei „kein Bestandteil der Kooperation“. 

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