Pfeifer & LangenWie sich der Zucker in 150 Jahren Kölner Tradition entwickelte

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Mit der Zuckerrübe begann die erfolgreiche Geschichte des Familienunternehmens Am 19. April 1870 gründen Emil Pfeifer, Eugen Langen und Valentin Pfeifer in Köln das Unternehmen Pfeifer & Langen, der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

  • Seit 150 Jahren produziert das Kölner Unternehmen Pfeifer & Langen den süßen Stoff in allen erdenklichen Formen.
  • Wir blicken zurück auf die Firmengeschichte des großen Unternehmens.
  • Und wir gucken auf die aktuelle Lage des Zuckerwerks und der Zulieferer.

Köln – Der Ottomotor, die Schwebebahn und der Würfelzucker. Sie alle entstammen – zumindest teilweise – dem Erfindergeist eines Kölners: Eugen Langen. Im April 1870 gründete der Ingenieur zusammen mit den Kölner Industriellen Emil und Valentin Pfeifer das Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen. Jetzt feiert es seinen 150. Geburtstag.

Dem Erbe des umtriebigen Erfinders Langen ist die Firma durchgängig verpflichtet geblieben. Zahlreiche Innovationen stammen von Pfeifer & Langen. Kandiszucker beispielsweise – erfunden 1928. Durch die Erfindung des Gelierzuckers im Jahr 1965 schreibt das Unternehmen Lebensmittelgeschichte. Das neue Produkt ermöglicht es, unkompliziert und lange haltbar Marmeladen und Gelees herzustellen. Auch für die weiterverarbeitende Industrie stellt Pfeifer & Langen immer wieder neue Produkte her. Seit den 1960er Jahren gibt es einen Beratungsdienst, bei dem Chemiker und Technologen mit der Industrie zusammenarbeiten.

Im Innovationszentrum wird immer weiter geforscht

Auch heute forscht ein Team im Innovationscenter in Elsdorf an neuen Produkten. Auftraggeber ist häufig die Industrie. Ein Wunsch: Puderzucker, der nicht in die Kuchenoberfläche einzieht. Für den Zuckerspezialisten zwar eine knifflige Aufgabe, aber letztendlich: kein Problem. Mehrere Hundert Spezialzuckerarten fertigt Pfeifer & Langen heute für seine Industriekunden.

Zudem wird an alternativen Biokunststoffen, die aus den Bestandteilen der Zuckerrübe gewonnen werden können, gearbeitet. „Zucker ist ein nachhaltiges heimisches Produkt, von dem alle Bestandteile verwendet werden können“, betont Unternehmenssprecherin Britta Schumacher. Als bahnbrechende Innovation wird in Fachkreisen derzeit die Allulose gehandelt, ein kalorienarmer Zuckerersatzstoff aus der Zuckerrübe. „Dieser Stoff ist momentan noch nicht auf dem Markt, sondern in der Zulassungsphase“, sagt Britta Schumacher.

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Dass Zucker häufig als Dickmacher verteufelt wird, bringt die Industrie nicht aus dem Takt. Zucker habe als Naturprodukt viele wertvolle Eigenschaften. Er macht haltbar, hilft, dass sich der Geschmack voll entfaltet, und dick mache er auch nicht. „Es zählt einzig und alleine die Energiebilanz. Wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu“, so die Unternehmenssprecherin.

Zuckerreduzierte Lebensmittel hätten zuweilen sogar mehr Kalorien als ihre „Verwandten“ mit „dem weißen Gold“. „Zum Beispiel hat ein Lebensmittel dann mehr Kalorien, wenn Fett anstelle von Zucker verwendet wird“, erläutert Britta Schumacher. Ihr Fazit: „Zucker hat Zukunft. Die Liebe zum Zucker ist nach wie vor ungebrochen.“

Die heimischen Rübenbauern sind unter Druck

Allerdings macht dem Unternehmen derzeit die Politik Sorgen. Seit 2017 ist der Zuckermarkt liberalisiert, die Zuckermarktordnung ist weggefallen. Die Folge: Die Preise sind durch den internationalen Wettbewerb und das Überangebot stark gesunken. Durch die politische Weichenstellung sei der heimische Zuckerrübenanbau derzeit gefährdet. Während in anderen Ländern der Zuckerrübenanbau subventioniert werde, ist das hierzulande nicht so. „Das bringt die Rübenbauern unter Druck. Es ist ein verzerrter Wettbewerb“, schimpft Heinz Leipertz, landwirtschaftlicher Leiter für den Rübengürtel, der sich von der Mosel bis zum Münsterland erstreckt. Innerhalb eines Jahres sei in dieser Region die Zahl der Rübenbauern um etwa 800 auf rund 3000 gesunken.

Leipertz moniert auch, dass die deutschen Umweltbestimmungen die Rübenbauern zusätzlich unter Druck setzten. Wenn Pflanzenschutzmittel nicht verwendet werden dürften, sei das für den Ertrag hinderlich. „Wir möchten an der heimischen Rübe festhalten“, sagt Leipertz bestimmt. Dafür sprechen für ihn auch Umweltgründe. „Der Weg vom Feld in die Fabrik ist kurz. Das ist etwas ganz anderes als wenn wir beispielsweise Zuckerrohr verarbeiten würden.“

Im Jubiläumsjahr 2020 bringt Pfeifer & Langen seinen Raffinade-Zucker in einer limitierten Retro-Optik auf den Markt. In den Supermarktregalen finden sich derzeit Tüten, wie schon die Großmütter sie kannten und gerne nutzten. Ein Kilogramm „weißes Gold“ sind in der Tüte, verziert mit den beiden blauen Zuckerhüten im Dom-Logo. Die Zuckertüte macht für jeden Kölner klar: Dort drinnen ist „Zucker von hier“.

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