Köln-RondorfHeiner Gräber nach Schicksalsschlag im Rollstuhl – neue Wohnung gesucht

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Heiner Gräber nimmt die Hilfe von Peter Hüsch gern an.

  • Nach einem Schlaganfall war Heiner Gräber aus Rondorf halbseitig gelähmt, kämpfte sich aber schnell zurück.
  • Nun der nächste Rückschlag: Der 63-Jährige stürzte und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen und kann seine Dachgeschosswohnung nicht mehr verlassen.
  • Nun sucht er eine neue Wohnung, was sich aber als große Herausforderung herausstellt.

Köln-Rondorf – Mit 52 Jahren hatte Heiner Gräber einen Schlaganfall, das ist gut zehn Jahre her. Die rechte Körperhälfte war komplett gelähmt, sogar das Schlucken fiel ihm anfangs schwer. Aber der ehemals leidenschaftliche Motorradfahrer und Halbmarathonläufer arbeitete ehrgeizig an sich, trainierte auf dem Laufband und mit den Hanteln. Er machte Fortschritte, hat das Sprechen und auch das Lachen wieder gelernt.

Trotz der einseitigen Körperlähmung, die geblieben ist, kommt er recht gut zurecht mit viel Unterstützung von Betreuungseinrichtungen und Nachbarschaftshilfen wie „Kölsch Hätz“. Den PC bedient er geschickt mit der linken Hand – er war früher unter anderem Computerfachmann. Mit dem Rollator waren bislang auch kurze Spaziergänge im Freien möglich. Und er hatte eine Beschäftigung in einer Behindertenwerkstatt.

Das ist jetzt vorbei. Im vergangenen Dezember stürzte der 63-Jährige. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Höchstens zwei Meter kann er sich ohne ihn fortbewegen. Das klappt zwar gut innerhalb der Wohnung, in der er seit 14 Jahren lebt – seit seiner Scheidung alleine. Aber die Wohnung befindet sich im Dachgeschoss eines Hauses ohne Aufzug, und das ist die Krux. 30 Stufen führen zur Wohnung, die er jetzt nicht mehr bewältigen kann. Freilich war es schon vorher eine mühsame Prozedur, die Treppen hinauf- und hinab zu steigen, aber es ging.

In der Wohnung gefangen

Nun ist er in seiner Wohnung gefangen, auch die Werkstättenarbeit ist nicht mehr möglich. Er fühlt sich sprichwörtlich „behindert“ und eingesperrt. „Seit Dezember war er nicht mehr draußen“, sagt Peter Hüsch, der sich ehrenamtlich um Heiner Gräber kümmert und das Dilemma nicht mehr mit ansehen will. „Wenn die Stufen nicht wären, könnte Heiner sogar mit seinem Auto fahren“, sagt der 69-jährige Rondorfer. Ein entsprechend umgebautes Gefährt steht seit acht Monaten ungenutzt vor der Haustür. „Ich glaube, das Auto springt schon nicht mehr an“, meint Heiner Gräber. „Ein kleiner Ausflug zum Beispiel an den Rhein würde mir gefallen“, sagt er. Mal etwas anderes sehen als die eigenen vier Wände. Peter Hüsch wurde auf Heiner Gräber aufmerksam, als er vor zweieinhalb Jahren einen Bericht über dessen Schicksal in dieser Zeitung las.

Er nahm Kontakt auf, die zwei Männer verstanden sich auf Anhieb. Sie führten Gespräche, spielten Backgammon, regelten „Behördenkram“ und Geldangelegenheiten. Besonders Letzteres würde schon seit Monaten viel Zeit in Anspruch nehmen und Nerven kosten– einiges sei da zu klären, sagt Peter Hüsch und hat juristischen Beistand eingeschaltet, damit Heiner zu seinem Recht komme.

Neue Wohnung gesucht

Ganz oben auf der To-Do-Liste steht jedoch die Suche nach einer neuen Wohnung im Erdgeschoss oder mit Aufzug. „Eine Mammutaufgabe“, sagen beide, zumal sich Heiner Gräber mindestens 60 „bezahlbare“ Quadratmeter wünscht, damit er genügend Bewegungsfreiheit mit dem Rollstuhl hat. „Und vielleicht zieht ja irgendwann noch mal eine Frau zu mir“, meint er mit einem Augenzwinkern. Dann brauche er ausreichend Platz.

Bei sozialen Einrichtungen wie etwa der Diakonie oder Wohnungsgenossenschaften wie der GAG hatten die beiden bislang keinen Erfolg. „Vor kurzem hätten wir eine passende Wohnung in Sürth gefunden, aber dafür wäre ebenfalls ein Wohnberechtigungsschein notwendig gewesen“, sagt Peter Hüsch. Inzwischen hat Heiner Gräber einen solchen Schein, der den Einzug in eine öffentlich geförderte Unterkunft ermöglicht.

Trotz des angespannten Wohnungsmarktes zeigt sich Heiner Gräber zuversichtlich, dass es klappen wird mit einem neuen Domizil, das er auch mal verlassen kann. Er schaut nach vorne – Jammern gehört eben nicht zu seinem Naturell.

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