Steinschlag-GefahrDom-Platte gesperrt – mehrere Fialen nicht mehr stabil

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Südturm Dom

Weil sie nicht mehr stabil verankert sind, werden derzeit mehrere Fialen am Südturm des Domes mechanisch gesichert.

Köln – Weil sie nicht mehr stabil verankert sind, werden derzeit zwei Kreuzblumen auf Fialen am Südturm des Domes mit Seilzügen gesichert. Die Arbeiten finden in 95 Metern Höhe statt. Um Passanten nicht zu gefährden, ist der Bereich um den Südturm herum großflächig abgesperrt. „Eine akute Gefahr durch die Kreuzblumen gibt es nicht, aber es reicht schon, wenn einem Arbeiter in 95 Metern Höhe ein Werkzeug in der Höhe aus der Hand fällt“, teilte der Sprecher der Dombauhütte, Matthias Deml, mit. Bemerkt wurden die Schäden beim der routinemäßigen Kontrolle der Bausubstanz.

Eisendübel aus dem 19. Jahrhundert als Ursache für Instabilität

Ursache für die verringerte Standsicherheit sind Eisendübel, mit denen die Kreuzblumen im 19. Jahrhundert auf den Türmen verankert wurden. „Durch die Erschütterungen im Zweiten Weltkrieg sind um die Dübel herum teils winzige Spalten entstanden, durch die Wasser eindringt. Die rostenden Dübel werden größer und heben die Kreuzblumen um wenige Millimeter an. Ein heftiger Sturm könnte sie aus den angerosteten Verankerungen reißen“, sagte Deml.

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Für die Sicherung bauen die Gerüstbauer der Dombauhütte zur Zeit eine Plattform oberhalb des Aussichtsbereiches auf. Von dort aus werden sie die instabilen Kreuzblumen durch Seilzüge fixieren. Dann müsse ein Konzept entwickelt werden, wie man sie abnehmen kann, so der Sprecher. Denn die die Kreuzblumen sind 270 Kilo schwer und schweben in 95 Metern Höhe.

Anker und Dübel werden ausgetauscht

Die Sprengkraft rostenden Eisens, das im Extremfall das Siebenfache seines Umfangs annehmen kann, wurde am Dom erst durch die Schäden deutlich, die der Orkan „Yra“ im Jahr 1984 angerichtet hatte. Damals war ein 3,25 Meter hohes Element einer Südturm-Fiale aus 100 Metern Höhe abgestürzt und hatte schwere Schäden am Seitenschiff verursacht. Auch tonnenschwere Aufbauten waren durch den Rost um mehrere Millimeter angehoben worden. Die Steinmetze der Dombauhütte müssen daher alle Anker und Dübel aus Eisen ausbauen und durch nicht rostende Elemente ersetzen. An drei Seiten des Nordturms ist das bereits passiert. „Die noch fehlende Nord-Ost-Ecke wird frühestens 2024 in Angriff genommen“, so Deml. Allein der Aufbau des frei hängenden Gerüsts werde ein bis zwei Jahre dauern. „Es ist 30 Meter hoch. Das ist woanders ein Kirchturm.“

Aufbau des neuen Gerüsts dauert bis zu zwei Jahre

Großflächig mit rot-weißen Ketten abgesperrt wird die Domplatte sowohl bei Sicherungsarbeiten als auch bei Sturmwarnung. „Die fest verankerte Absperrung ist besser als ihr mobiler Vorgänger. Denn der war bei Sturm nicht immer standfest“, so der Sprecher. Abgesperrt bleibt die Fläche zunächst bis Freitag, am Wochenende wird die Sperrung vorübergehend aufgehoben, am Mittwoch sollen die Arbeiten fertig sein und die Ketten wieder verschwinden.

Bis wieder etwas wackelt am Dom. Denn der hat 1125 Fialen, die größer sind als drei Meter, und zigtausend kleinere dazu.  

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