Talentprobe in KölnMusical-Autoren zeigten ihre Entwürfe in der Volksbühne

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Ohne aufwendige Dekoration: Opernsängerin Sophie Schwerthöffer und Schauspieler und Sänger Carlo Rafalski.

Köln – Vor zehn Jahren wurde in Berlin-Neukölln „die schreib:maschine“ gegründet. Deutschlands erste und bisher einzige offene Bühne für Musical-Komponisten und Autoren. In dem sich schon bald zu einem der wichtigsten Berliner Szenetreffs entwickelnden Ballhaus Rixdorf probierten arrivierte Künstler und neue Talente vor Publikum erste Entwürfe ihrer potenziellen Musical-Produktionen aus.

Seit 2015 wird „die schreib:maschine“ von der Deutschen Musical-Akademie präsentiert, die die Show seit letztem Jahr auch in anderen deutschsprachigen Städten wie Hamburg und Wien veranstaltet. Jetzt zum ersten Mal in Köln. Und so begrüßte Moderator Tom van Hasselt, selbst Musical-Komponist und -Autor (u.a. „Alma und das Genie“), ein erwartungsfrohes Publikum in der Volksbühne.

Licht und Schatten auf der Bühne

Da es sich um erste, rohe Entwürfe handelte, gibt es keine aufwendigen Dekorationen. Nur ein Flügel, an dem meist der Komponist des jeweiligen Musicals Platz nahm, schmückt die Bühne – gehüllt in ein schlichtes, aber stimmungsvolles Lichtdesign. Ab und an gesellt sich ein Schlagzeug und eine Gitarre dazu. So können sich die Zuschauer ganz den Melodien, den Liedtexten und den Stimmen hingeben.

Christiane Seidler (Musik) und John Havu (Liedtexte) haben sich mit „Hildegard“ (von Bingen) einen historischen Stoff ausgesucht und ihr eher opernhaftes Singspiel in der Tradition von Mozarts „Zauberflöte“ entwickelt. Durchzogen von kirchlichen Chorgesängen fehlt den Kompositionen allerdings jene Leichtigkeit, die das Musical auszeichnen.

Sophie Schwerthöffer brilliert

Dafür brilliert die große Opern-Hoffnung Sophie Schwerthöffer mit ihrem ausdrucksstarken Sopran. Auch die zweite Talentprobe, das Fantasy-Musical „Schatten über Armaleth“ (Musik und Liedtexte: Thorsten & Nadine Uebe-Emden, Mark Neumann) – eine Dreiecks-Geschichte im Schatten von Gut und Böse – erinnerte in seiner aufbrausenden Melodieführung eher an bekannte Musical-Versatzstücke à la Lloyd Webber, denn an eigenständige, musikalische Ideen.

Während Juliane Bischoff und Julia Heiser sich stimmlich noch elegant aus der Affäre ziehen, geht Julian Schier mit seinem Gesang völlig unter. Zu mehr bringt es auch Christian Schöne in seinem Duell mit seinem gesanglich überzeugenden Nebenbuhler Daniel Printz in Philipp Polzins & Christian D. Dellachers „Effi – Das Musical“ nicht.

Zum Glück hauchte Roberta Valentini mit ihrer wunderschönen Stimme der Titelheldin etwas Musical-Leben ein. So wurde ein Musical zum ungekrönten Sieger: Joachim Kottmanns „Socken im Kühlschrank – Das „Dementical“ überzeugte mit schmissigen Ohrwurm-Melodien und einem unangestrengten Ensemble.

Als „Zugabe“ gab es noch einen Auftritt von alten Bekannten: Darsteller des Improvisation-Theater „Springmaus“ machten mit „It’s my Musical“ Reklame für ihren Auftritt im Dezember. Auch Tom Hasselt versprach mit „die schreib:maschine“ wiederzukommen. Das begeisterte Publikum hörte es gerne.

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