Trotz höherer Kapazitäten733 Kinder an Kölner Gesamtschulen abgelehnt

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Tafel

Symbolbild

Köln – 3001 Kinder wollen im Sommer auf eine Gesamtschule wechseln – aber nur 2268 bekommen einen Platz. „733 Kinder können leider nicht aufgenommen werden“, teilt die Stadt Köln am Freitag mit. Das sind 24,4 Prozent aller angemeldeten Kinder, also fast ein Viertel.

Die angehenden Fünftklässler und ihre Eltern müssen sich jetzt nach einer Alternative umschauen. Vom 6. bis 13. März können sie sich nun wie alle anderen an einer Hauptschule, einer Realschule oder einem Gymnasium anmelden. Ob es dort klappt, wird den Eltern nach den Osterferien, am 29. April, per Post mitgeteilt. Insgesamt wechseln mehr als 9000 Kinder nach den Sommerferien ins fünfte Schuljahr.

430 neue Plätze im laufenden und kommenden Schuljahr

Die Nachfrage nach Plätzen in einer Gesamtschule ist seit Jahren hoch – und auch die Zahl der Absagen. 2018 wollten 3066 Kinder diese Schulform besuchen, damals mussten sogar 960 Kinder abgelehnt werden, was mehr als 30 Prozent entspricht.

Die Stadt erweitert zwar ihr Angebot, kann aber dennoch die Zahl der Absagen nicht entscheidend senken. In den Vorjahren bekamen 730 beziehungsweise 780 Kinder keinen Platz. Der Anteil der abgelehnten Schüler schwankt dabei zwischen knapp einem Viertel und einem Drittel.

Im laufenden Schuljahr starteten zwei neue Gesamtschulen in Ehrenfeld und Vogelsang, sie bieten zehn Klassen für 270 Schüler. Im Sommer kommen noch einmal rund 160 Plätze dazu. Dann nimmt die Gesamtschule in Lindenthal am Standort der Elsa-Brändström-Realschule mit vier Klassen den Betrieb auf, gleichzeitig startet die Gesamtschule Dellbrück. 15 Gesamtschulen wird es dann geben. Insgesamt stehen „rund 1000 Plätze mehr in den Eingangsklassen der städtischen Gesamtschulen zur Verfügung als vor zwölf Jahren“, erklärt die Stadt. Davon wurden und werden offensichtlich alleine 430 Plätze für das laufende und das kommende Schuljahr eingerichtet.

Stadt erklärt: „Viele Wege führen zum Abitur“

Dass sich das Angebot vergrößert, sieht auch die Stadtschulpflegschaft. Aber: „Das reicht noch nicht. Es fehlen eigentlich 30 Klassen“, bilanziert Lutz Tempel, Vorsitzender der Elternvertreter. Das seien rechnerisch mindestens vier Gesamtschulen in Köln. „In diesem Jahr müssen sich 733 Kinder für andere Schulformen entscheiden, die weniger flexible Möglichkeiten bieten“, sagt er. Die Stadt weist darauf hin, „dass viele Wege zum Abitur führen“. Nach einem Abschluss an Haupt- und Realschulen sei ein Wechsel in die Gymnasiale Oberstufe noch möglich. Die SPD-Fraktion wertet die aktuellen Zahlen unterdessen als „Hiobsbotschaft“ und forderte „Vorfahrt für Gesamtschulen“. In Köln stehen in diesem Jahr 176,3 Millionen Euro für Schulbauprojekte zur Verfügung und damit 8,1 Millionen mehr als 2018.

Gesamtschulen vereinen alle drei Schulformen und wählen ihre Schüler nach festgelegten Kriterien aus. Dazu gehören neben der Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit der Schüler unter anderem auch eine ausgeglichene Verteilung von Jungen und Mädchen in den Klassen.

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