Verleihung der 1LIVE-Krone„Wollen ein Zeichen für die Musik setzen“

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„Es wird weitergehen“, sagt Andreas Löffler und will ein Zeichen für die Branche setzen. 

  • Keine Zuschauer, kein roter Teppich, keine Gala – die Verleihung der 1LIVE-Krone am 21. November muss coronabedingt anders als gewohnt stattfinden.
  • Mit dem Musikchef des Radiosenders, Andreas Löffler, sprach Dominic Röltgen.

Die Preisverleihung wird in diesem Jahr, am 21. November, ein wenig anders. Ein wenig anders ist gut. Ich würde so weit gehen und sagen, dass die Verleihung komplett anders ablaufen wird. Wir sind sonst in Bochum in der Jahrhunderthalle mit viel Publikum, vielen Künstlern, vielen prominenten Zuschauern, rotem Teppich, einer großen Galaveranstaltung am Abend. All das kann so in diesem Jahr logischerweise nicht stattfinden. Inhaltlich wird es sich dahingehend verändern, dass wir nicht für eine anderthalbstündige Show planen, sondern wir sind sechs Stunden (12 -18 Uhr) live im Radio on Air, machen einen Videostream auf unserer Homepage, und der WDR sendet zur Primetime um 20.15 Uhr alle Highlights der 1LIVE Krone 2020. Das wird ein großes crossmediales Event.

Wieso produzieren Sie in den WDR-Studios in Bocklemünd?

Für uns herrschen dort optimale Nutzungsbedingungen für das Konzept, das wir uns ausgedacht haben. Auch hinsichtlich der Corona-Regeln war das für uns der beste Produktionsort.

Niemand hätte sich wohl gewundert, wenn die Verleihung der Krone ganz abgesagt worden wäre. Weshalb war es Ihnen wichtig, den Preis dennoch zu vergeben?

Sie sagen es zu Recht: Es hätte niemanden gewundert. Die ganze Musikbranche war dieses Jahr damit konfrontiert, dass Konzerte abgesagt werden mussten und dass es immer noch heißt, „vielleicht im nächsten Jahr wieder“. Aber es wird ja weiterhin Musik produziert, und uns war es wichtig, darzustellen, dass es in Deutschland viele Künstler gibt, deren Musik unseren Hörern großen Spaß gemacht hat. Mit dieser 1LIVE Krone Sonderedition wollen wir ein Zeichen setzen, um zu zeigen, dass es auch in Zukunft weitergeht und 2020 nicht nur komplett aus Absagen bestand.

Die Nominierten

Mark Forster, Robin Schulz feat. Alida, Topic & A7S, VIZE & Tom Gregory sowie Zoe Wees für die Kategorie „Beste Single“, Amilli, Juju, LEA, Loredana und Mathea als „Beste Künstlerin“, Clueso, Mark Forster, Fynn Kliemann, Joris und Nico Santos als „Bester Künstler“, Giant Rooks, Leoniden, Milky Chance, Seeed und Von Wegen Lisbeth als „Beste Band“, Céline, Kynda Gray, Majan, Provinz und Zoe Wees als „Bester Newcomer Act“, Felix Jaehn, Purple Disco Machine, Robin Schulz, Topic sowie VIZE als „Bester Dance Act“ und Apache 207, Capital Bra, Juju, KitschKrieg, Kontra K sowie UFO 361 als „Bester HipHop Act“. Fans haben noch bis zum 18. November Zeit, ihre Favoriten online zu wählen. Im Radio zu hören ist die Preisverleihung dann von 12 bis 18 Uhr. Der WDR überträgt ab 20.15 Uhr (roe)

Wie viele Lockdowns kann diese Kreativität noch überleben?

Eine gute Frage. Man darf nicht vergessen, dass die Künstler nur die Spitze des Eisberges sind. Mindestens genauso stark von der Pandemie betroffen sind die, die für die Künstler arbeiten und das große Ganze möglich machen. Dieses Problem wird man wohl erst sehen, wenn der Betrieb wieder anlaufen soll und es diese Leute vielleicht nicht mehr gibt. Im schlimmsten Fall muss alles von null wieder aufgebaut werden.

Zumal es Musik ja auch immer geben wird…

Sicher, aber unter anderen Bedingungen. Gerade für Newcomer ist es extrem schwierig, nicht auf Tour gehen zu können. Der Live-Sektor war in den vergangenen Jahren das wichtigste Standbein eines Musikers. Dort werden ja auch maßgeblich die Leute beschäftigt. Es ist extrem schwierig, sich darauf verlassen zu können, dass die eigene Musik auch ohne Konzerte eine gewisse Reichweite bekommt. Also: Ja, es wird weiterhin Musik produziert werden, aber wie die Musiklandschaft dauerhaft ohne Live-Erlebnisse aussehen sollte, vermag sich wohl keiner vorzustellen.

Wieso lassen Sie dann ausgerechnet den Award „Bester Live-Act“ ausfallen – ein paar Konzerte gab es doch?

Wir haben uns dazu entschieden, weil es das Thema Livekonzerte, so wie die Hörer und Musiker sie kennen, im Grunde dieses Jahr kaum gab. Wir fanden es dann doch etwas seltsam, nachdem seit März quasi alles brachliegt, jemanden mit diesem Award zu küren. Klar haben die Gigs in den Autokinos und auch die ganzen Online-Geschichten eine sehr große Kreativität hervorgerufen, aber letzten Endes waren das Übergangslösungen, mit denen wohl niemand so richtig zufrieden war. Das Erlebnis, live vor vielen Menschen zu spielen, kann man auf diesen Wegen nicht ersetzen.  

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