Videoüberwachung in KölnMit Kameras gegen Baustellen-Diebe

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Eine Videoüberwachungsanlage an der Baustelle Domforum. Im Alarmfall wird die Leitstelle informiert.

Köln – Die Heizungsanlage war bereits fertig installiert, als die Täter kamen. Sie rissen die Kupferleitungen heraus, zerstörten außerdem Leitungen der Druckluftzentrale und verschütteten Öl auf dem fertigen Estrichboden.

Es war ein krasser Fall von Vandalismus, der sich im Herbst 2019 auf der Baustelle des Historischen Archivs am Eifelwall abspielte. Hier entsteht Europas modernstes kommunales Archiv, in dem die Schätze aus Kölns 2000-jähriger Geschichte nach dem Einsturztrauma von 2009 eine neue Heimat bekommen sollen. Doch das kümmerte die Täter wenig. Sie ließen ihrer Zerstörungswut freien Lauf, richteten großen Schaden an, gefährdeten damit die pünktliche Fertigstellung des Gebäudes. Die ist zwar weiterhin für das vierte Quartal 2020 geplant, teilte die städtische Gebäudewirtschaft auf Anfrage mit, allerdings bestünden „erhebliche Risiken“. Die Höhe des Schadens könne nicht genau beziffert werden, er sei jedoch beträchtlich.

Immer wieder kommt es auf Baustellen zu Diebstählen und Vandalismus – die mit erheblichen Folgen für den Bauablauf, viel Ärger, Kosten und Verzögerungen verbunden sind. 2018 wurden in Köln 587 Fälle bei der Polizei angezeigt, 2017 waren es 598, 2019 lagen die Zahlen etwas niedriger. Nach dem Vorfall am Eifelwall forderte die FDP, auch auf Großbaustellen der Stadt Köln Videoüberwachung einzusetzen. Tatsächlich macht dies die Stadt zum Teil schon, etwa an der Kaiserin-Theophanu-Schule in Kalk und der Theodor-Heuss-Schule in Sülz. Dort – wie auch auf den Baustellen Domforum und „Wallarkaden“ am Rudolfplatz – stehen mobile Videoüberwachungstürme der Firma „Bauwatch“ aus Ratingen, die sich selbst als Marktführer in dem boomenden Geschäft bezeichnet. „Wir sind seit drei Jahren in Deutschland aktiv und erleben eine rasant steigende Nachfrage“, sagt Geschäftsführer Florian Rinck. Inzwischen habe man 1600 Videoüberwachungsanlagen im Einsatz, diese führten zu mehr als 550 Verhaftungen im Jahr.

Überwachung per Video günstig und effektiv

„Wir bieten eine Lösung für ein Problem an, das es auf Baustellen schon immer gab“, erklärt Rinck. Im Gegensatz zu einer sehr kostenintensiven 24-Stunden-Überwachung durch Wachpersonal sei Videoüberwachung günstig und effektiv. Zum einen würden potenzielle Diebe durch die Kameras abgeschreckt, zum anderen ließen sich damit nachts Diebe vertreiben. Das funktioniere so: Nach Schichtende werden die Kameras in den Alarmmodus scharf geschaltet. Werden auf der Baustelle Bewegungen registriert – für den Einsatz im Dunkeln können auch Wärmebildkameras genutzt werden –, prüft eine Software, ob ein Alarmierungsgrund vorliegt. Falls ja, wird die Leitstelle alarmiert, die rund um die Uhr besetzt ist.

Diebstahl trotz Wachpersonals

Ein Wachmann eines privaten Sicherheitsdienstes kontrollierte den Eingang der Baustelle am Albertus-Magnus-Gymnasium in der Ottostraße in Ehrenfeld und patroullierte auch durch das Gebäude. Trotzdem kam es dort im Herbst 2018 zu einem schweren Fall von Diebstahl und Vandalismus. Im zentralen Technikraum des neuen Erweiterungsgebäudes wurden aufgewickelte Kabel für die Rauchmeldeanlage, die zur Montage bereit lagen, abgeschnitten und gestohlen. Auch fertig montierte Durchlauferhitzer mit Edelstahlrohren wurden ausgeschlachtet, dabei Waschbecken beschädigt. Trotz der großen Zerstörungen konnte der Bau im Februar 2019 eröffnet werden. Baustellendiebe haben es häufig auf Metalle abgesehen, die sich im Schrotthandel verkaufen lassen. (fu)

„Die Mitarbeiter können sich dann Live-Bilder des Areals ansehen und sprechen die unbefugten Personen per Lautsprecher direkt an. In den meisten Fällen ergreifen sie die Flucht – das passiert rund 10 000 Mal im Jahr. Ansonsten rufen wir die Polizei oder den Sicherheitsdienst“, so Rinck. Die Videoüberwachung betreffe Privatgelände, sei mit allen Datenschutzregeln konform. Eine Bedingung ist, dass alle auf der Baustelle tätigen Mitarbeiter darüber informiert werden.

Laut Stadt kostet die 24-Stunden-Bewachung am Eifelwall 37 000 Euro im Monat. Für drei Videotürme werden rund 2000 Euro fällig. Die Türme schlagen Alarm, wenn die Stromzufuhr gekappt wird, dank Akkus können sie bis zu 48 Stunden autark operieren. „Unser Hauptgeschäft sind private Bauherren. Aber die Anfragen von Kommunen nehmen stark zu“, so Rinck,

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