Von Bürgern gestaltete StraßeOrdnungsamt lässt den Kölner Eifelwall räumen

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AWB-Mitarbeiter warfen die am Eifelwall von Bürgern aufgestellten Palettensofas in den Müll.

AWB-Mitarbeiter warfen die am Eifelwall von Bürgern aufgestellten Palettensofas in den Müll.

Köln – Es sei „ein wunderbarer Ort des Menschseins“ gewesen und „eine Oase“ mitten in der Stadt, was die Bürger da am Eifelwall geschaffen hatten, meint Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter. Die Stadt hatte die Straße vor einiger Zeit für den motorisierten Verkehr gesperrt, und bald darauf begannen kreative Köpfe damit, den von Autos befreiten Raum zu erobern. Sie stellten dort Sitzgelegenheiten aus Paletten und bunt bepflanzte Blumenkästen auf, spannten bunte Wimpel quer über die Straße.

So entstand ein bunter Ort im urbanen Raum, an dem sich Menschen auf ein Schwätzchen trafen, darunter Schüler der nahe gelegenen Michaeli-Schule, wo Nachbarn Geburtstage feierten und Kinder auf der Straße Hüppekästchen und andere Bewegungsspiele spielten.

Ordnungsamt transportiert Möbel und Pflanzen ab

Am Freitag war es damit vorbei. Das Ordnungsamt der Stadt Köln schritt ein, rief die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) und ließ die selbstgebauten Möbel und Pflanzen abräumen. Die Holzpaletten verschwanden in einem großen Mülllaster. Seitdem ist die Aufregung in der Südstadt groß. Pfarrer Mörtter hat ein Video gepostet, in dem er sagt, das Ordnungsamt sei „anscheinend der wahre Herrscher der Stadt“. Sein Aufruf: „Lasst euch nicht unterkriegen, holt eure Stühle raus und erobert euch eure Stadt zurück!“

Der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann kommentierte: „Ein irrer Vorgang an einem Ort, den sich die Menschen schön zurecht gemacht hatten. Eine gesperrte Autostraße, die mit Leben gefüllt wurde: Pflanzen, Sitzmöglichkeiten, ein urbaner Raum zum Spielen, Chillen, Klettern – gerade zur Zeit der Pandemie rar und wertvoll.“ Den Aufruf, sich diesen Ort wieder zurück zu erobern, unterstütze er gerne, so Lehmann. „Bringt gerne Pflanzen vorbei und macht den Ort wieder zu dem, was er war: ein Ort von Menschen für Menschen!“

Der Eifelwall als Outdoor-Treffpunkt in Corona-Zeiten

Die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Sabine Pakulat (Grüne), erklärte: „Alles leer, alles weggeräumt! Warum? Wer hat sich daran gestört, dass hier ein paar junge Leute, die sonst wenig Raum in dieser Stadt haben, sich mit ein paar Sitzpaletten und Pflanzen einen Outdoor-Treffpunkt während der Pandemie geschaffen haben! Das ist das Deutschland der 70er Jahre, das bei dieser Räumung wieder zum Ausdruck kommt.“

Das Ordnungsamt erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Es ist richtig, dass hier rechtmäßig gegen unzulässige Sondernutzungen vorgegangen wurde. Die Entfernung der illegalen Aufbauten war durch die vorherige Beklebung und die eingehaltene Frist klar angekündigt und für jeden ersichtlich. Die Maßnahmen erfolgten auf Grund von Bürgerbeschwerden.“

Stand Montag: Der Eifelwall wird aufgerüstet

Die Debatte um den Eifelwall geht inzwischen nun in die nächste Runde. Am Montag teilte das Ordnungsamt mit, es habe wieder Beschwerden gegeben, weil Gegenstände auf dem Eifelwall aufgestellt wurden. Am Sonntag sei der Ordnungsdienst vor Ort gewesen und habe die Verursacher mittels Aufklebern zur Entsorgung aufgefordert. Komme dem niemand nach, werde die Behörde auch diese Dinge wieder entfernen lassen. Mobiliar und andere Objekte könnten im öffentlichen Straßenland nicht geduldet werden, weil Rettungswege freigehalten werden müssen, so das Ordnungsamt. Zwar sei der Bereich abgepollert, doch diese Poller könnten Feuerwehr und Rettungsdienst bei Notfällen herausnehmen.

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