ZwangspauseGebäude 9 in Köln-Mülheim wird umgebaut – Wiedereröffnung im November

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Am Morgen nach der letzten Party haben Jan van Weegen (Foto) und Pablo Geller ihren Club in Mülheim leer geräumt.

Am Morgen nach der letzten Party haben Jan van Weegen (Foto) und Pablo Geller ihren Club in Mülheim leer geräumt.

Köln-Mülheim – Als am frühen Morgen des 1. Januar dieses Jahres die letzten Gäste nach einer rauschhaften Silvesterparty das Gebäude 9 verlassen hatten, sollten diese auch die letzten für eine längere Zeit sein. Gleich am Morgen nach Neujahr begannen nämlich Pablo Geller und Jan van Weegen, die beiden Betreiber des Clubs, und ihr Team damit, das Inventar abzubauen und hinauszuschaffen – bis alle Räumlichkeiten komplett leergeräumt waren und kein Mobiliar mehr daran erinnerte, dass hier seit 1996 schon so manches Konzert und die ein oder andere Party gestiegen sind. Der Grund für diesen rabiaten und verfrühten Frühjahrsputz? Bis zum November dieses Jahres wird das Gebäude 9 umgebaut, ein Betrieb findet in dieser Zeit nicht statt. Van Weegen und Geller haben sogar ihre Schlüssel für die Zeit abgeben müssen und kommen selbst nicht ohne Absprache in ihren Club.

Dabei sah es vor wenigen Jahren noch so aus, als würde es für das Gebäude 9 keine Zukunft geben. Im Frühjahr 2014 hatte die Bezirksvertretung beschlossen, dass auf dem ehemaligen Industriegelände an der Deutz-Mülheimer Straße 127-129 Wohnungen gebaut werden können. Das hätte das Ende für die Ateliers auf dem Gelände und das Gebäude 9 bedeutet.

Künstler sollen die Möglichkeit bekommen, zu bleiben

Gerettet wurde der Club am Ende durch die entrüstete Öffentlichkeit. Die es einfach nicht hinnehmen wollte, dass wieder ein beliebter Musikclub verschwinden sollte. Eine Facebook-Seite „Rettet das Gebäude 9“ verzeichnete innerhalb weniger Wochen Tausende „Gefällt mir“-Angaben – ebenso fand eine Online-Petition regen Zulauf. Die Politik überdachte ihre Entscheidung noch einmal.

„Diese öffentliche Welle hat schon richtig Eindruck gemacht, so dass sich schließlich etwa der Landesmusikrat NRW für uns ausgesprochen oder die Kulturdezernentin der Stadt uns unterstützt hatte“, erzählt van Weegen nicht ohne Stolz. Wahrscheinlich, so vermutet er, habe ihnen auch die bevorstehende Kommunalwahl der IG „Kunst-und Gewerbehof“, der Zusammenschluss der auf dem Gelände beheimateten Mieter, in die Karten gespielt. „Niemand wollte wohl als Kulturzerstörer gelten.“

Lärmschutz soll verbessert weden

Mit der CG Gruppe AG, der das Gelände gehört, konnten sich alle Beteiligten schnell einigen. Bernd Bolius, Pressesprecher der Immobiliengesellschaft, erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass man es als „gesellschaftliche Aufgabe“ ansehe, „den Bestandsmietern vor Ort und insbesondere den Künstlern die Möglichkeit zu geben, zu bleiben“. Bereits seit zwei Jahren stehe man mit van Weegen und Geller „über den Umfang und Zeitraum der notwendigen Baumaßnahme im partnerschaftlichen, intensiven Austausch“. Ziel sei es, „das Gebäude 9 als festen kulturell-gewerblichen Bestandteil Mülheims zu erhalten und mitzuentwickeln“. Der Umbau des Gebäude 9 soll den Lärmschutz verbessern. Zudem wird das Dach saniert.

Auch wenn im Team des Gebäude 9 ob der Zwangspause ein bisschen wehmütige Stimmung herrscht – so können nun doch alle optimistisch in die Zukunft schauen. Mit welcher Veranstaltung es im November wieder los geht, kann van Geelen noch nicht sagen. Gesetzt ist aber bereits am 20. November das Konzert von Hot Water Music. Die Post-Hardcore-Legenden aus Florida werden dann dort anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens ihr Album „No Division“ von 1999 in Gänze spielen. Das Konzert ist bereits ausverkauft.

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