Zweite SpracheKita-Kinder in Neubrück sollen Kölsch lernen

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Liest auf Kölsch Geschichten vom „Flunkermariechen“: Andreas Goba mit Kinderpfleger Marten Müller im Leseraum, der hier zur besonderen Identifikation mit Köln „Unibibliothek“ heißt.

Liest auf Kölsch Geschichten vom „Flunkermariechen“: Andreas Goba mit Kinderpfleger Marten Müller im Leseraum, der hier zur besonderen Identifikation mit Köln „Unibibliothek“ heißt.

Köln – In der Fröbel-Kita „Jecke Pänz“ in Neubrück hat „Kölsch“ als zweite Sprache ganz regulär Einzug gehalten – nach allen Regeln des bilingualen Konzepts. Hier heißt der Waschraum „Claudiustherme“, die Turnhalle „Henkelmännchen“ und der Bauraum ist die „Dombauhött“. „Häste jot gemaat“, lobt Erzieher Andreas Goba den Sohn eines Geflüchteten aus Afrika. Von mehr als drei Vierteln der Kinder weiß die Kita-Leitung, dass sie Migrationshintergrund haben. Aber alle verstehen schon Kölsch.

Suche nach Fachkräften unerwartet schwierig

Die Verwendung der „Kölschen Sproch“ ist nicht nur ein Beitrag zur Integration, sondern die Einordnung der Kölner Mundart als Sprache. Allerdings verzögert sich der offizielle Start der Zweisprachigkeit seit Monaten wegen des fehlenden Personals mit Kölsch-Kenntnissen.

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„Wir haben zwei Kitas, in denen Spanisch als zweite Sprache gesprochen wird, und zwei mit Englisch. In Neubrück an der De-Gasperi-Straße soll es Kölsch sein“, erklärt Geschäftsleiter Werner Pieper. Er ist für 18 Kindertagesstätten in Köln und Rhein-Berg zuständig. „Die Idee gibt es, seit vor anderthalb Jahren die Räume neu bezogen wurden.“ Kita-Leiterin Michaela Laas sollte sich eine zweite Sprache aussuchen und schlug Kölsch vor.

„Das Konzept sieht vor, dass ein ausgebildeter Erzieher den ganzen Tag nur die zusätzliche Sprache spricht“, erklärt Pieper. Allerdings müssten mindestens zwei, besser drei Sprecher dieser zweiten Sprache zur Verfügung stehen, um das Angebot durchgehend haben zu können. Eine Mitarbeiterin habe sich auch bereitgefunden, sei aber schwanger geworden. Auf eine Stellenausschreibung, in der „echte kölsche Mädche un Jonge“ gesucht wurden, gab es zwar Bewerbungen, doch niemand sprach Kölsch.

Auch ältere Vorleser gesucht

Die Fröbel-Gruppe ist in Berlin entstanden und ein anerkannter, gemeinnütziger Träger für Bildung und Erziehung. Pieper: „Wenn sich weiterhin auf unsere Ausschreibung niemand meldet, weil vielleicht junge Menschen es sich nicht mehr zutrauen, Kölsch zu sprechen, könnten wir auch mit älteren Vorlesern eine Zeit überbrücken.“

Michaela Laas verweist stolz auf den dritten Platz, den die „Jecke Pänz“ mit einem Pappmaschee-Dom beim Karnevalszug erreichten. Laas: „Jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der diesen Dom so konservieren kann, dass wir ihn auf dem Dach installieren können.“

Bildbände und Bücher mit lokalen Geschichten stehen im Regal. Und Andreas Goba liest vor: Die Geschichten vom „Flunkermariechen“ sind zwar in Hochdeutsch geschrieben, aber er übersetzt beim Vorlesen schnell auf Kölsch. Sogar die Steckdosen sollen auf Kölsch beschriftet werden. „Das richtige Wort dafür steht bestimmt im Wrede“, sagt Laas und zeigt auf das Standardwerk für Kölsch auf ihrem Schreibtisch. Laas besucht auch die „Akademie für uns kölsche Sproch“, um fit für alle modernen Nachfragen zu sein. „Unsere Großeltern haben immer gesagt: ,Sprich Hochdeutsch!‘ Und jetzt geht die Kölsche Sproch immer mehr verloren.“

Kölsch sprechende Erzieher können sich bei der Kita „Jecke Pänz“ in Neubrück unter der Telefonnummer (02 21) 16 85 03 01 melden.

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