„Nä, wat wor dat fröher schön“Historienweg bietet den Vergleich zu 1900

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Mittels der historischen Fotografie kann der Betrachter den direkten Vergleich zwischen damals und heute sehen.

Mittels der historischen Fotografie kann der Betrachter den direkten Vergleich zwischen damals und heute sehen.

Bad Müstereifel – Die Welt ist im Umbruch. Auch die kleine Welt in Bad Münstereifel. Derzeit merken die Bürger der Kurstadt beim Bau des „EifelCityOutlet“, dass sich ihre Stadt verändert. Nur wie? Hinter jedem Baustellenschild verbirgt sich ein unsichtbares Fragezeichen. Wie wird die Kurstadt aussehen, wenn diese Arbeiten mal vollendet sind?

Dass derartige Umgestaltungen im Stadtbild in den vergangenen rund 100 Jahren immer wieder mal geschehen sind, zeigt nun eindrucksvoll der Historienweg „Münstereifel um 1900“. Auf 21 Tafeln werden an entsprechender Stelle historische Stadtansichten gezeigt. Seit Mitte Juni haben Mitarbeiter des Bauhofs die 58 mal 46 Zentimeter großen Bilder aufgestellt. Willi Ostermanns Hymne auf das frühere Köln – könnte sie, natürlich mit anderen Namen, nicht auch in vielen anderen Städten gesungen werden?

Aus 4000 Motiven ausgewählt

Der Historienweg in der Kurstadt ist jedenfalls dazu geeignet, so manchem Nostalgiker das Herz höher schlagen zu lassen. Zumal auch eindeutig zu sehen ist, dass die ein oder andere Schönheit liebevoll erhalten wurde – sozusagen als steinerne Mahnung, es mit der Moderne und den Veränderung nicht ausufern zu lassen.

Die Idee dieses Wegs entsprang den Reihen des Kultur- und Geschichtsvereins „Zwentibolds Erben“. Rund zwei Jahre lang hatten Norbert Schroeteler und der Vereinsvorsitzende Wolfram Erber das Konzept erarbeitet, das sie schließlich in Abstimmung mit der Stadt und dem Amt für Denkmalpflege des Landschaftverbands Rheinland umgesetzt haben. Die Fotografien entstammen dem Schaffen von Friedrich Schulte, dem 1867 geborenen Herausgeber der „Münstereifeler Zeitung“. Er begann um 1900 damit, die Stadt systematisch auf Fotografien festzuhalten. Über 4000 Negative und Positive aus der Sammlung Schultes, aus denen „Zwentibolds Erben“ auswählen konnten, standen zur Verfügung.

„Heisterbacher“ erhielt Dach

Der Historienweg startet an der Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria. Die Tafel des Roten Rathauses, der Nummer zwei auf der Route, zeigt, dass das charakteristische Gebäude einst ziemlich heruntergekommen aussah. Natürlich steuert der Historienweg auch alle vier Stadttore an, deren Erscheinung auf den alten Bildern teilweise noch eine andere war als heute, wie der direkte Vergleich zeigt. Das Heisterbacher Tor verfügte – wie auf der Tafel des Rundwegs zu sehen – bis 1910 nach einem Brand über kein Dach.

Ein Blick auf die Fotografie, die die Turmstraße vor etwa 100 Jahren zeigt, erinnert daran, dass dort einst der Schinderturm stand, der mitsamt der Stadtmauer links und rechts von ihm als Steinbruch verwendet wurde. Mit den Steinen wurden neue Häuser gebaut. An der Kapuzinergasse, deren Name auf das Kapuzinerkloster hinweist, das sich dort einst befand, zeigt die Tafel das Gelände jenes Klosters.

Die Kosten für die Tafeln tragen „Zwentibolds Erben“ und Spender. Unterstützung erhält das Projekt zudem von der „NRW-Stiftung Natur – Heimat – Kultur“. Auch die Pflege des Rundwegs obliegt dem Kultur- und Geschichtsverein. Zukünftig wollen die Beteiligten versuchen, den Historienweg multimedial zu erweitern. Zum Historienweg haben Norbert Schroeteler und Wolfram Erber einen begleitenden Flyer erstellt.

www.zwentiboldserben.jimdo.com

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