Astropeiler Stockert„Extraterrestrisches Tourismusprojekt“

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Das Radioteleskop Stockert

Das Radioteleskop Stockert

Eschweiler – Die Schweiz ist vor allem bekannt für ihre Berge. Das eidgenössische Entlebuch verfügt zudem über zahlreiche Moorlandschaften. 1987 wurden sie unter Schutz gestellt, seit 2011 ist das Entlebuch UNESCO-Biosphärenreservat. Die Entlebucher schworen, mit ihrem wertvollen Reservat so umzugehen, dass es über Jahrhunderte erhalten bleiben soll, wie es heute ist. „Uns hat sich die Frage gestellt, ob Tourismus da überhaupt noch möglich ist“, berichtet Theo Schnider, Direktor des Reservats:

„Aber wir wollten nicht den Kopf in das Moor stecken.“ Im Gegenteil: Denn wenn klar ist, dass die Moorlandschaften so lange erhalten bleiben, kann man auch Touristen anlocken, die eine weite Anreise haben – zum Beispiel 250 Millionen Kilometer vom Mars oder zwei bis drei Millionen Lichtjahre aus dem Andromeda-Nebel.

Das Entlebuch gehört zum Kanton Luzern und liegt in einem Tal zwischen Bern und Luzern. Das Tal ist rund 395 Quadratkilometer groß und besteht aus sieben Gemeinden. Diese werden von rund 17 000 Menschen bewohnt. In der Region befinden sich über 20 Prozent der Schweizer Hochmoore. Im Entlebuch gibt es 135 Flach- und Hochmoore sowie vier Moorlandschaften von nationaler Bedeutung. Seit 2001 ist das Tal ein UNESCO Biosphärenreservat – das erste, das durch Abstimmung der Bevölkerung begründet wurde. Heute ist der Akzeptanz-Nachweise laut Theo Schnider für Biosphärenreservate Standard.

Als solches Reservat ist das Entlebuch eine von der UNESCO anerkannte Modellregion für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung. Die „unangetastete Schönheit und Natürlichkeit“ der Region soll bewahrt bleiben. Weitere UNESCO-Biosphärenreservate sind etwa die Galapagos-Inseln, die Serengeti und der Yellowstone-Park. (mjo)

Also lud das UNESCO-Biosphärenreservat Entlebuch nun alle Lebewesen des Kosmos ein und brachte das laut Schnider „erste extraterrestrische Tourismusprogramm des Universums“ an den Start. Solch eine historische Aktion muss natürlich einen Namen haben: „The Entlebuch Message“.

Gesendet wurde die Einladung an die Außerirdischen vom Astropeiler Stockert bei Eschweiler. Dort hatte sich Schnider hinter einige Mikros gesetzt und grüßte die Aliens standesgemäß mit „Grüezi mitenand“. Und weiter: „Auch eine jahrelange Anreise ist kein Problem. Das Biosphärenreservat ist unsere Garantie dafür, dass die Schönheit die Tals bestehen bleibt – in 50 Jahren, in 500 Jahren und auch noch in 500 000 Jahren.“ Damit die intergalaktischen Touristen einen Eindruck von dem erhalten, was sie erwartet, hatte Schnider fünf Landsleute mitgebracht, die wie er in Trachten gekleidet waren. Diese jodelten ein wenig und Schnider spielte das Alphorn dazu.

Außerirdische verstehen Entlebucher Dialekt

Angst vor Sprachproblemen haben die Schweizer nicht. „Soweit ich weiß, können Außerirdische den Entlebucher Dialekt“, mutmaßte Schnider augenzwinkernd. Ebenso habe man bereits bei den Banken angefragt, was hinsichtlich der Währung möglich sei. Auch bei der Entwicklung der Tourismus-Broschüre für 2014 sei an die angestrebten Neu-Gäste gedacht worden. „Es gibt auch ideale Produkte für Außerirdische“, erklärte Schnider. Sogar Landeplätze seien bereits eingerichtet. Da das Entlebuch einen möglichst guten Gäste-Mix anstrebe, seien aber natürlich auch irdische Touristen herzlich willkommen, so der Reservat-Direktor.

Natürlich handelt es sich bei „The Entlebuch Message“ um einen aberwitzigen Werbegag, den das Unternehmen BBDO für das Entlebuch konzipierte. „Wir sind vor etwa vier Wochen angesprochen worden, ob das möglich sei“, so Dr. Wolfgang Hermanns, Vorsitzender des Vereins „Astropeiler Stockert“. Doch warum senden die Schweizer aus dem einstigen Radioteleskop der Uni Bonn in der Eifel? „Das ist eine der wenigen Anlagen, die so zugänglich sind. Und wir können uns den Spaß erlauben“, so Hermanns. In anderen Anlagen werde ja stets gearbeitet.

Außerdem sei bei Radioteleskope üblicherweise nur das Empfangen von Signalen möglich. Vom Stockert aus aber könne auch gesendet werden. Das übrigens geschah tatsächlich, und zwar auf zehn Gigahertz. „Wir senden heute in Richtung des Sternbilds Schwan“, erklärte Hermanns. Gesendet wird laut dem Vereinsvorsitzenden auf dem Stockert sonst nicht: „Für uns wäre das todlangweilig, weil wir keine Antworten bekämen.“

Ob die Nachricht tatsächlich irgendwo im Weltall empfangen werden kann, ist laut Hermanns ungewiss. Das käme auf das Empfangsgerät eines potenziellen Empfängers an.

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