Gipfelstürmer aus Bad MünstereifelDie sieben höchsten Berge der Alpen erklommen

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Gerade einmal 15 Zentimeter hoch sind die Kunstwerke von Lutz Fritsch. In der Weite der Berglandschaft wirken sie je nach Perspektive aber riesengroß. 

Bad Münstereifel-Mutscheid – Sieben Gipfel, sieben Länder, vier Jahre und insgesamt rund 16.000 absolviere Höhenmeter. Beachtliche Zahlen, die der Mutscheider Christian Lethert vorweisen kann.

Dabei ereilte der Ruf der Bergriesen den 37-Jährigen eher unerwartet: „Ich war schon immer bergaffin und viel im Allgäu und in Österreich unterwegs, aber nach dem Tod meines Vaters 2014 erinnerte ich mich daran, dass er immer gerne in den Alpen unterwegs war.“ Als Ventil für den plötzlichen Verlust habe er recht kurzfristig beschlossen, „mal auf einen hohen Berg zu klettern“.

Gesagt, getan. Die Wahl fiel auf den Großglockner in Österreich mit 3798 Metern. Im Juni rief er den Bergführer in Heiligenblut an, der ihm für September einen Termin für die Besteigung in Aussicht stellte. „Dann schickte der Mann aber hinterher, dass ich auch zwei Tage später spontan loslegen könne. So habe ich kurzerhand Termine verlegt und bin hingereist“, erzählt Lethert.

Keine Erfahrung mit Steigeisen

Ohne jegliche Erfahrung mit Steigeisen oder Seiltechniken, jedoch unter fachkundiger Führung, seien sie am ersten Tag bis zur letzten Hütte vor dem Gipfel geklettert. Nach einer zweistündigen Übernachtung ging es bis zur Spitze, gleich wieder hinab und mit dem Auto zurück in die Eifel.

Diese erfolgreiche Premiere machte Lust auf mehr: „Nach der Rückfahrt habe ich sofort geguckt, was die nächste Station sein könnte.“ Im Internet stieß der Galerist auf die Liste der Seven Summits der Alpen – sprich, die jeweils höchsten Gipfel der sieben Alpenländer Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich, Schweiz und Slowenien –, die der Berg- und Skiführer Alexander Römer zusammengestellt hatte.

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In vier Jahren bestieg Christian Lethert die jeweils höchsten Berge der Alpenländer. Der Tod seines Vaters gab den Anstoß dazu.

Mit beachtlichen 4807 Metern wartete mit dem Montblanc in Frankreich gleich der höchste Berg der Alpen auf den Bergsteigernovizen. Einige Tage zuvor erklomm er im Zuge einer Akklimatisierungstour mit seinem Bergführer Gerold Santer sowie 80 weiteren Kletterern Italiens Gran Paradiso (4061 Meter) bei „Null-Sicht“.

Lethert: „Von dem Berg habe ich rein gar nichts gesehen.“ Im Herbst 2015 folgte, als Kontrastprogramm zu dem stark bevölkerten italienischen Riesen, die beschaulich einsame Besteigung der Zugspitze mit 2962 Metern als höchstem Gipfel Deutschlands und die des vorderen Grauspitz (2599 Meter) in Liechtenstein.

Zuletzt war er in Slowenien im Nationalpark auf dem Triglav (2864 Meter) unterwegs. Schließlich komplettierte der passionierte Kletterer die Seven-Summits-Liste in diesem Monat und bezwang die Dufour-Spitze in der Schweiz mit stolzen 4634 Metern. „Es lief immer alles erstaunlich reibungslos, aber es gab natürlich auch Rückschläge“, berichtet Lethert.

Dufour-Spitze im zweiten Anlauf

Wegen fehlender körperlicher Fitness nach einer ungeplanten Operation habe er in Absprache mit Gerold Santer die erste Tour zur Dufour-Spitze nach dem Erreichen der höchsten Hütte abgebrochen und daher erst im zweiten Anlauf den höchsten Berg der Schweiz bezwungen.

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Statt eine Fahne zu hissen, hinterließ Christian Lethert die kleinen roten Stelen auf den Gipfeln.

Zu jedem Gipfelsturm hatte Lethert ein Foto seines Vaters mitgenommen: „Vielleicht war das auch ein bisschen Trauerbewältigung. Da oben ist man sich ja ein Stückchen näher.“ Wenn er nicht gerade die Gipfel Europas oder der Welt – wie kürzlich den Kilimandscharo in Afrika – erklimmt, widmet sich der Diplom-Betriebswirt mit großer Leidenschaft seiner Galerie im Herzen Kölns.

Da habe es nahe gelegen, Kunst und Kletterei miteinander zu verbinden, erklärt der gebürtige Mutscheider: „Mit der Besteigung des Montblanc habe ich begonnen, jeweils eine 15 bis 20 Zentimeter große, rote Stele des Künstlers Lutz Fritsch mitzunehmen und auf dem Gipfel zu installieren.“

Seine Alternative zum Hissen einer Fahne sei bei Künstler Fritsch und den Kunden der Galerie gut angekommen. Wie bei ähnlichen Klein-Projekten Fritschs, etwa im Schnee der Arktis, fehle jedes Maß für die tatsächlichen Dimensionen beim Betrachter. Deshalb könne man auf den ersten Blick nicht erkennen, wie groß oder klein das Kunstobjekt wirklich sei.

Da er im Zuge der Besteigung der Dufour-Spitze gleich noch das Matterhorn mit seinem Bergführer abgehakt hatte, sei sein Bedarf an größeren Exkursionen erst einmal gedeckt: „Für dieses Jahr reicht es, da werde ich allenfalls noch auf den Michelsberg in Mahlberg klettern.“  

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