Corona-KriseEifel-Tourismus bricht um mehr als 100 Millionen Euro ein

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Herrliche Pfade, wie hier im Bad Münstereifeler Stadtgebiet, blieben wegen der Corona-Restriktionen verwaist.

  • Hotels, Gastronomie, Kultur – Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen für den Tourismus.
  • So auch in der Eifel, einer der beliebtesten Regionen des Rheinlands.
  • 348 Millionen Euro Umsatzverlust. So lautet die Berechnung für die Tourismusregion. Wie kann es weitergehen? Eine Analyse.

Kreis Euskirchen – Die Entwicklung ist dramatisch. Um rund 100 Millionen Euro ist der durch den Tourismus generierte Umsatz in der nordrhein-westfälischen Eifel in den von der Corona-Epidemie geprägten zweieinhalb Monaten eingebrochen. Klaus Schäfer, der Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH (ET) mit Sitz in Prüm, die für die Außenvermarktung der gesamten Eifel in NRW und Rheinland-Pfalz zuständig ist, spricht von einer „Totalkatastrophe“. Kein Wunder, denn der Umsatzverlust in der gesamten Eifel beläuft sich auf knapp 350 Millionen Euro. Die Auswirkungen des Shutdowns auf die touristischen Betriebe und Angebote sind in der Gesamtregion Eifel dramatisch. Dazu liegen jetzt erstmals Zahlen vor, die das belegen. Die ET sammelt als Vermarkter für die gesamte Region die Kennziffern, die von regionalen Agenturen wie der Nordeifel Tourismus GmbH in Kall oder den Touristikern für die Rureifel in Simmerath gemeldet werden.

Verband will noch keine Bilanz ziehen

Die belaufen sich von März bis Mitte Mai in der gesamten Eifel jetzt schon auf „geschätzte 348 Millionen Euro Umsatzverlust“, so Wolfgang Reh, der bei der ET für die Produktentwicklung zuständig ist. Täglich fehlten der Tourismusbranche, zu der Hoteliers, Gastronomen, Dienstleister, Freizeitanbieter und Verkehrsbetriebe gerechnet werden, derzeit rund 3,4 Millionen Euro Bruttoumsatz.

Für die nordrhein-westfälische Eifel, zu der die Städteregion Aachen und die Kreise Düren und Euskirchen gehören, liegt das tägliche Umsatzdefizit bei rund 1,25 Millionen. Die größten Verluste entstehen dabei wegen der ausbleibenden Tagestouristen, die, so Schäfer, „rund 50 Prozent des Umsatzes ausmachen“. Will man angesichts dieser Misere dennoch Tröstliches finden, wäre dies die Feststellung von Schäfer, dass „Betriebsinsolvenzen aus unserer Branche bisher selten und nicht immer auf corona-bedingte Einnahmeausfälle zurückzuführen sind“. Doch noch sei es zu früh, eine Bilanz zu ziehen. Denn jetzt geht es den Betrieben zwischen den „Traumpfaden“ in der Osteifel, den Rurseen, im „Felsenland Südeifel“ oder an den Maaren rund um Daun und Gerolstein darum, erst einmal den Weg aus dem Shutdown zu finden. Immerhin gibt es einen Silberstreif am Horizont. Denn schrittweise kann nun auch die Eifel touristisch wiederbelebt werden.

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Über Online-Kanäle wie Facebook oder Twitter und dazu mit der neuen Landingpage www.eifel.info/wiederauftor wollen die Prümer Eifelvermarkter den Betrieben helfen und gezielt Radwander- und Wandertipps sowie weitere Angebote für Zielgruppen wie Familien mit Kindern bieten. Diese Angebote sollen zumindest mit einem touristischen Betrieb verknüpft sein, um neue Einnahmen für die Unternehmen zu generieren. Und es sollen auch Ziele sein, die eher unbekannt sind. So wurde erstmals eine Übersicht der Hofläden in der Eifel zusammengestellt, die online abrufbar ist.

Betriebe sollen aktuelle Öffnungszeiten verbreiten

Genauso wichtig, so Klaus Schäfer, sei es aber auch, dass die Betriebe von sich aus aktiv würden und aktuelle Öffnungszeiten oder neue Pauschalangebote über alle Marketingkanäle bekannt machten. Wann ist etwa das Wildfreigehege in Hellenthal oder der kleine Zoo in Lünebach bei Prüm geöffnet? Wie sieht der derzeitige Fahrplan der Rursee-Schifffahrt aus? Wann öffnen die Freibäder am Schalkenmehrener und am Gemündener Maar bei Daun und wann ist das Schwimmen im Kronenburger- und Freilinger See wieder erlaubt?

Das alles ist aus Sicht der Touristiker auch mit Blick auf den vom Deutschen Tourismusverband vorhergesagten Boom bei Inlandsurlauben ab dem Sommer wichtig. Zugrunde liegt die Annahme, dass die weltweit unterschiedlichen Corona-Schutzbestimmungen Reisen in viele Länder entweder gar nicht oder nur unter extrem erschwerten Bedingungen möglich machen.

Ein typisches Beispiel für Ausflugsziele, die es jetzt zu entdecken gebe, hat Eifel-Tourismus-Geschäftsführer Schäfer im Kreis Euskirchen ausgemacht: die neuen Rundwanderwege Eifelspuren und Eifelschleifen.

Gute Zahlen für 2019

Eine positive Bilanz ziehen die Eifel-Vermarkter für das Jahr 2019. Die Gesamtregion Eifel verzeichnete erneut Zuwächse bei den Gästeankünften und den Übernachtungszahlen. Dieser Trend ist in der NRW-Eifel stärker ausgeprägt als in Rheinland-Pfalz. Die Zahlen sollten eigentlich auf der wegen der Corona-Krise abgesagten Internationalen Tourismusbörse in Berlin vorgestellt werden.

In den Kreisen Euskirchen, Düren und der Städteregion Aachen wurde laut Eifel Tourismus GmbH in Prüm ein Plus von 4,7 Prozent bei den Gästeankünften und von 4,5 Prozent bei den Übernachtungen registriert. In der rheinland-pfälzischen Eifel gab es in einzelnen Regionen Ausreißer. Augenfällig war die Vulkaneifel, die bei den Ankünften ein Minus von 1,8 und bei den Übernachtungen ein Minus von 2,3 Prozent verbuchte. Nicht statistisch erfasst wurde dabei die Zahl der Tagesausflugsgäste in der Region.

Der Kreis Euskirchen landete 2019 mit 6,8 Prozent Steigerung bei den Gästeankünften und 5,8 Prozent bei den Übernachtungen auf Platz zwei. Die besten Resultate erzielte dabei die Rursee-Region sowie Heimbach und Nideggen mit einem Plus von 11,4 Prozent bei den Ankünften und 5,6 Prozent bei den Übernachtungen.

Die meisten der ausländischen Gäste kommen nach wie vor aus den Niederlanden. Ihre Zahl stieg im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent bei den Ankünften und 3,3 Prozent bei den Übernachtungen. 

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