Wiederaufbau in ZülpichSV Nemmenich will Rasen, die Politik nicht

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Die Flutkatastrophe hat dem Aschenplatz des SV Nemmenich arg zugesetzt.

Die Flutkatastrophe hat dem Aschenplatz des SV Nemmenich arg zugesetzt.

Zülpich-Nemmenich – Am 10. November 2019 rollte zum letzten Mal der Ball in einem Kreisliga-C-Spiel auf der Nemmenicher Asche. 1:3 gegen Wüschheim II lautete das Ergebnis. Nach dem 0:2 in Elsig drei Wochen später zog sich der SV Gelb-Weiß vom Spielbetrieb zurück – und kam pandemiebedingt auch nicht wieder. Seit Juli 2021 wäre das auch gar nicht möglich. Denn der Rotbach, der direkt neben dem Vereinsgelände fließt, wurde zum reißenden Fluss und überspülte und beschädigte den Sportplatz.

Durch die Wiederaufbauhilfe wird nicht nur die Wiederherstellung auf den bisherigen Belag, also Tenne, sondern auch die nächsthöhere Stufe finanziert. Das wäre ein Naturrasenplatz. Zwischenzeitlich habe es aus der Staatskanzlei sogar geheißen, dass ein Kunstrasenplatz möglich sei, berichtete SVN-Geschäftsführer Udo Zingsheim. Das war aber offenbar ein Irrtum.

Asche nicht mehr zeitgemäß

Doch die Nemmenicher Kicker wären mit dem Rasenplatz schon zufrieden. Hauptsache keine Asche. „Die ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt der Vorsitzende Hermann Josef Marian. Außerdem sei Asche ein Hindernis bei der Spielerakquise. So mancher potenzielle Kicker habe wegen des Tennenplatzes abgewunken. Lieber gar nicht spielen, als auf Asche.

Spielgemeinschaft

Eine interkommunale Spielgemeinschaft bilden ab der kommenden Saison der SV Nemmenich, TuS Ülpenich und TuS Elsig. Zwei Senioren- und vier Jugendmannschaften werden antreten. Die sechs Teams werden gerecht auf die drei Plätze – Ülpenich und Elsig haben Rasen – aufgeteilt. (ets)

Die Pflege des Platzes hätte der Verein übernommen – und zwar über die vertraglich vereinbarte Pflege, für die der SV von der Stadt pro Jahr 1948 Euro erhält, hinaus. Diese Summe bekam der Verein wegen des zerstörten Platzes übrigens dieses Jahr nicht überwiesen, obwohl nach wie vor Grünarbeiten am Gelände, etwa der Heckenschnitt, vorgenommen wurden, damit die Sportanlage nicht komplett verkommt.

Pflege will Verein übernehmen

Aber ein Naturrasenplatz muss auch vertikutiert, aerifiziert, gedüngt, tiefenbearbeitet und gewässert werden. Die gesamten Pflegekosten schätzt die Stadt auf rund 10.000 Euro pro Jahr, wie man der Unterlage für den Sportausschuss entnehmen kann. „Wir stehen seit November im ständigen Austausch mit der Stadt und haben versichert, dass wir für die gesamte Pflege aufkommen“, teilt Marian mit. Der SV Bessenich und der TuS Ülpenich, die im Winter auch schon mal auf der Asche in Nemmenich trainiert hatten, hatten der Umwandlung in einen Naturrasenplatz zugestimmt.

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Mit der Flut kam das Unkraut. Der Verein hat den kaputten Aschenplatz sogar schon mehrfach gemäht, damit das in dem Fall ungewollte Grün sich nicht weiter verbreitet.

Das hätten Marian oder Geschäftsführer Zingsheim am Dienstag auch gerne den Ausschussmitgliedern mitgeteilt. Doch von der Sitzung wussten die Vereinsvertreter nichts. Ein eigenverschuldetes Versäumnis, schließlich wird im Ratsinformationssystem auf der Internetseite der Stadt auf die Sitzungen hingewiesen. Aber gerade weil man permanent in Kontakt mit der Stadt sei, habe man sich eine Einladung oder zumindest einen Hinweis per E-Mail auf die Sitzung erwünscht, so Marian.

Zweiter Tennenplatz laut Politik nötig

Und so entschieden die Mitglieder des Sportausschusses einstimmig für den Erhalt des Tennenplatzes. David Jähme (FDP) sah die Gefahr, dass es im Stadtgebiet Zülpich nur noch einen Tennenplatz gebe (in Sinzenich). Zu wenig für die Vereine, die in einem harten Winter nicht mehr auf Kunst- oder Naturrasen trainieren und spielen können. Jähme verwies auch darauf, dass es im Stadtgebiet gleich zwei Bezirksligamannschaften gebe (TuS Zülpich und SV Bessenich).

Auch Dr. Gerd-Rüdiger Wasmuth (CDU) fand, dass es im Stadtgebiet zwingend einen zweiten Tennenplatz geben müsse. Außerdem kämen durch die Pflege hohe Kosten auf den Verein zu, die dieser erst einmal stemmen müsste. Der Kostenfaktor war auch für André Heinrichs (SPD) hauptausschlaggebend – aber auch die Tatsache, dass die Spielgemeinschaft in Ülpenich über einen Rasenplatz verfüge und demnach mit dem Aschenplatz für alle Eventualitäten gewappnet sei. „Wären wir zu Wort gekommen, dann wäre vielleicht eine andere Entscheidung getroffen worden“, sagt Marian.

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Das holt der Vorstand nun nach und telefoniert sich seit Mittwoch die Finger wund, damit Einspruch gegen den Beschluss erhoben werden kann. Nach Aussagen des Vereins seien Grüne und UWV wohl durchaus bereit, Einspruch zu erheben, damit noch einmal über den Sportplatz gesprochen werden könne. Die CDU beharre auf ihrem Standpunkt und sehe keinen Grund für einen Einspruch, so Hermann Josef Marian.

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