Krise auf dem HolzmarktFichtenbestand in Hellenthal weitgehend intakt

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Im Vergleich zu den Fichten in anderen Regionen, geht es den Beständen im Hellenthaler Wald gut. Sie haben genug Wasser und können sich deshalb  gegen die Käferkolonien  wehren, die unter ihren Rinden verzweigte Gänge anlegen.

Hellenthal – Die Fichte verschwindet aus vielen deutschen Wäldern. Für die Gemeinde Hellenthal könnte sie aber langfristig ein Glücksfall werden. Zwar hat der Borkenkäfer auch den Hellenthaler Wald erwischt. Aber nicht so direkt, nicht so unmittelbar, wie die Wälder in niedrigeren Bereichen des Rheinlandes.

Die Käfer haben es schwerer im Hellenthaler Wald, als in den meisten anderen Forstgebieten. Ganz gleich ob der Große Achtzähnige Fichtenborkenkäfer, genannt Buchdrucker (Ips typographus), oder der viel kleinere Kupferstecher – eigentlich der Sechszähnige Fichtenborkenkäfer (Pityogenes chalcographus). Denn in Hellenthal finden Fichten den idealen Standort vor. Sie haben genug Wasser und können sich deshalb gegen die Käferkolonien wehren, die unter ihren Rinden verzweigte Gänge anlegen und den Baum aussaugen.

Schadensbild nicht kritisch

Im Ausschuss für Forst und Umwelt der Gemeinde Hellenthal am Donnerstagabend zeichnete Thomas Maur vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde zwar ein ernstes Bild, machte aber auch klar, dass die Lage des Hellenthaler Waldes in den Hochlagen der Eifel ein Glück für die Gemeinde und die Waldbesitzer der Region ist. „Es gibt Schäden, aber das Schadensbild im Hellenthaler Wald ist weiterhin nicht kritisch und es gibt keine Substanzverluste“, stellte Maur fest. Die jetzt in ganz Deutschland rar werdende Fichte, könne sich in einigen Jahren für Hellenthal als Glücksfall erweisen, weil dann die Preise für Nadelholz wieder anstiegen. „Auf lange Sicht wird Nadelholz knapp“, prophezeite er.

Unbeschadet kommen Waldbesitzer dennoch nicht davon, denn die Lage auf dem deutschen Holzmarkt ist fatal. „Trockenheit und Borkenkäfer haben den Holzmarkt nicht nur gestört, sondern nahezu zerstört“, so Maur. Sein Kollege German Lippert fügte an, der Hiebsatz an Nadelholz sei noch nicht ganz erreicht. Man könne Nadelholz, so Maur, aber auch nicht mehr vermarkten. In anderen, stark betroffenen Regionen, lasse man Bäume einfach sterbend stehen, etwa in Dattenfeld, wo 400 Hektar einfach nicht bearbeitet werden können. Selbst gesundes Holz könne nicht kostendeckend geerntet und vermarktet werden.

In den Hellenthaler Forsten seien, so Maur, allenfalls überstarke Fichtenbestände ein Problem. Die seien von der Holzindustrie nicht so einfach zu händeln. Stärken zwischen 20 und 40 Zentimeter seien gut. Was darüber hinausgehe, lasse sich nur mit finanziellen Abschlägen verkaufen. Man müsse diese überstarken Bestände abbauen, damit man unter Nutzung der Naturverjüngung gesunde Fichtenstandorte beibehalten könne. Angesichts des Klimawandels müsse man auch versuchen, mehr Laubbäume oder fremdländische Nadelbäume einzusetzen. 

Keine Denkverbote

Maur sprach von Hemlocktannen oder von Esskastanien, die man an besonders wasserarmen Standorten einsetzen könne. Es gebe keine Denkverbote mehr, so der Forstexperte, der auf Fragen von Albert Breuer (CDU) einräumte, die Forstbehörden könnten selbst wenig gegen Wildschäden tun. Das sei Aufgabe der Jagdpächter. Der übergroße Rotwildbestand resultiere noch aus der Vergangenheit. Die Jäger könnten heute nicht innerhalb kurzer Zeit den Wildbestand regulieren.

Maur stellte allerdings klar: „Wir können uns nicht erlauben, dass das, was nachwachsen soll, aufgefressen wird.“ Das schädige den Wald nachhaltig. Wechsle man die Baumarten, etwa indem man versuche, Douglasienbestände aufzuforsten, müsse man gegen Wildverbiss viel Geld einsetzen, erklärte Bernhard Ohlerth vom Regionalforstamt. Mit Insektenschutzmittel könne man die Bestände im Wald nicht behandeln. Es sei verboten, flächendeckend Gift einzusetzen. Man dürfe allenfalls Rundholzstapel besprühen, um das Holz zu schützen.

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Maur begrüßte, dass die Verwaltung im Forstwirtschaftsplan einfach das niedrige Ergebnis von 2019 eingetragen habe. Damals hatte die Kommune Einnahmen von 69 000 Euro festgeschrieben. Doch ob dies realistisch sei, das könne niemand sagen. Es sei nicht vorhersehbar, wie sich die Schadensfälle im Wald oder der Holzmarkt entwickelten. Kleinere Flächen solle man belassen, alle Flächen ab 0,5 Hektar aufforsten mit Mischwald. Wie das am Besten gehe, dazu gebe es wertvolle Hinweise in einem Waldbaukonzept NRW, das das Umweltministerium des Landes aufgelegt habe. Das Papier sei bundesweit von Forstleuten als Strategie für die nächsten Jahre anerkannt, so Thomas Maur.

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