Sechsstelliger Schaden in NettersheimRegionalforstamt bezieht Übergangsquartier

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Im Jugendwaldheim in Urft sind unter anderem Gruppenräume zu Büros umfunktioniert worden, in denen die Crew des Regionalforstamts um Christoph Böltz derzeit übergangsweise arbeitet.

Im Jugendwaldheim in Urft sind unter anderem Gruppenräume zu Büros umfunktioniert worden, in denen die Crew des Regionalforstamts um Christoph Böltz derzeit übergangsweise arbeitet.

Kall-Urft – Manchmal sind die ersten Ideen die richtigen. „Ich habe sofort gesagt, wir müssten ins Jugendwaldheim“, sagt Christoph Böltz. Der Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde hat begonnen, sich dort in seinem neuen Büro einzurichten. Das erste Bild eines röhrenden Hirschen hat seinen Platz an der Wand gefunden, die Schränke stehen, der Bürotisch ist richtig gerückt. Dem Raum ist nicht mehr anzusehen, dass hier bis vor kurzem Jugendliche bei ihrem Aufenthalt in der Einrichtung übernachtet haben.

Das „Büroentchen“ und ein Tannenbaum schmücken den Raum.

Das „Büroentchen“ und ein Tannenbaum schmücken den Raum.

Im eigentlichen Domizil des Regionalforstamtes in Nettersheim haben Bauarbeiter das Regiment übernommen. „Knapp anderthalb Regalhöhen“, so Böltz, habe das Wasser in den Büroräumen gestanden. Nun werde das Gebäude von Grund auf saniert: „Für die ersten Wochen war das okay, aber jetzt geht es nicht mehr.“

Server sind vom Wasser verschont geblieben

Baustelle und Büroarbeit vertragen sich nicht. Am 11. November fand der Umzug statt, doch noch immer sind in den Büroräumen im Obergeschoss Sachen gelagert. Zwei Großraumbüros in bisherigen Gruppenräumen und vier Büros für insgesamt zwölf Mitarbeiter stehen in Urft zur Verfügung – nicht ganz ausreichend für die 16 Personen, die bisher im Regionalfortsamt arbeiteten. In der nächsten Woche ist also ein zweiter Umzug fällig.

Die Kiefer könnte wieder in Mode kommen

Auch im Ausweichquartier geht das normale Dienstgeschäft des Forstamtes weiter. So läuft mit dem neuen Jahr die indirekte Förderung von Forstdienstleistungen aus und wird von der direkten Förderung abgelöst. Mit 80 Prozent wird dann die Tätigkeit von Förstern bezuschusst – aber nur für Mitglieder von Forstbetriebsgemeinschaften. Sieben FBGs haben schon umgestellt, bei zweien besteht noch Handlungsbedarf.

Beim Borkenkäfer werde, so Forstamtsleiter Böltz, die Vermehrungspause im Winter genutzt, um befallene Bäume aus dem Wald zu holen: „Wir haben die Hoffnung, dass wir wieder in eine nachhaltige Holzbewirtschaftung kommen.“ An Anfang sei es nur um die Schadensbeseitigung gegangen, nun stehe angesichts des Holzbedarfes die Nutzung wieder mehr im Fokus.

Die Wiederaufforstung steht ebenfalls an. Allerdings seien die dafür ausgelobten Fördermöglichkeiten noch deutlich zu kompliziert, als dass sie in großer Zahl umgesetzt werden könnten. „Wir hoffen, dass es einfacher wird“, so Böltz. Ein Problem stelle der starke Wildbesatz dar, der zu Verbiss an den neu aufgeforsteten Flächen führe.

Welche Baumart die Fichte, deren Tage vor allem in den tiefer gelegenen Regionen gezählt seien, ersetzen könne, sei noch nicht sicher, sagt Böltz. Es werde viel experimentiert, doch Ergebnisse liegen erst in 30 bis 40 Jahren vorliegen. „Wir empfehlen, das Risiko zu streuen und mindestens vier Baumarten anzupflanzen.“ Dabei könnten auch aus der Mode gekommene Baumarten wie die Kiefer wieder interessant werden: „Sie kann gut Trockenheit vertragen und ist waldbaulich flexibel.“ Allerdings gebe sie weniger Ertrag als die Fichte. „Wir haben viel Naturverjüngung bei der Fichte“, so Böltz. Diese solle auch nicht heraus genommen werden, sondern es ergebe sich mit der Zeit eine Mischung. „Die Umwandlung des Waldes geht nicht mit der Brechstange, nicht in einem Jahr“, mahnt er. (sev)

Einen sechsstelligen Schadensbetrag habe das Hochwasser verursacht, sagt Böltz, Dienstwagen wie die Einrichtung seien betroffen. Und etwa ein Drittel der Akten. Das Nationalparkforstamt habe seine betroffenen Akten gefriergetrocknet, aber das Regionalforstamt haben die nassen Dokumente entsorgt, so Böltz. „Unsere Akten sind nicht so lebensnotwendig“, sagt er schmunzelnd. Teilweise seien das alte Stellungnahmen oder Urlaubspläne von 1982 gewesen. „Die aktuellen Sachen kriegen wir rekonstruiert, denn mittlerweile läuft viel digital.“ Als glücklicher Umstand erweise sich, dass sich der Serverraum im ersten Stock und damit dem Wasser entgangen sei.

„Das Ziel ist, nach Nettersheim zurückzugehen“

Dass Platz im Jugendwaldheim sein würde, war Böltz bekannt: „Wegen Corona und der sanitären Anlagen darf es im Augenblick nur einzügig belegt werden.“ Auch die Kollegen vom Nationalparkforstamt hätten mit dem Gedanken gespielt, in Urft ihr Ausweichquartier aufzuschlagen, doch es sei ihnen letztlich zu weit entfernt vom Nationalpark gewesen. Als dann das Regionalforstamt angefragt habe, so Böltz, habe das Nationalparkforstamt, unter dessen Regie das Jugendwaldheim läuft, sofort zugesagt.

„Das Ziel ist, nach Nettersheim zurückzugehen“, betont Böltz. Doch zuerst seien die Bauarbeiter an der Reihe. Eine Sanierung sei sowieso fällig gewesen, da der Ursprungsbau im Jahr 2003 und der Anbau im Jahr 2006 errichtet worden war. Allerdings müsse ein neuer Mietvertrag vereinbart werden, da der alte ausgelaufen sei. Christoph Böltz: „Die Gemeinde geht von einer Rückkehr im Frühjahr aus, ich rechne aber angesichts des Aufwands mit Sommer.“

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