Landesbetrieb stellt Holzvermarktung einSchleidener Waldbesitzer planen Alternative

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Bis Ende des Jahres wird das Rundholz, das hier abfahrbereit gestapelt ist, vom Landesbetrieb Wald und Holz vermarktet.

Bis Ende des Jahres wird das Rundholz, das hier abfahrbereit gestapelt ist, vom Landesbetrieb Wald und Holz vermarktet.

Kreis Euskirchen – Die Uhr tickt. Der Zeitpunkt, an dem sie ablaufen wird, steht fest. „Ab 1. Januar 2020 wird der Landesbetrieb seine Holzvermarktung einstellen“, sagt Thomas Maur vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde in Nettersheim. Dann wird die Holzmarktstruktur der vergangenen Jahrzehnte der Vergangenheit angehören.

Während in den vergangenen Monaten der Eindruck entstehen konnte, die Beteiligten starrten auf dieses Datum wie die Briten auf den Brexit, haben die Verantwortlichen der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Schleiden das Heft in die Hand genommen und eine Alternative entwickelt. Vertreter von FBGs und kommunalen Waldbesitzern treffen sich, um über die Gründung einer Forstwirtschaftlichen Vereinigung auf linksrheinischem Gebiet zu beraten.

Ende 2019 wird der Landesbetrieb Wald und Holz eingestellt

Wie eine Operation am offenen Herzen wirkt die Umgestaltung des Marktes für Rundholz in NRW. Seit den 70er Jahren wird in der kooperativen Vermarktung Holz aus heimischen Wäldern an die Sägewerke verkauft. Der Landesbetrieb Wald und Holz bot privaten wie kommunalen Waldbesitzern eine Komplettbetreuung von der Auszeichnung bis zum Holzverkauf an. Seit etwa 15 Jahren hat das Bundeskartellamt dieses System, das ähnlich in anderen Bundesländern praktiziert wurde, im Blick, da es private Anbieter ausschloss. Im Herbst 2017 kündigte die Landesregierung an, die Holzvermarktung durch den Landesbetrieb einzustellen.

Der Vorstand der FBG Schleiden betreibt mit Unterstützung des Regionalforstamtes die Gründung der FVW Nordeifel: Klaus Blakowski (v.l.), Thomas Maur, Albert Halling und Karl-Heinz Niemeyer.

Der Vorstand der FBG Schleiden betreibt mit Unterstützung des Regionalforstamtes die Gründung der FVW Nordeifel: Klaus Blakowski (v.l.), Thomas Maur, Albert Halling und Karl-Heinz Niemeyer.

Der erste Stichtag, der 31. Dezember 2018, konnte nicht gehalten werden, da neue Strukturen noch nicht geschaffen waren. Um ein Jahr wurde die Frist verlängert, so dass zum Jahresende 2019 Wald und Holz die Holzvermarktung einstellt.

Als Problem stellten sich die Mengen heraus, um deren Vermarktung es geht. „Der Einkäufer eines großen Sägewerks macht rund 150000 Festmeter im Jahr“, sagt Klaus Blakowski, Geschäftsführer der FBG Schleiden. Die würden nur mit „großen Playern“ arbeiten und gar nicht erst mit einzelnen Kleinwaldbesitzern in Verhandlungen treten.

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Mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Nordeifel (FWV), die am 30. April gegründet werden soll, zielen die Initiatoren aus der FBG Schleiden genau auf diese Größe. „Wir haben im Januar 2019 die Initiative ergriffen und die FBGs und Kommunen im Bereich der Regionalforstämter Hocheifel-Zülpicher Börde, Rureifel-Jülicher Börde und dem linksrheinischen Teil des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft eingeladen“, erläutert Blakowski die Dimension.

Gründung einer GmbH geplant

Blakowski ist selbst Kleinwaldbesitzer. Als Mitarbeiter des Nationalparks Eifel hatte die FBG Schleiden ihm vor zwei Jahren die Geschäftsführung angetragen. „Ohne Blakowski wäre das alles nicht gegangen“, lobt Albert Halling, stellvertretender FBG-Vorsitzender. Doch im reinen Ehrenamt wären die Vorarbeiten nicht zu leisten gewesen. Der Landesbetrieb habe ihn als „Geburtshelfer“, wie Blakowski es selbst nennt, mit einer halben Stelle freigestellt, damit er die FWV Nordeifel an den Start bringen kann. „Was der Landesbetrieb dringend unterstützt, ist die Gründung der FWV“, so Maur, zuständig für die Betreuung des Privatwalds.

Umstellung der Förderung

Als schwieriger erweist sich die Umgestaltung der Förderung der Beförsterung. Bislang wurden försterische Dienstleistungen wie Auszeichnung und Aufmaß, die durch den Landesbetrieb Wald und Holz erfolgten, nicht zu Vollkosten abgerechnet. So erhielten die Waldbesitzer eine indirekte Förderung.

Diese Praxis untersagte die EU-Kommission 2017, da kein Wettbewerb durch private Dienstleister möglich sei. Erforderlich sei eine direkte Förderung. Jeder Waldbesitzer muss in Zukunft jede Tätigkeit parzellengenau beim Land nachweisen und erhält dann eine Unterstützung.

Wie das realisiert werden soll, ist unklar. Befürchtet wird ein gigantischer Verwaltungsaufwand, der immense Personalkosten verursacht. „Ich bezweifle, dass eine GmbH so etwas leisten kann“, äußerte Klaus Blakowski vorsichtig auf die Frage, ob die FWV dies übernehmen werde. Da solle die jeweilige FBG der Mittelpunkt bleiben.

Bis Januar 2021 bleibt Zeit, diese Problemstelle zu lösen. Im Februar wurde vom Ministerium die Förderrichtlinie herausgegeben, die nun, so Thomas Maur, von einer Arbeitsgruppe im Landesbetrieb bearbeitet wird. Denkbar seien verschiedene Modelle. „Wir müssten etwa überlegen, ob wir in unserer FBG einen Förster anstellen“, so Albert Halling. (sev)

Laut Maur ist eine FWV kein neues Instrument. Sie ist im Bundeswaldgesetz verankert und stellt einen wirtschaftlicher Verein im Sinne des BGB dar. Geplant, so Blakowski, sei aus steuer- und abwicklungstechnischen Gründen die Gründung einer GmbH, die die Vermarktung übernehmen soll und sich als Tochter der FWV im hundertprozentigen Besitz der Waldeigentümer befindet.

Nach der ersten Vorgründungsversammlung im Februar haben laut Blakowski zwölf FBGs, vier Kommunen und ein größerer Privatwaldbesitzer Interesse an der FWV bekundet. Diese schlagen bei einer Fläche von mehr als 20000 Hektar rund 60000 Festmeter im Jahr ein. Er erwarte, dass viele die neue FWV erst einmal beobachten wollen, um sich ihr später anzuschließen: „Wir organisieren eine Struktur, bei der jeder mittun kann.“ Die FWV Bergisches Land, die 2018 gestartet sei und den rechtsrheinischen Raum umfasse, sei mit zehn FBGs gestartet und habe mittlerweile 30 Mitglieder.

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