PräzisionsschießenWettbewerb der Langbogen-Schützen auf Schloss Eicks

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Im Schatten von Schloss Eicks nehmen die Schützen mit ihren aus Holz gefertigten Langbögen Aufstellung.

Mechernich-Eicks – Es ist ein faszinierendes Bild, wenn die Langbogenschützen im Feld unterwegs sind, um mit ihren Waffen das Präzisionsschießen zu praktizieren. In einer langen Reihe stellen sie sich auf, wenn der Field Captain „At the marks“ ruft. Sorgfältig visieren sie das Ziel an, dass immerhin 180 Yards entfernt steht, bis der Captain das nächste Kommando gibt: „Drei Schuss in eigenem Rhythmus.“ Und dann hagelt es Pfeile.

180 Yards ist für Eifeler Verhältnisse eine etwas ungewohnte Entfernungsangabe. Einen Hinweis gibt Field Captain Bernhard Franzen, der mit Stephan Langen das Turnier leitet: „Ein Yard sind drei Fuß, ein Fuß sind zwölf Inch“, informiert er lächelnd. Nee, is’ klar. Doch natürlich löst er das Rätsel selbst auf: „Das sind etwa 164 Meter.“

Ballistische Schüsse schräg in den Himmel

Selbst ein mit einem Langbogen abgeschossener Pfeil kann diese Entfernung nicht auf gerader Linie überwinden. Deshalb wird ballistisch geschossen, schräg in den Himmel, bis der Pfeil wieder absinkt und möglichst nahe des Ziels im Boden steckenbleibt.

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Wichtiger Bestandteil des Bogenschießens: Pfeile suchen.

In zwei Gruppen treten die rund 40 Schützen zum Wettbewerb an: Bei „At the marks“ werden die schweren und die leichteren Langbögen aus unterschiedlichen Entfernungen geschossen. Anders ist es beim zweiten Wettbewerb, dem „Speed Shooting“. Hier stehen die Ziele in fast schon komfortabler Nähe von 76 Yards, knapp 70 Meter. Hier geht es darum, in vorgegebener Zeit so viele Schüsse wie möglich auf ein Ziel abzugeben – und nach Möglichkeit auch zu treffen.

„Gerichtet schießen ist anders als ballistisch“, sagt Volker Weissenfels, Abteilungsleiter der Bogenschützen der St.-Sebastianus-Schützen in Bad Münstereifel. Die veranstalten das Turnier seit 2011 regelmäßig am Eickser Schloss. Bei dieser Disziplin wird nicht hoch in die Luft geschossen, sondern flach.

Mit einer Schnur wird die Nähe zum Ziel gemessen

Hier, genauso wie bei dem Wettbewerb „At the marks“, werden die Punkte danach vergeben, wie nahe die Pfeile dem Ziel gekommen sind. Mit einer Schnur, ähnlich wie beim Boule, wird ein Kreis gezogen, mit dem entschieden wird, ob ein Pfeil in die Wertung kommt oder nicht.

Richtig weit geht es beim letzten Wettbewerb des Turniers, dem „Cloth of Gold“. Auf der langen Wiese im Schlossgarten können die Pfeile richtig Fahrt aufnehmen und große Distanzen zurücklegen. Peter Dreßen, der Sieger in dieser Disziplin, schoss seinen Pfeil stolze 282 Yards weit. Dass dabei ein Pfeil auf Abwege geraten kann, ist verständlich. „Die Suche nach den Pfeilen ist ein wesentlicher Bestandteil des Sports. Das ist ein bisschen wie beim Golf“, so Weissenfels.

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Ähnlich wie beim Boule wird eine Schnur verwendet, um festzustellen, welche Pfeile dem Ziel wie nahe gekommen sind.

180 Zentimeter oder größer kann ein Langbogen sein. Als Material ist nur Holz erlaubt. Verwendet wird traditionell Eibe, aber es gibt auch Bögen, die aus Orangenbäumen, der Osage Orange, gefertigt sind. Sogar das Holz vom Goldregen oder Bambus kommt bei der Herstellung der Bögen zum Einsatz.

An zwei Tagen sind die Langbogenschützen in Eicks. Während samstags das Training für den „At the marks“-Wettbewerb ansteht, geht es am Sonntag richtig zur Sache. „Ich bin für das Turnier aus Bayern gekommen“, sagt Adrian Carney. Bereits zum sechsten Mal sei er dabei. „Das Turnier ist einmalig in Deutschland“, schwärmt er von der Möglichkeit, seinem Sport nachzugehen.

Normalerweise seien mehr Ausländer dabei, besonders aus England sei diesmal niemand gekommen, sagt er bedauernd. Die Stimmung sei einmalig, die Punktezahl eigentlich egal. „Das ist kein richtiger Wettbewerb, nicht so ein Machoscheiß“, lobt er grinsend.  

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