Regenbögen im KreisEuskirchener Politiker, Sparkasse und Vereine zeigen Solidarität

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In den Farben des Regenbogens erstrahlte das Weiße Haus in Hellenthal am Abend des Spiels Deutschland gegen Ungarn.

In den Farben des Regenbogens erstrahlte das Weiße Haus in Hellenthal am Abend des Spiels Deutschland gegen Ungarn.

Kreis Euskirchen – Die Stadionbeleuchtung in München konnte Uefa verbieten, im Kreis Euskirchen hat der europäische Fußballverband nichts zu sagen. Und so setzten viele Menschen im Kreis ein Zeichen.

Noch war die Halbzeitpause im EM-Spiel Ungarn gegen Deutschland nicht zu Ende, noch führte Ungarn mit 1:0 Toren, was das EM-Aus der deutschen Mannschaft bedeutet hätte, da erstrahlte in Hellenthal ein Licht der Hoffnung und der Zuversicht. In den Farben des Regenbogens, die Farben der Fahne der LGBTQ-Bewegung (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender, Queer), wurde das Weiße Haus, das Nebengebäude des Hellenthaler Rathauses, angestrahlt – als Zeichen für Solidarität und Toleranz aus der Eifel, so die Initiatoren.

Freuten sich über die positive Resonanz in Hellenthal über ihre Aktion: Norbert Dahmen (v.r), Thorsten Harth und Bürgermeister Rudolf Westerburg.

Freuten sich über die positive Resonanz in Hellenthal über ihre Aktion: Norbert Dahmen (v.r), Thorsten Harth und Bürgermeister Rudolf Westerburg.

Direkt vor Ort verfolgte Bürgermeister Rudolf Westerburg, wie mit hereinbrechender Dämmerung auch das Licht der farbigen Scheinwerfer immer besser auf der weiß gestrichenen Fassade des Hauses zur Geltung kamen. Die Freude über das Gelingen der spontanen Aktion war ihm anzusehen, dass nicht nur im Rampenlicht stehende Orte wie die Stadien in Köln oder Frankfurt ein Zeichen setzten, sondern auch die kleine Gemeinde mit ihren rund 8000 Einwohnern. „Ich habe mit meiner Ehefrau Irene in den letzten Tagen die Ereignisse rund um die Europameisterschaft verfolgt“, sagte der Bürgermeister.

Dabei sehen sie zum Beispiel die teils vollen Stadien während einer Pandemie, Flugreisen von mehreren 1000 Kilometern der Mannschaften aufgrund der weit auseinanderliegenden Spielorte und schließlich die Entscheidung der Uefa, die Illumination des Münchener Stadions in Regenbogenfarben zu untersagen, kritisch.

Kurzfristige Umsetzung hat geklappt

„Es gibt immer noch Diskriminierung gegen Schwule und Lesben, auf die der Sport aufmerksam machen sollte“, so Rudolf Westerburg. Große Städte hätten ein Zeichen gesetzt, da könnten auch eine kleine Landgemeinde und ein Landbürgermeister ein Zeichen setzen.

„In der Gemeinde Hellenthal leben viele schwule und lesbische Paare, die sich in die Gemeinschaft einbringen und selbstverständlich dazugehören“, stellte Westerburg klar. Am Dienstagnachmittag habe er den Eventausstatter Norbert Dahmen kontaktiert und gefragt, ob die Möglichkeit zu einer kurzfristigen Umsetzung bestünde. Mit Thorsten Harth machte Dahmen sich am Mittwoch an die Arbeit und setzte das markante Gebäude ins bunte Licht. „Wir hatten sehr viele positive Reaktionen auf unsere Ankündigung“, freute sich Westerburg über die Resonanz.

Regenbogenfahne vor Kreishaus

Hellenthal war längst nicht der einzige Ort im Kreis, an dem die Farben des Regenbogens zur Geltung kamen. Landrat Markus Ramers ließ vor dem Kreishaus eine Regenbogenfahne hissen. „Damit wollen wir ein Statement für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit setzen“, sagte Ramers. Am Berufsbildungszentrum in Euenheim wehte eine gleiche Fahne im Wind, das Alte Rathaus in Euskirchen war in den Farben beleuchtet.

Zeichen der Toleranz: Markus Ramers.

Zeichen der Toleranz: Markus Ramers.

Auch der Kreis Düren postete die Farben. „Vielfältig und tolerant zu sein, macht uns im Kreis Düren aus“, so Landrat Wolfgang Spelthahn. Zahlreiche Lokalpolitiker und auch nicht ganz so prominente Bürger umrandeten ihr Profilbild in den Sozialen Netzwerken mit den Farben des Regenbogens.

Soweit wollte Hans Peter Nußbaum nicht gehen. „Ich habe kein Problem mit Schwulen, Lesben“, stellte der Weilerswister CDU-Fraktionsvorsitzende klar. Den „Hype“ zur Regenbogenfahne halte er aber für überzogen: Es geht um ein Fußballspiel.“ Deutschland sei eine freie und bunte Gesellschaft: „Das ist auch gut so. Dafür stehen wir alle ein“, so Nußbaum: „Der Orban hat einen an der Klatsche, da müssen wir auch nicht lange drüber reden.“

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Aber dass man das Thema so auf ein Fußballspiel kapriziere „und dann noch viele Stadien in Regenbogenfarben taucht, das halte ich für übertrieben“, so der Weilerswister CDU-Fraktionsvorsitzende. Er kenne Häuser, an denen das ganze Jahr über die Regenbogenfahne hängen, weil dort Homosexuelle wohnten: „Das ist okay. Die sollen leben, wie sie wollen. Wir leben doch in einem freien Land.“ Ihm stoße aber auf, dass nun die Befürworter der Fahne als die Guten gelten würden und wer nicht so denke, als Böser: „Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich zu denken habe.“

Der TuS Vernich postete sein Emblem in den Regenbogenfarben, auch die Kreissparkasse Euskirchen präsentierte das Sparkassen-S in Pink, Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. „Bei der Kreissparkasse Euskirchen stehen die Menschen im Vordergrund, egal ob es um unsere Kunden oder unsere Mitarbeiter geht“, begründete Vorstandsvorsitzender Udo Becker das: „Toleranz und Akzeptanz sind uns im Umgang mit Menschen besonders wichtig. Deswegen gefällt uns die Idee, ein Zeichen für Diversität und Gleichberechtigung zu setzen und wir schließen uns gerne - wie andere Unternehmen und Persönlichkeiten in der Region - der Aktion an.“

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