BergneustadtDisput um Moscheebau beim vierten Bürgerforum

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Abdullah Ulay (Moscheeverein)

Abdullah Ulay (Moscheeverein)

Bergneustadt – Mehr als drei Stunden Informationen über ihre Stadt - beim inzwischen vierten Bürgerforum startete Bürgermeister Wilfried Holberg am Donnerstagabend vor knapp 300 Bürgern im voll besetzten Krawinkelsaal einen Parforceritt durch Bergneustadt: Haushalt, Sparkassenfusion, Neue Mitte, Gizeh-Erweiterung, Moscheebau – was im zu Ende gehenden Jahr Thema war oder die Bergneustädter demnächst beschäftigen wird, kam auf den Tisch.

Es tut sich viel

Am Ende konnten die Bürger mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sich vieles tut in ihrer Stadt. Nicht alles stößt auf Zustimmung, aber zumindest auf etwas mehr Verständnis, wenn es – wie die nach wie vor hohe Grundsteuer oder der sechsmonatige Umleitungsstress während der Südringsanierung ab kommendem Frühjahr – eh’ nicht zu ändern ist.

Wenn Gizeh-Chef Ralf Jung die Pläne seiner Firma erläutert, die im kommenden Jahr eine neue Produktionsstätte für digital bedruckte Event-Becher bauen will, oder Paul Daub als Sprecher der Bergneustädter Investorengruppe den Fortgang der „Neuen Mitte“ beschreibt, deren Realisierung im Frühjahr mit dem Abriss der Kaufhalle, dreier Häuser an der Othestraße und der Sanierung von Stadthotel und Hochhaus endlich Fahrt aufnehmen soll, können die Zuhörer mit diesen Vorhaben jetzt auch Gesichter verbinden.

Gizeh-Chef Ralf Jung

Gizeh-Chef Ralf Jung

Hallenanbau am Stadtwald

Jung kündigte dabei noch eine weitere Erweiterungsabsicht an: Innerhalb der kommenden zehn Jahre soll an die bestehende große Halle am Stadtwald eine 1500 Quadratmeter große angebaut werden, um die Spritzgussproduktion von Kunststoffbechern zu erweitern. Etwa 35 Meter weit wolle man dafür in den Stadtwald hinein bauen, das Feuerwehrfest werde aber nicht tangiert.

Kontroverse um Moschee

Nach wie vor kontrovers diskutiert wird der geplante Moscheebau. Der Moscheeverein will bauen, die Stadt erkennt den grundgesetzlich verankerten Anspruch auf eine angemessene Glaubensstätte an, will deren Größe aber beschränken. „Eine Großmoschee zwischen Siegen und Köln in Bergneustadt wird es nicht geben können“, erklärte Bürgermeister Holberg in Richtung Moscheeverein. Überhaupt werde sich ein Moscheebau nur realisieren lassen, „wenn ihre Größe von der Mehrheit der Bergneustädter Bevölkerung mitgetragen wird.“ Anderenfalls, so fürchtet Holberg, werde es Kräfte geben, die alles daran setzen, „dass die Sache vor die Wand fährt“. Türkischstämmige und einheimische Bevölkerung lebten leider noch nicht miteinander, sondern nebeneinander Holberg. Eine von beiden Seiten akzeptierte Moscheegröße sei ein Schritt auf dem Weg, dies zu verändern.

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Gesetzlicher Anspruch der Muslime angebracht

Er fühle sich als Bürger 2. Klasse, kritisierte SPD-Ratsherr Yasar Eroglu, wenn eine Mehrheit der Bergneustädter den Moscheebau zustimmen müsse. Parkprobleme am jetzigen Standort in der Wiesenstraße oder die Ditib seien nicht Thema, sondern der gesetzliche Anspruch der 25 Prozent Moslems in Bergneustadt, ihre Religion angemessen ausüben zu können. Und dazu habe der Moscheeverein Vorschläge vorgelegt, die aber allesamt abgelehnt worden seien. Eroglu warnte davor, in der Diskussion die Argumente der AfD zu übernehmen.

Investor Paul Daub.

Investor Paul Daub.

Nach wie vor erhebliche Probleme hat die Stadt mit der Ditib, der Dachorganisation des Bergneustädter Moscheevereins. Erst nach langer Diskussion, so Holberg, hätten die Vorsitzenden und er der Ratsfraktionen ein Gesprächsangebot des Ditib-Bundesvorstands angenommen und sich zu einem Treffen im Januar bereiterklärt.

Nach wie vor ein Problem ist die Parksituation während des Freitagsgebetes an der Wiesenstraße. Zwar kontrolliert das Ordnungsamt verstärkt, die Situation habe sich aber nur unwesentlich verbessert, kritisierte Unternehmer und Anlieger Hermann Schürfeld. Der Vorsitzende des Moscheevereins, Abdullah Ulay, lud die Bergneustädter ein, sich die Situation in der Wiesenstraße selbst anzusehen: „Die Moschee ist offen für alle.“

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