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StadtgeburtstagBergneustadt probt für das große Jubiläum

Lesezeit 4 Minuten
Eine Kapelle vor der evangelischen Kirche.

Ein blauer Himmel stand über dem Kirchplatz, als der Feuerwehrmusikzug einmarschierte. 

Der Stadtgeburtstag wurde erstmals auf dem Kirchplatz gefeiert und war ein voller Erfolg. Die neue Trägerin des Stadtdukaten wurde auf der Bühne überrascht. 

Im Theater gilt der Aberglaube, dass es besser ist, wenn die Generalprobe schiefgeht. Aber das Schauspiel des Stadtgeburtstags hat seine eigenen Regeln. Organisatorin Tatjana Mönnich strahlte jedenfalls beim Eintreffen des Festzugs auf dem Kirchplatz: „Alles hat auf die Minute geklappt.“ Erstmals wurde der Stadtgeburtstag nicht am Losemund-Brunnen, sondern auf dem Kirchplatz begangen. Es war der Testlauf für das 725. Stadtjubiläum im kommenden Jahr, und wenn dann das Wetter wieder so gut mitspielt, wird es ein rauschendes Fest.

Auftakt war am Samstag ein Fest auf dem Hackenberg mit einem Auftritt des Turnvereinszirkus Orlando. Danach formierte sich ein Festzug, der sich gen Altstadt aufmachte, vornweg die Landsknechte und Marketenderinnen des Heimatvereins, dahinter unter anderem Abordnungen der Parteien, erstmals der Bosnische Kulturverein, insgesamt 16 Gruppen. Der Feuerwehrmusikzug gab den Rhythmus vor.

Zwei Frauen auf der Bühne in Kittelschürzen.

Jettchen und Minchen scheuten beim Brunnengespräch auch nicht die besonders dreckige Politwäsche.

Auf der Kirchplatz-Bühne eröffnete Bürgermeister Matthias Thul das Fest im Landsknechtsgewand und verlas einen nicht ganz ernst gemeinten Beschwerdebrief. Eine Bergneustädterin beklagt sich darin bei ihm über ungepflegte Gärten. Thul rekrutiert daraufhin einen Spontanmännerchor aus lokaler Prominenz und gebietet diesem, mit den Eheleuten Rink deren Rasenmäher-Song einzustudieren.

Beim Auftritt wenig später zeigt sich, dass der Liedtext gerade nicht zum peniblen Grasschnitt motiviert. Dennoch gilt: Alle Bergneustädter sollen einen Beitrag dafür leisten, dass sich die Stadt bei der Geburtstagsfeier im kommenden Jahr von ihrer schönsten Seite präsentiert. So lautete der Tenor in den Festreden sowohl des Bürgermeisters als auch des Heimatvereinsvorsitzenden Utz Walter. „Machen Sie mit, bringen Sie sich ein“, appellierte Walter. „Die Stadt ist das Spiegelbild ihrer Bewohner.“

Machen Sie mit, bringen Sie sich ein. Die Stadt ist das Spiegelbild ihrer Bewohner.
Utz Walter, Vorsitzender des Heimatvereins

Auch Bastler sind gefragt: Zu beiden Seiten der Bühne standen Holztürme als Muster für viele weitere Exemplare, die im kommenden Jahr die Stadt im doppelten Sinn „befestigen“ sollen. Schulen, Vereine, Nachbarschaften sind aufgerufen, nach diesem Bauplan ihren eigenen Turm zu bauen.

Wer nicht mitmacht, aufgepasst: Den Waschweibern Jettchen (Antje Schnellenbach) und Minchen (Helga Sterling-Schmuck) bleibt nichts verborgen. Das traditionelle „Brunnengespräch“ war diesmal vom Losemund- zum Burgbrunnen verlegt worden, der sich allerdings hinter der Bühne versteckte.

Spott über Bergneustädter AfD-Gründung

Zur schmutzigen Wäsche, die die beiden aus dem Zuber holten, gehörte eine lange Unterhose. Diese gehöre dem Ratsherrn Wolfgang Lenz, der ja von der FDP zur AfD gewechselt sei, um endlich die süßen Früchte des politischen Erfolgs zu kosten. Minchen empfahl ihm Pflaumen mit durchschlagender Wirkung: „Da kommt unten ganz schnell die Farbe raus, die zu seiner neuen Partei passt.“ Apropos Kommunalwahl: SPD-Chef Friedhelm Beucher wollen die beiden beim Heimweg nach der Vorstellung seines Bürgermeister-Kandidaten singen gehört haben: „Wunder gibt es immer wieder.“

Als Sängerin hatte Antje Schnellenbach später einen weiteren Auftritt. Nämlich als Agnetha-Double bei einer Abba-Einlage. Da konnte man den European Song Contest im Fernsehen glatt verpassen.

Festorganisatorin Tatjana Mönnich schwärmte im Gespräch am Rand des Festplatzes: „Die Bergneustädter sind Feuer und Flamme. Wir hatten beim Aufbau viel mehr Helfer als erwartet.“ Sie ist zuversichtlich, dass sich im kommenden Jahr viele Vereine und Gruppen am Umzug beteiligen und daran mitwirken, dass das auf eine ganze Woche ausgedehnte Fest im Mai 2026 ein buntes Bergneustadtprogramm bietet.

Wer einen Beitrag zum Geburtstagsprogramm im kommenden Jahr leisten will, meldet sich beim Festkomitee unter stadtgeburtstag@bergneustadt.de.


Stadtdukaten für Ute Rink

Die neue Dukatenträgerin war sichtlich überrascht von der großen Ehre: Beim Stadtgeburtstagsfest auf dem Kirchplatz hat Bürgermeister Matthias Thul der Bergneustädter Musikerin Ute Rink (68) den Stadtdukaten verleihen. Kurz zuvor waren Ute Rink und Ehemann Friedemann auf derselben Bühne aufgetreten und hatten mit einem Spontanchor ihren Song vom „Ratter-Knatter-Rasenmähermann“ vorgetragen.

Ein Mann zeigt eine Urkunde, eine Frau eine Medaille.

Bürgermeister Matthias Thul zeichnete Ute Rink mit dem Stadtdukaten aus.

Der   Auftritt war typisch für Ute Rink, denn er war von Musikalität, Humor und vor allem von bürgerschaftlichem  Engagement geprägt. Bürgermeister Thul betonte in seiner Laudatio, dass Ute Rink stets spontan bereit sei, uneigennützig zu helfen. Auch ohne Honorar stehe sie zur Verfügung, wenn Kitas und Seniorenheime, Vereine und Institutionen musikalische Unterstützung brauchen. Bei Hauskonzerten und vielen anderen Gelegenheiten habe sie junge Talente gefördert. Sie stehe für ein Ehrenamt, das die Stadtgesellschaft wie ein Kitt zusammenhält.

Seit 1975 bilden Ute und Friedemann Rink ein Gespann und machten zunächst Musik in der christlichen Szene. Später gehörten ihre fünf Kinder zur Musikerfamilie „Die Rinks“. In den Jahren 1991 bis 2005 waren die Rinks in ganz Deutschland unterwegs. Ihre erste Produktion „Wolkentheater“ wurde bald zum Kinderliederklassiker. Heute treten die Rinks manchmal   mit ihren fünf Enkeln auf. Die Eheleute geben noch immer Konzerte auch für Erwachsene, arbeiten als Musikpädagogen und veröffentlichen Alben im Liedermacherstil auf ihrem eigenen Label „Wolkentheater“.