Geht es nach Wolfgang Lenz, wird der neue AfD-Ortsverband Bergneustadt bereits bei der Kommunalwahl im Herbst mitmischen.
Radikaler SchrittEx-FDP-Stadtrat schmeißt hin und gründet AfD-Ortsverband für Bergneustadt

Der Bergneustädter Wolfgang Lenz (60) ist überzeugt: Das Aufbrechen verkrusteter Strukturen im Land kann nur mit der AfD gelingen. Deshalb wechselt er mit sofortiger Wirkung das Parteibuch.
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Aus und vorbei, das gelb-blaue Tischtuch ist endgültig zerrissen. Mit sofortiger Wirkung hat der FDP-Stadtverordnete Wolfgang Lenz (60) seinen Austritt aus der liberalen Partei erklärt und seinen Sitz im Bergneustädter Stadtrat niedergelegt. Bereits am Mittwochabend wurde er im Krawinkelsaal von Bürgermeister Matthias Thul aus dem Kreis der Stadtverordneten verabschiedet.
Seit 21 Jahren im Bergneustädter Stadtrat engagiert
21 Jahre lang hatte Lenz die Interessen der Liberalen dort vertreten, beim letzten kommunalen Urnengang im Herbst 2020 wollte er für die FDP sogar das Neustädter Bürgermeisteramt holen. Wer politische Debatten mit ihm einmal verfolgt hat, der weiß, dass er leidenschaftlich für seine Sache streitet. Anlässe, Blutdruck und Stimme hochzufahren, gab es – aus seiner Sicht – zuletzt jedenfalls genug. Während der jüngsten Bergneustädter Haushaltsberatungen hatte er die Verantwortlichen im Land und im Bund mehrfach heftig dafür kritisiert, dass sie die Kommunen finanziell im Stich ließen.
Über Kreuz mit der FDP Oberberg
Konsequent lag Lenz deshalb auch mit der FDP Oberberg über Kreuz, insbesondere mit deren Entscheidung, den Kreishaus-Neubau mitzutragen. Dazu kam das Unverständnis über das Ampel-Aus in Berlin. Die FDP habe den Weg für die Ampel-Koalition überhaupt erst geebnet – um dann vorzeitig auszusteigen. „Sowas macht man einfach nicht“, sagte Lenz dieser Zeitung.
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Seine Entscheidung, Partei und Fraktion rund vier Monate vor der nächsten Kommunalwahl zu verlassen, hat indes noch einen Hintergrund, der den eigentlichen politischen Paukenschlag bedeutet: Wolfgang Lenz will dieser Tage einen Bergneustädter Ortsverband der AfD gründen, der im Herbst Stadtratsmandate holen will. Schon am morgigen Freitag soll es ein Treffen geben, um Kandidaten für die Neustädter Wahlbezirke zu nominieren.
Ich habe das Vertrauen verloren, dass die bestehende Politik den dringend nötigen frischen Wind in verkrustete Strukturen bringen kann und will.
Ob man alle 17 Bezirke werde besetzen können, sei noch fraglich, so Lenz. Mit Blick auf die Ergebnisse der Bundestagswahl im Februar rechne er der AfD aber durchaus gute Chancen auf einige Sitze aus – etwa in Leienbach oder den beiden Hackenberger Stimmbezirken. Einen Bürgermeister-Kandidaten der AfD schließt er zum jetzigen Zeitpunkt allerdings aus.
„Ich habe das Vertrauen verloren, dass die bestehende Politik den dringend nötigen frischen Wind in verkrustete Strukturen bringen kann und will“, erklärt Lenz. Vor seiner Entscheidung habe er einige Monate lang Sitzungen der AfD in der Region besucht. Sein Fazit: „Überall bin ich offen empfangen worden. Nirgendwo habe ich extremistische Parolen oder undemokratisches Verhalten erlebt.“ Deshalb sei er überzeugt, so der Bergneustädter, dass er auch in einem AfD-Ortsverband seinen bisherigen Ansichten werde treu bleiben können – zum Beispiel wenn es um die Unterstützung der muslimischen Gemeinde für eine moderne Gebetsstätte in Bergneustadt gehe.
Das jüngste Gutachten des Bundesverfassungsschutzes habe seine Entscheidung ausdrücklich nicht mehr geändert. „Wenn die Nachricht vom Wechsel zur AfD raus ist, wird mir der Wind hart ins Gesicht blasen“, ist Wolfgang Lenz überzeugt. Gleichwohl werde er jedem die Hand reichen, der an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert sei.