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„Extremisten in der Kommunalpolitik“Moscheeverein wehrt sich gegen Diskriminierung

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Vorsitzender Fetin Karaca: Muslimisches Leben darf nicht aus der Stadt verbannt werden. 

Bergneustadt – Mit einer öffentlichen Erklärung hat die Türkisch Islamische Gemeinde Bergneustadt Stellung bezogen zu den jüngsten Vorgängen um den Bau einer neuen Moschee in der Stadt. Darin unterstreicht der Vorsitzende des Moscheevereins, Fetin Karaca, man sei weiterhin kompromissbereit und akzeptiere den Vorschlag, den Moscheebau nun am alten Standort an der Wiesenstraße zu realisieren. Nicht akzeptieren werde man aber für ein Gotteshaus ungeeignete Standortvorschläge und solche, mit denen muslimisches Leben regelrecht aus der Stadt „verbannt“ werden solle.

In dem fünfseitigen Brief lässt Karaca die fast 40-jährige Geschichte der Moschee mitten im Industriegebiet an der Wiesenstraße Revue passieren und erinnert daran, dass der Moscheeverein in den letzten Jahren alle alternativen Standorte mit hohem finanziellen Aufwand geprüft habe. Die meisten seien dem Verein dabei von der Stadt angetragen, dann aber – wie zuletzt der Wechsel auf das Gelände des Hagebaumarkts – verhindert worden. Das führe bei den Muslimen in Bergneustadt zu Resignation und Enttäuschung bis hin zu Frust und Hoffnungslosigkeit.

Öffentliche Diskriminierung und Ausgrenzung von Muslimen

Namens des Moscheevereins äußert Karaca seine tiefe Besorgnis, dass die Suche nach einer würdigen Gebetsstätte „zum Anlass für Hetze gegen Musliminnen/Muslime und die Moschee in Bergneustadt genommen wird“. Durch „gezielte Antipropaganda nicht zuletzt von extremistischen Kräften in der Kommunalpolitik und bösartigen Minderheiten“ komme es an Stammtischen und in Sozialen Medien zu inakzeptablen Äußerungen. Menschen mit extremistischer Gesinnung nutzten die Gelegenheit, um öffentlich Diskriminierung und Ausgrenzung von Muslimen zu betreiben. „Unser buntes Bergneustadt wird mit schändlichen Vorwürfen und Assoziationen in Verbindung gebracht“, schreibt Karaca, „dieses Vorgehen hilft niemandem, schadet aber uns allen“. Es drohe eine gezielte Spaltung der Bergneustädter Gesellschaft.

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Karaca geht auch auf den Vorfall mit dem Moscheenachbarn und Unternehmer Hermann Schürfeld im Anschluss an die jüngste Ratssitzung ein. Man bedaure dessen „islamfeindlichen und antimuslimischen Äußerungen“ und die kategorische Ablehnung einer Moschee an der Wiesenstraße. Trotz aller Probleme in der Vergangenheit habe gerade der jetzige Moscheevorstand zu den Nachbarn und insbesondere zur Firma Schürfeld ein gutes Verhältnis gepflegt und Konflikte auf ein Minimum reduziert oder auf dem Weg des Dialogs gelöst. Der Moscheeverein hofft, dass Schürfeld sein „unwürdiges Verhalten“ einsehe. Man reiche jedem die ausgestreckte Hand, solange Aufrichtigkeit und Respekt vorherrschten.

Nach den Sommerferien will der Moscheeverein im Rahmen einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit ausführlich über die islamische Gemeinde, die bisherige Entwicklung und ihre Zukunftspläne informieren. Nach mehr als 60 Jahren Migrationsgeschichte hätten die Bergneustädter Muslime einen Platz verdient, „an dem wir unsere gesamte Stadtbevölkerung jederzeit in Würde und Respekt willkommen heißen und den wir unseren Kindern als religiöses und kulturelles Erbe ihrer Heimat Bergneustadt mit Stolz übergeben können“.

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