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Malen gegen DepressionBergneustädter ist ein Streiter für Licht und Liebe

Lesezeit 3 Minuten

Im Atelier der Psychiatrischen Tagesklinik in Olpe entstehen die farbkräftigen Werke.

Bergneustadt – „Schwarz benutze ich nicht“, sagt Harald Wandt kategorisch. Diese Farbe tue ihm nicht gut und werde in seinen Bildern auch nicht benötigt. Selbst das Bild „Das schwarze Loch“ kommt dank überlappender Farbschichten ohne Schwarz aus. Ein schwerer Unfall leitete den Wandel in der Kunst des Bergneustädters ein, der sich als ein „Kämpfer für das Helle“ beschreibt.

Seit einer Nahtoderfahrung setzt er auf Lebensfreude

„Seit einer Nahtoderfahrung bei einem Verkehrsunfall weiß ich, dass ich keine schwarzen Untiefen, sondern Lebensfreude in meinen Bildern möchte! Schwarz empfinde ich als ,eingesperrt sein’.“

Der Bergneustädter will durch seine Bilder Licht schenken. Sie sollen energiegeladen sein, Hoffnung ausdrücken und zur Assoziation anregen. Darum nennt er sich auch einen „Kämpfer für das Helle“ und fragt die Betrachterinnen und Betrachter, was sie bei seinen Werken empfinden. „Natürlich freue ich mich über positive Resonanz, doch auch Kritik ist in Ordnung, denn ich möchte ehrliche Meinungen.“

Eindrücke aus der Natur werden zu Bildern

Ideen für seine Bilder, abstrakt und gegenständlich, entwickelt er unter anderem beim Ultralauf. Dann, wenn er stundenlang besonnen und meditativ in Köln, Basel oder Amsterdam Schritt um Schritt zurücklegt und mit seinen Gedanken ganz bei sich sein kann. Das Erlebnis, in der Natur zu sein, die Eindrücke, die er dort sammelt, werden später zu Bildern in Acryl oder Aquarelltechnik.

Allerdings nicht in Bergneustadt in seinen eigenen vier Wänden. Dort, so sagt Harald Wandt, sei er zu sehr im Alltag gefangen und gefordert. Der Maler braucht eine andere, eine geschützte Umgebung. So fährt er freitags in das Atelier der Psychiatrischen Tagesklinik in Olpe, um dort in Stille zu Farben und Pinsel zu greifen. Etwa 50 Bilder sind dort entstanden. „Das freitägliche Malen, manchmal mit anderen Kunstschaffenden, manchmal allein, ist ein wunderbarer Start ins Wochenende“, ist der Bergneustädter überzeugt.

Der Künstler will mit Malen der Depression Einhalt gebieten

Dass er dort malt, hat eine Vorgeschichte, denn schon seit Jahren kämpft der Fachapotheker für Naturheilverfahren gegen seine Depression. „Das Kreativsein hilft mir sehr, mit meiner Krankheit zu leben. Ich habe den Willen, durch das Malen der Depression keinen Raum mehr zu lassen.“

Offen spricht er darüber, dass die Depression ihn seit Jahren begleitet und er zweimal für längere Zeit stationär behandelt werden musste.

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Auch das Angehen gegen die Krankheit hat den Maler zu einem Menschen werden lassen, der Licht und Liebe eine enorm große Bedeutung zumisst, der anderen Mut machen möchte, kreative Wege zu finden, die Depression in Schach zu halten. Diese kreativen Wege vermittelt er als Kunsttherapeut im evangelischen Altenheim in Bergneustadt und sagt: „Es ist mir eine Freude, wenn ich beobachte, was für schöne Bilder dort entstehen.“