Der Fachapotheker Harald Wandt lässt das Unbewusste malen. So verarbeitet er seine Emotionen. Jetzt stellt er in Kirchhundem aus.
„Malen kann heilen“Bergneustädter malt gegen seine Depression

Farbe im Kopf: Der Bergneustädter Harald Wandt mag kräftige Töne.
Copyright: Foto: Michael Kupper
Der Mensch ist Veränderung. Er kann und muss Perspektiven wechseln, um sich selbst und anderen verzeihen zu können, um mit Schuld umzugehen, um Freude und Glück zuzulassen. Der Wechsel der Perspektive prägt auch Harald Wandts Malerei. Hatte der Bergneustädter noch vor einiger Zeit erklärt, die Farbe Schwarz assoziiere er mit „Eingesperrtsein“ und nutze sie nicht, ist sie nun ein Mittel zur Darstellung der Dualität.
„Ich benutze seit rund einem Jahr auch Schwarz. Das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Gut funktioniert nun einmal nicht ohne das Wissen um das Böse“, sagt der Bergneustädter. Er lächelt, als er verrät, dass trotzdem die Farbe Orange derzeit sein Favorit sei. „Orange macht mich fröhlich. Ich mag es, mit kräftigen Tönen zu arbeiten, Farbkombinationen zu finden, die mich selbst überraschen.“
Das Malen füllt seither den Raum, den sonst die Depression für sich beanspruchen würde. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber es hilft mir ungemein.
Harald Wandt berichtet, dass er das Unbewusste malen lasse und so seine Emotionen verarbeite. Er komme im Schaffensprozess in eine Spiritualität hinein, die ihm Ruhe schenkt. Eine Art Kunst zu schaffen, die jahrelanger Übung bedurfte, wie der Maler versichert. Ähnlich empfindet Harald Wandt das beim Laufen. Mit jedem Schritt spürt er die Energie der Natur um ihn herum, die dann auch in seine Bilder fließt.
Meist läuft der Bergneustädter früh morgens am Sonntag, sehr gerne an der Agger. Dann vergisst er die Zeit, konzentriert sich auf das flirrende Wasser, lässt sich, je nach Jahreszeit, vom Spiegelbild des Mondes im Wasser begleiten. „Ich mache das, um die Jahreszeiten zu spüren“, das sei seine Form der Meditation.
Der Mond ist eines seiner Motive, auch Schutzengel sind entstanden sowie Heilpflanzen, denn als Fachapotheker hat Wandt sich lange mit der Wirkung von Blättern, Blüten oder Wurzeln beschäftigt. Transportieren möchte der Maler in seinen Bildern das Göttliche im Menschen, die Liebe.
Schließlich geht es ihm darum, mit seinen Bildern der Depression etwas entgegenzusetzen, die ihn schon seit Jahren begleitet. Ein Burnout zwang ihn, sein Leben neu zu denken. „Das Malen füllt seither den Raum, den sonst die Depression für sich beanspruchen würde. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber es hilft mir ungemein.“ Kreativ ist er vor allem freitags, wenn er sich im Atelier der Psychiatrischen Tagesklinik in Olpe in seine Kunst vertieft. „Zu Hause habe ich die nötige Ruhe nicht.“
Unter dem Motto „Malen kann heilen“ ist Harald Wandt ab Mittwoch, 2. Juli, bis Mitte August beteiligt an der Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ in der Kulturkirche Silberg, Silberger Straße 21 in Kirchhundem. Die Vernissage beginnt um 17 Uhr.
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