ErdbebenTrauer und Sorge an Kitas und Schulen in Bergneustadt und Waldbröl

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Zu sehen ist eine Gedenkfeier mit einer Frau am Rednerpult.

Eine Gedenkfeier für die Erdbeben-Opfer veranstaltete die Gemeinschaftshauptschule Bergneustadt. Schulleiterin Carmen Bloch sprach zu den Schülerinnen und Schülern.

Kurz vor Karneval liegen Freud und Leid bei den Kindern dicht beisammen.

Freude und Trauer liegen derzeit nah beieinander bei den Kindern. Einerseits basteln viele schon seit Wochen an ihrem Kostüm als Elfe, Einhorn oder Pirat und können die Karnevalsparty in der Schule oder der Kita kaum erwarten. Andererseits haben viele Familien, die in Oberberg leben, bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien Verwandte und Freunde verloren.

Die Kinder haben die schrecklichen Bilder vor Augen. Eine Herausforderung für Lehrende und Erziehende. „Die Kinder brauchen schöne Erlebnisse, obwohl – oder sogar weil – zur Zeit so viel Schreckliches passiert“, sagt Alexandra Stahl-Hochhard, Leiterin der Grundschule im Bergneustädter Stadtteil Hackenberg. Sie denkt an das Erdbeben, aber auch an die Kriege in der Ukraine und in Syrien. „Es würde nichts ändern, den Kindern die Freude zu nehmen.“ Deshalb wird an Weiberfastnacht in den ersten beiden Stunden in den Klassen wieder Karneval gefeiert, und danach gibt es eine gemeinsame Party in der Sporthalle.

Hauptschule Bergneustadt organisierte eine Gedenkfeier

Auch im Kindertreff in Waldbröl Eichen kommt am Donnerstag wie geplant die Garde der Karnevalsgesellschaft zu Besuch, und die Kinder lassen sich schminken. „Um Leid auszuhalten, muss man stark sein, und Freude macht stark“, weiß Andrea Malik aus ihrer 30-jährigen Erfahrung als Erzieherin. An der Hauptschule Bergneustadt haben die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen alles vorbereitet, um mit den Jüngeren aus den Klassen 5 und 6 zu singen und Spaß zu haben. „Das muss einfach sein, sie dürfen auch mal lachen nach fast drei Jahren Corona“, meint Schulleiterin Carmen Bloch und versichert: „Deshalb reden wir keine Trauer klein.“

Ganz im Gegenteil. Bereits in der vergangenen Woche seien die Schülersprecher Mohamad Yasser Abou Shaar aus Syrien und Sila Sarikaya, die türkische Wurzeln hat, zu ihr gekommen mit der Bitte um ein Gedenken an die Opfer. „Eine Gedenkminute, wie vom Schulministerium vorgeschlagen, erschien uns zu unpersönlich“, sagt Bloch, an deren Schule 80 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben. So gab es im Foyer eine richtige Gedenkfeier. Zudem wurde ein Raum eingerichtet, in dem bis zum Ende der Woche Schülerinnen und Schüler Ansprechpartner finden, mit denen sie über Verlust, Angst und Trauer sprechen können.

Auf dem Bergneustädter Hackenberg sind viele Familien direkt betroffen

Auch im Stadtteil Hackenberg seien viele Familien direkt betroffen, berichtet Grundschulleiterin Stahl-Hochhard. „Wir versuchen die Kinder so gut es geht vor dem Ausmaß des Schreckens zu schützen, deshalb sprechen wir sie nicht selbst an, sondern warten, was sie von sich aus erzählen.“ Da gelte es dann, Ängste zu beschwichtigen, etwa, ob ein Erdbeben auch hier passieren kann, oder zu beruhigen, dass die Oma in Syrien sich vielleicht nur nicht meldet, weil es zur Zeit keinen Strom zum Handyladen gibt. „Wir versuchen, für die Kinder da zu sein, auch in Einzelgesprächen“, sagt die Schulleiterin.

Wie tröstet man und erklärt, was passiert ist, wenn man selber weinen muss?
Andrea Malik, Erzieherin aus Waldbröl-Eichen

„Wie tröstet man und erklärt, was passiert ist, wenn man selber weinen muss?“ Erzieherin Andrea Malik in Waldbröl-Eichen drückt aus, was viele ihrer Kolleginnen zur Zeit bewegt. Auch in Waldbröl betrauern viele Familien Angehörige, andere leben noch in Ungewissheit.

„Wir haben dann gesagt, da braucht jemand Hilfe von uns, und haben zu Spenden aufgerufen. Wir wollten eine positive Möglichkeit zum Handeln aufzeigen“, sagt Malik. So stapelten sich dann Berge von die Paketen im Flur der Kindertagesstätte und auch die Kinder halfen nach ihren Kräften mit, am Freitag den Transporter zu beladen.

„Da spielten Nationalitäten keine Rolle“, betont Andrea Malik: „Es war ergreifend, diese Gemeinschaft, diese Solidarität zu fühlen, und ich bin überzeugt, das hilft auch den Kindern nachhaltig.“


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