QuartiersmanagementIn Engelskirchen viel ins Rollen gebracht

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TinaDocken

Quartiersmanagerin Tina Docken – hier auf dem Spielplatz in Wallefeld – möchte gerne weitere Steine ins Rollen bringen.

Engelskirchen – Vor einem Jahr berichtete die Engelskirchener Quartiersmanagerin Tina Docken in dieser Zeitung von der Aufgabe, ihre neue Position zu etablieren und ihr Aufgabenfeld zu definieren. Jetzt ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen, denn im November endet die Förderung durch das Deutsche Hilfswerk. Bei erkennbarem Erfolg der Arbeit winkt aber eine Verlängerung um zwei Jahre.

Was hat Tina Docken in ihrem Quartier erreichen können? Die wohl wichtigste Aufgabe war, ein Netzwerk aufzubauen und in Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu kommen.

„Sehe mich als Knotenpunkt“

In Engelskirchen als Ansprechpartnerin bekannt zu werden, um selbst Kontakte unter den Ehrenamtlichen vermitteln zu können, nahm einen Großteil ihrer Zeit ein. Sie nutzte die Veranstaltungen in den Dörfern, um sich und ihre Rolle vorzustellen und mit den Menschen über ihre Wünsche und Bedürfnisse im Dorf zu sprechen.

„Ich sehe mich als Knotenpunkt, ich hole alle Vereine und Gruppen innerhalb des Dorfes an einen Tisch.“ Dabei fielen der Quartiersmanagerin Gemeinsamkeiten auf: Soziale Teilhabe und Treffpunkte, Mobilität und lokale Einkaufsmöglichkeiten waren Themen, die sich in den Gesprächen stets wiederholten.

Erste Projekte werden umgesetzt

In Schnellenbach, Wallefeld und Osberghausen haben sich nach dem gemeinsamen Brainstorming ganz konkrete Projekte ergeben, die bereits umgesetzt oder in Planung sind. In Schnellenbach etwa organisierten die Bewohner einen Dorftrödel, der Dorffestcharakter hatte. Tina Docken trommelte alle Schnellenbacher Parteien zusammen, um die Veranstaltung zu einem Projekt des gesamten Dorfes zu machen.

„Der Schnellenbacher Trödelmarkt war ein klassisches Event im Sinne der Dorfentwicklung“, resümiert sie. Innerhalb des Ortes seien wichtige Kontakte geknüpft worden. Im besten Fall soll sich der Dorftrödel künftig zu einer Tradition weiterentwickeln. Eine Wiederholung ür das kommende Jahr sei bereits  geplant – dann ohne das Zutun  von Tina Docken. „Hilfe zur Selbsthilfe“,  wiederholt die  Wahl-Oberbergerin lachend.

Yoga in Wallefeld

Auch in Wallefeld brachte sie den Stein ins Rollen, indem sie mit den Dorfbewohnern eine Dorfbefragung umsetzte. Dieses Projekt ging sogar über Dorfgrenzen hinaus, denn die Befragung richtete sich ebenfalls an die Bewohner Wahlscheids, Hollenbergs und Thals.

Der Wunsch, in Wallfeld einen Yogakurs anzubieten, konnte durch die Zusammenarbeit der Vereine erfüllt werden, denn in Wahlscheid gab es bereits ein entsprechendes Angebot. Außerdem schloss sich eine Elterninitiative zusammen, die auf der Wiese neben dem Dorfgemeinschaftshaus und dem Freibad in Wallefeld einen Spiel- oder Mehrgenerationenplatz bauen möchte. Bei dem anfänglichen Sorgenkind ging es ebenfalls voran. In Osberghausen stimmten die Vereine zu, an Stelle der Turnhalle ein Haus der Vereine zu bauen.

Das Schneeballprinzip

Abgerissen wurde die Turnhalle bisher nicht, aber allein der gemeinsame Entschluss, dort etwas Neues zu errichten, ist ein Erfolg, findet Docken. Schon kleine Fortschritte, die sich bestenfalls nach Schneeballprinzip vergrößern werden, sehe sie als Erfolg, damit kein Frust aufkommen – denn Dorfentwicklung brauche Zeit. Bevor Neues entstehen kann, muss das Alte in Osberghausen erst einmal Platz machen.

Aber auch ein Abriss kostet Geld und darum kümmere man sich jetzt. Tina Docken holte sich für dieses Projekt den Rat vom „Eckenhääner Huus“, das ein ganz ähnliches Projekt umsetzte. Auch hier ist die Devise: Der Stein ist ins Rollen gekommen. Und genau mit dieser Einstellung beantragt Tina Docken die Verlängerung ihrer  Stelle.

Unterstützung von den Kirchen

Ein Jahr lang hat sie an ihrer Rolle als Ansprechpartnerin gearbeitet. „Wir stehen am Anfang und die Vereine brauchen noch viel Unterstützung“, erklärt die Dorfentwicklerin. Bis heute seien gute Perspektiven entstanden, die nun weiterverfolgt werden müssen.

So oder so – wie geht es (bestenfalls erst in zwei Jahren) ohne Förderung durch das Deutsche Hilfswerk weiter? Eine wichtige Eigenschaft ihres Amtes sieht Tina Docken darin, dass sie von der evangelischen und katholischen Kirche und der Gemeinde Engelskirchen gleichermaßen unterstützt wird.

"Unparteiisch wie die Schweiz"

Die Kirchen übernahmen bisher die finanzielle Selbstbeteiligung der Förderung und die Gemeinde stellte unter anderem den Arbeitsplatz und weitere Sachkosten.

„Meine Stelle ist ein Gemeinschaftsprojekt, ich bin unparteiisch wie die Schweiz.“ Wenn die Förderung ausläuft, könne das Quartiersmanagement, um weiterhin ein Gemeinschaftsprojekt zu bleiben, durch verschiedene Sponsoren finanziert werden. Bereits für den Antrag auf Verlängerung muss Tina Docken einen anderen Träger als die Kirche finden, denn die käme wegen einer Satzungsänderung des Deutschen Hilfswerkes nun nicht mehr in Frage.

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Geplant ist, dass der WQ4-Verein, Verein zur Förderung der Quartiersentwicklung, offiziell die Trägerschaft übernimmt, die Kirchen aber weiterhin die finanzielle Unterstützung bieten, die der Verein selbst nicht aufbringen könnte.

Denn, überrascht von dem Entschluss des Deutschen Hilfswerkes, blieben alle aktuelle Parteien dabei, Tina Docken und das Amt des Quartiersmanagements in Engelskirchen unterstützen zu wollen. Über diese Arbeit sind sich nämlich alle einig: „Weitermachen!“ 

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