Offene GanztagsschuleEngelskirchen plant Gebührenerhöhung für Eltern

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Ein Schüler schreibt im Unterricht.

Engelskirchen bereitet den Ausbau der Offenen Ganztagsschulen vor.

Ab 2026 haben die Eltern aller Grundschüler einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, doch dafür sind die Schulen teils zu klein.

Nicht nur auf die Gemeinde Engelskirchen kommt ein dicker Brocken zu: Von August 2026 an haben alle deutschen Erstklässler einen Anspruch darauf, ganztägig betreut und gefördert zu werden.

Von 2029 an dürfen dann alle Grundschulkinder einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) beanspruchen. So haben es Bundestag und Bundesrat bereits 2021 per Gesetz verfügt. Nun zeigt sich: Ein konkretisierendes Landesgesetz wird es wohl nicht geben und die bisher formulierten Leitlinien lassen noch viele Fragen offen.

Unklar ist damit auch, wie die Kommunen den notwendigen Ausbau der Schulen finanzieren. Norbert Hamm vom Verwaltungsvorstand der Gemeinde Engelskirchen berichtete nun im Schulausschuss des Gemeinderats, dass er bisher mit Fördermitteln in Höhe von 700 000 Euro rechnen darf – viel zu wenig, angesichts der Tatsache, dass an allen vier Grundschulstandorten Um- und Ausbaukosten anstehen.

Anbauten in Loope und Schnellenbach nötig

Anders als viele Nachbarkommunen stehe Engelskirchen immerhin noch gut da, weil die Schulen keinen Investitionsstau aufweisen. Um den Aufwand vertretbar zu halten, sollen Klassenräume künftig sowohl für den Vormittagsunterricht als auch für die OGS-Nachmittagsförderung genutzt werden.

Zur Vorbereitung auf den Andrang nach dem Rechtsanspruch haben die vier Grundschulleiterinnen ein Rahmenkonzept entwickelt. Demnach sollen Vor- und Nachmittag enger verzahnt werden. Zudem wurde das Bonner Planungsbüro Biregio beauftragt, die Raumsituation zu begutachten.

Mensa an der Grundschule Bergische Straße

In der Ausschusssitzung berichtete Biregio-Planer Marvin Schlicht, dass derzeit rund zwei Drittel der Grundschülerinnen und -schüler bereits eine Betreuung vor oder nach dem eigentlichen Unterricht bekommen, Tendenz steigend.

Schlicht erläuterte anhand von Raumplänen, dass die Grundschule an der Bergischen Straße einen Erweiterungsbau für eine Mensa braucht. Dieser könnte im Bereich der Hausmeisterwohnung an die Turnhalle angefügt werden, wo die Gemeinde ohnehin ein Gebäude für Veranstaltungen bauen möchte.

Räume der Sekundarschule Ründeroth

Während man sich in Ründeroth damit behelfen kann, dass die Sekundarschule Flächen abtritt, seien in Loope und Schnellenbach ebenfalls Anbauten notwendig, wegen des geringen Platzangebots wahrscheinlich, indem Gebäudeteile aufgestockt werden.

Die Gemeindeverwaltung will die Planungen nun fortsetzen und zu Kostenschätzungen kommen. Der Schulausschuss gab dafür einstimmig grünes Licht. Dem Rat empfohlen wurde eine Erhöhung der OGS-Gebühren, die bereits im kommenden Schuljahr gilt.

Ausschuss empfiehlt Erhöhung der Gebühren für die Eltern

In diesem Zuge sollen die Gebühren gerechter werden. Zurzeit betragen die monatlichen Elternbeiträge zwischen 51 und 212 Euro. Nach Einschätzung der Gemeindeverwaltung gibt es zwischen den einzelnen Einkommensstufen ein Ungleichgewicht, welches einkommensschwache Familien benachteiligt.

Zwischen den unteren und mittleren Einkommensstufen entstehen Differenzbeträge von bis zu 33 Euro, während diese in den oberen Einkommensstufen nur 6 oder 9 Euro ausmachen. Die neue Gebührentabelle sieht darum in den oberen Einkommensgruppen Sprünge von 25 Euro vor.

Engelskirchen will Gutverdiener stärker zur Kasse bitten

Mit der neuen Beitragstabelle würden 222 Familien mit Jahreseinkommen bis 109 000 Euro finanziell entlastet. Vorgesehen ist zudem, dass künftig nicht mehr die volle Betreuung gebucht werden muss, sondern nach Wunsch auch nur 80 Prozent (bis 15 statt 16 Uhr oder nur vier Tage in der Woche) mit einem entsprechenden Gebührennachlass.

Andererseits müssen die Eltern die Ferienbetreuung zusätzlich bezahlen. Derzeit ist sie im allgemeinen Preis inbegriffen, was dazu führt, dass viele Eltern ihre Kinder vorsichtshalber anmelden, die Schüler dann aber gar nicht erscheinen, Essen und Betreuungskraft werden zum Ärger der Betreiber unnötigerweise bereitgestellt. Die Gemeindeverwaltung geht davon aus, dass sich die neue Gebührensatzung unterm Strich kaum auf die Einnahmen auswirken wird.

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