FlüchtlingsrettungMarienheider hilft auf Malta bei Renovierung der „Lifeline“

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Seit einem Jahr liegt die „Lifeline“ im Hafen des maltesischen Valletta, wo auch Kreuzfahrtschiffe haltmachen. 

Seit einem Jahr liegt die „Lifeline“ im Hafen des maltesischen Valletta, wo auch Kreuzfahrtschiffe haltmachen. 

Marienheide/Malta – Welche Zustände auf der „Lifeline“ geherrscht haben müssen, wurde Werner Rosenthal bei der Arbeit auf Deck so richtig bewusst. Im Sommer vergangenen Jahres hatte das Rettungsschiff im Mittelmeer 234 Flüchtlinge an Bord genommen, eine tagelange Irrfahrt folgte. Rosenthal: „Die Menschen haben eng an eng auf Deck gestanden. Das war Ausnahmezustand. Unglaublich.“

Vor wenigen Tagen ist der Marienheider Werner Rosenthal (68) aus Malta zurückgekehrt. Dort wurde die „Lifeline“ nach der Rettungsmission von den Behörden beschlagnahmt und ihr Kapitän Claus-Peter Reisch vor Gericht gestellt. Seitdem sind Freiwillige damit beschäftigt, das mit Spenden finanzierte Schiff in Schuss zu halten.

Von der Tochter zum Einsatz überredet

Zwei Wochen lang half Rosenthal gemeinsam mit seiner Tochter Anna im Hafen der maltesischen Hauptstadt Valletta mit. In glühender Hitze befreite er mit Werkzeugen das Deck von Rost und Lack – während nebenan riesige Kreuzfahrtschiffe festmachten, auf denen die Urlauber mit Cocktails in den Liegestühlen saßen. Das sei schon etwas irreal gewesen, sagt Rosenthal. In Valletta waren überall Flüchtlinge zu sehen, die von diesem Luxus nur träumen können.

Seit einem Jahr liegt die „Lifeline“ im Hafen des maltesischen Valletta, wo auch Kreuzfahrtschiffe haltmachen. 

Seit einem Jahr liegt die „Lifeline“ im Hafen des maltesischen Valletta, wo auch Kreuzfahrtschiffe haltmachen. 

Seine Tochter Anna, die in Bonn lebt und dort einen Unterstützer der „Mission Lifeline“ kennengelernt hatte, überredete Rosenthal zum ehrenamtlichen Einsatz auf Malta. Und weil er als Rentner genügend Zeit habe, sagt Rosenthal, habe er sich Mitte Juni mit ihr ins Flugzeug gesetzt. Von Köln/Bonn ging’s über München direkt nach Valletta.

„Lifeline“ hieß vorher „Seawatch 2“

Mit einem VW-Bus wurden die Helfer abgeholt und zum Grand Harbour gebracht, wo das Schiff seit einem Jahr liegt. Beinahe täglich reisen Helfer an und andere ab, berichtet Rosenthal: „Das Team besteht stets aus bis zu 15 Leuten, fast alle kommen aus Deutschland.“

Rosenthal wurde im Bauch des Schiffes einquartiert. „Luxus gibt’s auf dem Schiff natürlich nicht. Es ist knapp 50 Jahre alt, wurde ursprünglich als Fischereiforschungsschiff gebaut.“ Bevor es im September 2017 in „Lifeline“ umgetauft wurde, war das Schiff als „Sea-Watch 2“ unterwegs und wurde bei der Rettung von mehr als 25.000 Menschen eingesetzt. Die Kapitänin des Nachfolgers „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, wurde in den vergangenen Tagen nach einer Rettungsmission in Italien unter Hausarrest gestellt.

„Arbeit monoton, Menschen interessant“

Jeden Morgen um 7 Uhr begannen Rosenthal und die anderen Freiwilligen mit dem Tagwerk. Nach kurzer Einarbeitung hatte der Marienheider raus, wie Rost und Lack möglichst schnell von Deck entfernt werden.

Doch bei Temperaturen um die 34 Grad erhitzte sich das metallene Schiff schnell. „Der Stahl hatte 85 Grad.“ Deswegen gab’s zwischen 11 und 17 Uhr eine Siesta. Erst in den Abendstunden wurde weitergearbeitet, spätestens um 21 Uhr war Feierabend.

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„Die Arbeit war monoton, aber die Menschen waren interessant“, sagt Rosenthal. Er berichtet von einem Filmfestival in der Stadt, das sich an einem Tag allein dem Flüchtlingsthema widmete. Bei Diskussionsrunden erfuhr der Marienheider, dass die Integration von Migranten nicht überall so weit fortgeschritten ist wie in Oberberg. „Dort reden sie noch über die Akzeptanz von Flüchtlingen, aber kaum davon, wie sie in die Gesellschaft eingegliedert werden können.“

Werner Rosenthal half mit, das Schiff in Schuss zu halten – zwei Wochen, die ihn beeindruckt haben. Über seine Erfahrungen berichtet er kommende Woche.

Werner Rosenthal half mit, das Schiff in Schuss zu halten – zwei Wochen, die ihn beeindruckt haben. Über seine Erfahrungen berichtet er kommende Woche.

Die zwei Wochen auf dem Rettungsschiff haben Rosenthal für das Flüchtlingsproblem im Mittelmeer sensibilisiert: „Wir Europäer müssen die Fluchtursachen bekämpfen. Solange ist die zivile Seenotrettung absolut notwendig.“ Als Vorsitzender des Awo-Ortsverbandes möchte er nun Geld für das im Mittelmeer kreuzende Rettungsschiff Mediterranee sammeln, das von der Arbeiterwohlfahrt unterstützt wird.

Über seinen Arbeitseinsatz berichtet Werner Rosenthal am Donnerstag, 11. Juli, um 19 Uhr mit einem Bildervortrag im evangelischen Kirchsaal (Martin-Luther-Straße 8). Eine Expertin erklärt rechtliche Aspekte der Seenotrettung.

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