Hochkomplexe VerfahrenGeo-Chemiker aus Marienheide arbeitet, wo andere Urlaub machen

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25 Proben bearbeitet das Massenspektrometer von Dr. Alexander Heuser in etwa 18 Stunden. Der 46 Jahre alte Wissenschaftler aus Marienheide-Hütte hat in Kiel an der Entwicklung eines weltweit neuen Diagnoseverfahrens für Osteoporose mitgewirkt.

25 Proben bearbeitet das Massenspektrometer von Dr. Alexander Heuser in etwa 18 Stunden. Der 46 Jahre alte Wissenschaftler aus Marienheide-Hütte hat in Kiel an der Entwicklung eines weltweit neuen Diagnoseverfahrens für Osteoporose mitgewirkt.

  • Der 46-jährige Dr. Alexander Heuser stammt aus Marienheide-Hütte.
  • Arbeiten tut er aber in Kiel am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar.
  • Er zu einem Forscherteam, das ein hochkomplexes Verfahren in der medizinischen Diagnostik entwickelt hat
  • Dabei geht es immer um eins: Kalzium.

Hütte/Kiel – Mit der Chemie der Steine und vor allem Mineralien kennt er sich aus, doch beschäftigt sich Dr. Alexander Heuser heute eigentlich nur mit Knochen und dem menschlichen Skelett. Gestein und Gebein haben nämlich eines gemein: Kalzium.

In Kiel arbeitet der 46-Jährige am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar, in Marienheide-Hütte aber steht Heusers Elternhaus. „Ich darf also dort arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen“, sagt Heuser. Die Ostsee ist nah, die Kieler Förde nicht fern – Heusers Büro und sein Labor sind auf dem Ostufer der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins, die in ihrer Mitte ziemlich viel Wasser hat.

Hochkomplexe Verfahren

Seit 2016 gehört der Mineraloge und Geo-Wissenschaftler zu einem Forscherteam, das ein hochkomplexes Verfahren in der medizinischen Diagnostik entwickelt hat: Dieses soll Ärzte bei der Diagnose der Volkskrankheit Osteoporose unterstützen. Die konnte bisher nur dann sicher diagnostiziert werden, wenn bereits Knochen im Körper massiv abgebaut worden ist.

„Und dann immer nur mit Hilfe von Röntgenaufnahmen“, erklärt Heuser, dem heute eine Blut- oder eine Urinprobe reicht, um Hinweise auf eine mögliche Erkrankung zu erhalten. „Damit kann viel früher als bei der bisher üblichen Methode festgestellt werden, ob mehr Knochen ab- als aufgebaut wird und damit ein Knochenverlust eintreten könnte.“

Denn hier kommt das Kalzium ins Spiel, mit dem sich der Marienheider in seiner Promotion an der Kieler Christian-Albrechts-Universität beschäftigt hat, nämlich mit Kalzium-Isotopen in den Schalen und Panzern von Organismen im Meer – Mineralogie trifft also auf Meeresforschung. Und weil Kalzium eben auch in den Knochen eines Menschen steckt, war auch die Medizin nicht mehr weit weg. Heute misst Heuser die Zusammensetzung von Kalziumisotopen in eben jenen Proben. Auch leitet er die Massenspektrometrie und ist verantwortlich für das Qualitätsmanagement bei einem Unternehmen, das im August vergangenen Jahres aus dem Projekt hervorgegangen ist.

Erkenntnisse zu Knochenschwund

Die Entwicklung dieses weltweit neuen, bislang einzigartigen Verfahrens hat die Kieler Helmholtz-Gemeinschaft mit zwei Millionen Euro gefördert. Inzwischen ist es marktreif. „Wir messen und berechnen sozusagen das Verhältnis von leichtem Kalzium zu schwerem Kalzium“, bringt es der Forscher auf eine leichte Formel. Das erlaube Rückschlüsse, ob ein Knochenschwund begonnen hat und damit eine Erkrankung an Osteoporose drohen könnte. „Ein Vorteil für den Patienten ist, dass er sich nicht mehr der Röntgenstrahlung aussetzen muss“, führt Heuser aus. „Auch können während einer Therapie täglich Proben untersucht werden.“

Für solche Analysen im Labor benutzt Heuser das Massenspektrometer: Dieses bearbeitet in 18 Stunden etwa 25 Proben, die aus Behandlungszimmern in ganz Deutschland stammen.

Ehefraum leitet Eiszeitmuseum

Verheiratet ist Alexander Heuser mit Dr. Vera Laurenz-Heuser aus Bayreuth, die im Nienthal bei Lütjenburg (Kreis Plön) das Eiszeitmuseum leitet und dort den Besuchern zum Beispiel erklärt, was für gigantische Steinmassen die Eiszeit bewegt hat und warum die Mammute ausgestorben sind. Einige Male im Jahr bricht Alexander Heuser im Norden auf, um nach Hause zu reisen. „Mir fehlen die Wälder rund um Marienheide – und die Ruhe in Oberberg“, verrät der Wissenschaftler, der das Kreischen der immer präsenten Möwen und das Tuten der Schiffe aber ebenso lieben gelernt hat.

Strandtage, Bootstouren und Wanderungen entlang der Schwentine im Kieler Osten gehören zum Freizeitprogramm des Ehepaares, das sich zudem im Bogenschießen übt und im Stadtteil Dietrichsdorf, nicht weit von Heusers Arbeitsplatz entfernt, ein Heim gefunden hat.

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