Erste konkrete Schritte stehen anViel Lob für Gummersbacher Radverkehrskonzept

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Radfahrer sollen auch in Gummersbach mehr Raum bekommen.

Radfahrer sollen auch in Gummersbach mehr Raum bekommen.

Gummersbach – So viel Lob aus den Reihen der Politik erntet die Gummersbacher Verwaltung auch nicht jeden Tag. Doch beim Radverkehrskonzept, das die Stadt mit dem Planungsbüro Via aus Köln in den vergangenen zwölf Monaten erarbeitet hat, gab es im Ausschuss für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Mobilität viel Zuspruch. Und das vor allem, weil mit dem Konzept ein erster Aufschlag in Richtung mehr Fahrradmobilität gemacht wird, zugleich aber auch schon erste ganz konkrete und einfach umzusetzende Schritte aufgezeigt werden.

So könnten schon demnächst einige Einbahnstraßen im Stadtgebiet für Radfahrer auch in Gegenrichtung befahren werden dürfen. Was in Gummersbach eine Neuerung darstellt, gehört in Städten wie Köln längst zum Standard. Zu den ausgewählten Straßen gehören die Yorckstraße und die Andienungsstraße.

Tempo-30-Zonen als weiteres Thema

Ein weiteres Thema sind Tempo-30-Zone. Die Experten berichten in ihrem Konzept, dass Radfahren insbesondere dann sicher ist, wenn das Tempo der Autos niedrig sei. „Aus diesem Grund sollte die Einrichtung von Tempo-30-Zonen in Wohngebieten flächendeckend untersucht und vorgenommen werden.“ Die Experten von Via geben zu bedenken: „Die Öffnung vieler Einbahnstraßen kann nur dann erfolgen, wenn zunächst die Tempo-30-Zonen eingerichtet werden“, heißt es in der Zusammenfassung.

Beim Thema Öffnung der Fußgängerzonen schreibt Via: „Die Befahrbarkeit der Fußgängerzone ist zum Zweck der Zielerreichung und Netzdurchlässigkeit erforderlich, weil die streckenbezogene Anordnung von Tempo 30 auf dem Innenstadtring derzeit (noch) nicht möglich ist.“ Das klingt nach weiteren Diskussionen in den Fachausschüssen.

„Ganz viele Zwangspunkte“

Doch es gibt auch ganz banale Maßnahmen wie etwa das Herrichten von Wegen, so dass diese radfahrtauglich werden. So etwa die Verlängerung der Kleinen Bergstraße unterhalb der Berstig oder die Verlängerung der Kastanienstraße in Richtung Derschlag über die Epelstraße. Und nicht zuletzt der Weg entlang des Beckebachs.

Ressortleiter Francis Jovan machte deutlich, dass die Ergebnisse des Konzepts nicht Stück für Stück abgearbeitet, wohl aber in die Planung und Umsetzung künftiger Baumaßnahmen integriert würden. „Es sei denn, es besteht akuter Handlungsbedarf.“ Der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner sagte, dass es in Gummersbach in Sachen Fahrradmobilität sicher Nachholbedarf gebe, doch man müsse auch realistisch bleiben. „Wir haben ganz viele Zwangspunkte“, erklärte Hefner. Daher müsse man Kompromisse finden. Berufspendler, Kinder oder Fahrradtouristen hätten ganz andere Bedürfnisse. „Die Welt sieht nicht ganz so einfach aus, doch wir haben hier einen guten Ansatz gefunden“, glaubt Hefner.

Grüne vermissen stärkeres Bekenntnis zum Radfahren

Joachim Scholz (Grüne) sprach mit Hinblick auf die vorgelegte Expertise von einer „Supermöglichkeit weiter zu arbeiten“. Scholz vermisste allerdings ein stärkeres Bekenntnis für den Ausbau der Radinfrastruktur in Gummersbach. Da gehe das Land bereits jetzt weiter. „Hier wird die Dominanz des Autos nicht in Frage gestellt“, monierte Scholz.

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Er regte wie später auch Oliver Kolken (SPD) einen Runden Tisch mit Einbindung von Akteuren wie dem ADFC an. Für die SPD machte Kolken deutlich, dass in deren Reihen die ebenfalls in dem Konzept angeregte Öffnung der Fußgängerzonen aktuell noch mit großer Skepsis gesehen werde. Bevor man hier zu einem Beschluss kommt, würde sich die SPD so eine Situation gerne mal in der Praxis anschauen. Das Einrichten von Tempo-30-Zonen begrüßte Kolken indes. Er regte an, dass sich Gummersbach einer der bereits bestehenden Initiativen im Land zu diesem Thema anschließt. Einstimmig votierte der Ausschuss am Ende dafür, die weiteren Planungen auf Basis des Konzepts voran zu treiben.

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