Ein Fest der Vielfalt in Gummersbach erinnert an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren und setzt ein Zeichen für Toleranz
Im StadtgartenBei einem Festival in Gummersbach standen Demokratie und Vielfalt im Fokus

Im Stadtgarten gab es musikalische Beiträge, Reden und Informationen zu Organisationen aus Oberberg.
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Bei bestem Wetter wurde der Gummersbacher Stadtgarten am Samstag zum Treffpunkt für alle, die Haltung zeigen wollen – gegen rechte Hetze, für Toleranz und Respekt. Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus hatten „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ und „Kultur-Konter Oberberg“ ein politisches Festival mit Musik und Diskussionen organisiert. Die stellvertretende Gummersbacher Bürgermeisterin Helga Auerswald eröffnete das Festival mit einem nachdenklichen Grußwort.
Gummersbach zeigt Haltung: Festival gegen rechte Hetze und für Toleranz
Sie erinnerte nicht nur an die Schrecken der NS-Zeit und würdigte die kürzlich verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, sondern schlug auch eine Brücke in die Gegenwart: „Unsere Gesellschaft hat ein Problem. Besonders junge Menschen lassen sich von der Hetze in sozialen Medien beeinflussen. Humanität und Toleranz – Werte, die unser Grundgesetz prägen – werden zunehmend verachtet.“
Gerhard Jender, Vorsitzender des Vereins „Oberberg ist bunt, nicht braun“, betonte: Es ist erschreckend, dass es immer noch Menschen gibt, die die Bedeutung dieser historischen Ereignisse nicht verstehen oder sie sogar verhöhnen. Dem müssen wir mit demokratischen Mitteln entgegentreten.“ Dass dieser Wiederstand bereits konkret gelebt wird, schilderte Nadine Lindörfer vom Netzwerk gegen Rechts Oberberg.
Man muss sich aktiv einsetzen.
Seit fünf Jahren engagiert sie sich in der politischen Bildungsarbeit und beobachtet eine besorgniserregende Entwicklung: „Rechte Narrative sind gängig geworden. Aussagen, die früher nicht sagbar waren, sind wieder Teil der öffentlichen Debatte – oft ohne Einordnung.“ Gleichzeitig sei aber das zivilgesellschaftliche Engagement gewachsen: „Es reicht nicht, selbst demokratisch zu sein. Man muss sich aktiv einsetzen.“
Ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Demokratie lieferte die Jakob-Moreno-Schule. Gabriel und Michel – zwei Schüler – präsentierten beim Festival ihr Lied „Mein Gummersbach“. Der autobiografischen Text handelt von Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Hoffnung. Unterstützt wurden sie von Schulsozialarbeiter Will Mercene, der mit seiner Methode gezielt auf persönliche Geschichten setzt. Das Projekt wurde mit dem Jugendkulturpreis des Netzwerks gegen Rechts 2024 ausgezeichnet – und sorgte beim allerersten Live-Auftritt für Begeisterung.
Junge Stimmen gegen Rechts
Auch studentische Stimmen kamen zu Wort: Teresa und Birgit vom AStA der TH Köln machten deutlich, wie stark sich rechte Tendenzen auch im Alltag bemerkbar machen. „Die Bewegung ist lauter geworden. Man bekommt es mit – in Gesprächen, auf Social Media, im Studium.“ Was helfen kann? „Sich informieren, diskutieren und sich bewusst machen: Du bist nicht allein.“
Der Nachmittag entwickelte sich zu einem lebendigen Zeichen gelebter Vielfalt: Auf der Bühne wechselten sich politische Botschaften mit Musik unterschiedlichster Stilrichtungen ab – von lautem Protestpunk bis zu gefühlvollen Klavierklängen. Was alle Acts verband, war ihre klare Haltung: Keine Toleranz für Intoleranz. Rund um die Bühne präsentierten sich oberbergische Organisationen, Gruppen und Initiativen, die sich für Demokratie und Zusammenhalt stark machen. Der „Markt der Vielen“ zeigte, wie breit der Widerstand gegen rechte Tendenzen bereits getragen wird – von Ehrenamtlichen, Studierenden, sozialen Trägern bis hin zu engagierten Bürgerinnen und Bürgern.