Vor 51 JahrenVier Menschen kommen bei Karnevalsfeier in Gummersbach ums Leben

Lesezeit 3 Minuten
Bis zum Dachstuhl loderten die Flammen in dem Fachwerkhaus

Als die Feuerwehr in Mühlenseßmar eintraf, schlugen die Flammen bereits aus dem Dach.

Bei einem Gaststättenbrand sterben im März 1972 in Gummersbach-Mühlenseßmar vier Menschen. So konnte es zu dem Unglück kommen.

Anfang März 1972 steckte Oberberg gerade mitten im Karnevalstaumel, als eine Katastrophe die Feierstimmung in der Kreisstadt zunichtemachte. Ein Großbrand in Gummersbach-Mühlenseßmar forderte vier Menschenleben.

In der Nacht zum 4. März, gegen 3.45 Uhr, so hieß es damals in dieser Zeitung, wurden Zigarettenreste in einer Blechschütte hinter der Theke zu einer Brandkatastrophe, die das „Deutsche Eck“ vollkommen zerstörte. Die Hitze hatte sich über der Schütte gestaut und letztlich die hölzerne Zwischendecke des Raumes und die Karnevalsdekorationen in Brand gesetzt, wie ein später aus Köln hinzugezogener Brandsachverständiger ermittelte.

Gummersbach: Menschen retteten sich mit Sprüngen aus den Fenstern

18 Menschen hatten sich zu dieser Zeit im „Deutschen Eck“ aufgehalten. Sieben von ihnen konnten sich nur durch Sprünge aus dem Fenster retten und zogen sich schwerste Verletzungen zu. Für vier Menschen kam jede Hilfe zu spät. Der Reporter damals berichtete von „furchtbaren Szenen“, die sich im Haus abgespielt haben müssen, nachdem ein Nachbar Alarm geschlagen hatte und die Feuerwehr mit Drehleitern und Sprungtuch angerückt war.

Das Feuer hatte sich sofort im Treppenhaus ausgebreitet und den Menschen die Rettungswege abgeschnitten. Aus den Fenstern, so der Zeitungsbericht, schlugen zehn Meter hohe Flammen. Zitiert wird der Bericht eines Augenzeugen. Er sagte: „Es war furchtbar. Überall auf dem Bürgersteig vor dem brennenden Haus lagen schreiende Menschen, die aus den Fenstern gesprungen waren.“ Eine verzweifelte Mutter ließ ihr acht Monate altes Kind gar aus dem Fenster fallen.

Überall auf dem Bürgersteig vor dem brennenden Haus lagen schreiende Menschen, die aus den Fenstern gesprungen waren.
Ein Augenzeuge berichtete damals in der Zeitung

Aufgefangen wurde es von Helfern, die Decken und einen Teppich ausgebreitet hatten. Die Gummersbacher Wehr erhielt schließlich Hilfe aus Niederseßmar, Dieringhausen und Bergneustadt, im Gummersbacher Krankenhaus kümmerten sich sechs Ärzte um die Verletzten. Eine schwerverletzte Frau konnte mit einem Rettungsschlitten vom Dach des angrenzenden Hauses geholt werden.

Unterdessen wurde klar, dass für vier Menschen jede Hilfe zu spät kommen würde. Die 75 Jahre alte Bewohnerin der Dachwohnung, eine 78 Jahre alte Besucherin, der Gastwirt und sein fünfjähriger Sohn wurden vermisst. Der ältere Sohn des Gastwirts hatte seinen Vater zwar noch im Treppenhaus gehört, aber nicht gesehen.

Das Unglückshaus in Mühlenseßmar. Durch den Brand in der Gaststätte Deutsches Eck starben vier Menschen

Das Unglückshaus in Mühlenseßmar. Durch den Brand in der Gaststätte Deutsches Eck starben vier Menschen

Am frühen Morgen wurde klar, dass der Wirt und die 78-Jährige offenbar mit der brennenden Treppe in die Tiefe gestürzt waren. Die Bewohnerin des Dachgeschosses wurde mit der Geldkassette – gefüllt mit ihren Ersparnissen – im Arm tot aufgefunden und auch der Fünfjährige hatte nicht überlebt. Das Haus selbst war vollkommen zerstört und musste abgerissen werden.

Gummersbach: Bürgermeister besuchte die Verletzten im Krankenhaus

Unmittelbar nachdem der Großbrand in Gummersbach bekannt geworden war, besuchte Bürgermeister Heinz Billig die Verletzten im Krankenhaus und die ersten Hilfsangebote aus der Bevölkerung gingen ein. Möbel wurden gespendet, mehrere Betroffene kamen in Notunterkünften unter und auch die Stadt Gummersbach bot Möbel aus ihrem Möbellager an. Bezirksbrandmeister Hans Schröder erklärte, eine vorbeugende Brandschau sei ungemein wichtig. Er sagte, er wolle ab sofort „sein Augenmerk auf den sogenannten zweiten Rettungsweg, Feuerleitern von außen“, legen.

Und schon am Dienstag nach der sonntäglichen Katastrophe stand das „Deutsche Eck“ nicht mehr – das Ordnungsamt hatte schnell entschieden. Die Feuerwehr begleitete die Abbrucharbeiten, weil es weitere Brandnester gab und sicherte einen Behälter, in dem sich noch Heizöl befand. Die Verletzten befanden sich körperlich auf dem Weg der Besserung, der Schock wirkte sicherlich noch lange nach.

Rundschau abonnieren