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„Menschen gefährdet“Oberbergs Hausärztechef sieht das MVZ in Derschlag weiter gefährdet

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Das Eingangsschild des Medizinischen Versorgungszentrums in Gummersbach.

In der Derschlager Ortsmitte ist der Sitz des Medizinischen Versorgungszentrums. Laut Dr. Ralph Krolewski wäre eine Schließung des MVZ für die Region katastrophal.

Oberbergs Hausärztechef Dr. Ralph Krolewski hat nach wie vor die Sorge, dass das MVZ in Derschlag geschlossen werden könnte.

Schräglage und Insolvenz oder nun doch ein reibungsloser Weiterbetrieb des Medizinischen Versorgungszentrums in Derschlag? Nach dem „Faktencheck“ der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) vom Mittwoch ist Dr. Ralph Krolewski keineswegs überzeugt davon, dass die Kuh damit vom Eis ist. Denn auch ihm gegenüber sei von Betreiberseite aus von der prekären Situation, Unterdeckungen und drohender Insolvenz berichtet worden, wie der Vorsitzende des Hausärzteverbands im Oberbergischen bei einem Treffen mit dieser Zeitung berichtet. So gesehen schließt der Arzt, der auf dem Bernberg praktiziert, trotz der anderslautenden Verlautbarung der KV ein Ende in Derschlag nach wie vor nicht aus.

Eine Schließung wäre aus Sicht des Hausärztechefs katastrophal

Dabei wäre eine Schließung des MVZ dort aus seiner Sicht katastrophal. „Die Einrichtung hat vier Arztsitze, einer ist aktuell nicht besetzt“, weiß Krolewski. „Fallen die weg, haben wir in der medizinischen Versorgung einen Kipp-Punkt erreicht, der nicht mehr in vorhandenen Praxen aufgefangen werden kann“, sagt der Vorsitzende mahnend. „In den vergangenen Jahren haben wir in Gummersbach bereits zirka 10 000 Patienten aufgefangen. Der Standort Derschlag hat bei der Versorgung der Bevölkerung mit Hausärzten eine zentrale, strategische Funktion“, sagt der Mediziner. Er habe eine Art Strahlkraft in Richtung Gummersbach, Bergneustadt und Reichshof. Dabei drohten nicht nur in Derschlag große Probleme.

Auch im direkt angrenzenden Bergneustadt werde es kritisch, weil niedergelassene Kollegen aufgehört hätten und weitere demnächst in Ruhestand gingen, wie Ralph Krolewski sagt. Und in Gummersbach selbst (aktuell auch neun Hausarztsitze unbesetzt) seien in den vergangenen Jahren neun Hausarztpraxen ohne Nachfolger weggefallen. „Da hatten wir vor Jahren mal 30 Ärzte“, erinnert sich Krolewski, der vor seiner Zeit im Hausärzteverband selbst als gewähltes Mitglied in den Gremien der KV ehrenamtlich mitgearbeitet hat und daher die Strukturen gut kennt.

„Stellung beziehen“ Krolewski hat den Eindruck, dass die KV kein großes Interesse daran habe, ob das MVZ wirtschaftlich arbeiten kann. „Dabei geht es doch darum, dass am Ende Menschen an Leib und Leben gefährdet sind, wenn die Einrichtung geschlossen würde.“ Denn dort würden schwer Kranke und chronisch Kranke behandelt, Menschen nachversorgt, die aus dem Krankenhaus kommen.

Krolewski fordert von der KV, endlich klar Stellung zu beziehen, denn hier gehe es einzig und allein um kranke Menschen, die es zu versorgen gelte. Denkbar ist daher für ihn, dass die KV eine Art Feuerwehrfunktion übernehme. Und in der Folge müsse man sehen, ob man das MVZ mit einer neuen Trägergesellschaft fortführe, an der niedergelassene Ärzte, ggf. Kommunen und das Klinikum beteiligt wären.

Schlussendlich ist aber auch Krolewski bewusst, dass es nicht nur im MVZ Derschlag, sondern in der Region insgesamt eine Mammutaufgabe sein wird, junge Hausärzte für Oberberg zu gewinnen. Die nachwachsende Generation wolle nicht mehr so viel arbeiten, rund 50 Prozent wollten lieber angestellt tätig sein, kein Risiko als Unternehmer haben und neben einer klar begrenzten Arbeitszeit keine Verwaltungsaufgaben mehr übernehmen. An dem für Donnerstagabend terminierten Gespräch der KV mit Bürgermeister Frank Helmenstein und Landrat Jochen Hagt nimmt Krolewski auch teil.

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