„Wir stehen dahinter“Klinik-Abteilung soll von Waldbröl nach Gummersbach ziehen

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Von den Plänen überzeugt sind Dr. Achim Müller (l.) und Dr. Gero Lorenz. Sie spüren aber auch die Verunsicherung.

Waldbröl – Die Verunsicherung sei spürbar, sagt Dr. Gero Lorenz. „Jeden Tag kommen Patienten in die Sprechstunde und fragen, wie es in Waldbröl weitergeht. Und auch unsere Mitarbeiter fragen immer, was jetzt passiert“, berichtet der Leiter der Klinik für Gefäßchirurgie, das bisher am Krankenhaus Waldbröl sein Zuhause hat. Bisher: Wenn die Pläne des Klinikums Oberberg Realität werden, ziehen Lorenz und seine Abteilung, zu der aktuell sieben weitere Fachärzte gehören, nach Gummersbach um.

Diesen Plan, der unter anderem eine Verlegung der invasiven Kardiologie – also auch des in Waldbröl stationierten Herzkatheters, der vor allem bei Notfällen wie Herzinfarkten zum Einsatz kommt – umfasst, hatte das Klinikum Mitte Juni unmittelbar nach den Beschlüssen von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung vorgestellt. Mit Echo: Vor allem in Waldbröl, aber zuletzt auch hinter der Kreisgrenze in Windeck war das von Landrat Jochen Hagt und der Klinikführung präsentierte Vorhaben auf Kritik gestoßen.

Eine Reaktion, die Dr. Gero Lorenz versteht, aber deren Credo er nicht teilt. „Aus ärztlicher Sicht“, sagt er, „überwiegen die Vorteile, die sich aus einer Zusammenlegung der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen in einem neuen Notfallzentrum in Gummersbach ergeben.“ Genau dort, in Gummersbach, sitzt er neben Dr. Achim Müller, einem der Ärztlichen Direktoren des Klinikums. Auch Müller, Chefarzt des Instituts für Radiologie am Klinikum, das auch zum Teil vom Umzug betroffen sein wird, betont den medizinischen Sinn der Pläne: „Wir als Ärzte des Klinikums waren am Findungsprozess, der dazu geführt hat, beteiligt – an der Analyse, an der Datenerhebung. Unsere Visionen sind mit eingeflossen. Wir stehen dahinter.“

Gummersbacher Zentrum schaffe ideale Voraussetzungen

Ein Zentrum, wie es in Gummersbach entstehen soll, schaffe optimale Voraussetzungen für eine hervorragende interdisziplinäre Zusammenarbeit bei eben jenen kardiovaskulären Notfällen, zu denen sowohl Herzinfarkte als auch Schlaganfälle gehören. Man dürfe sich den aktuellen Zustand nicht schönreden, so Gefäßchirurg Lorenz: „Eine Neurologie gibt es nur in Gummersbach, ebenso ein MRT und einen Diabetologen. Wir aber sitzen in Waldbröl, ebenso die interventionelle Radiologie.“

Diese Disziplinen seien aber gerade für den Gefäßchirurgen und seine Behandlungen entscheidend. Wenn es dumm laufe, müsse ein Patient für die Untersuchungen bisher immer hin und her gefahren werden. „So dumm läuft es nicht“, sagt Müller. „Aber nur, weil wir es nicht so dumm laufen lassen. Aber es ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn wir alle diese Disziplinen an einem Standort zusammenführen könnten.“

Ärzte: Angst der Herzpatienten verständlich

Auch wenn es nicht ihre Disziplin ist: Was beide dennoch besonders gut verstehen können, ist die Angst von Herzpatienten. Die Angst, vor allem aus dem Südkreis jetzt viel länger bis zur Klinik und zum Herzkatheter zu brauchen als bisher. „Ja“, sagt Müller, „die Simulation hat gezeigt, dass ich jetzt aus Morsbach zum Beispiel 30 Minuten brauche, bis ich mit dem Rettungswagen in Gummersbach bin.“ Und ja, bisher sei das von dort – und sicher auch aus dem benachbarten Windeck – nach Waldbröl schneller gegangen.

Aber vielleicht gehe es eben auch gar nicht nur um den Weg zur Klinik, so Müller. Nicht nur wegen der Versorgung im Rettungswagen: „Aus Daten, die in Dänemark erhoben wurden, wissen wir, dass es für die Qualität der Versorgung auf die sogenannte Prähospitalzeit nicht unbedingt ankommt.“ Wichtiger sei es, das dann in der Klinik alles vorhanden ist: „Selbst wenn man zum Beispiel in Dänemark mit 45 Minuten bis zur Klinik – notfalls per Helikopter – ausgeht, sind die Patienten dort so fast schneller am Herzkatheter als hier – und erst recht bei weiteren Untersuchung und Behandlungen.“ Und die Sterblichkeit bei Herzinfarkten sei in Skandinavien tatsächlich geringer als in Deutschland.

„Ein bisschen weinen werden wir schon“

Bei Schlaganfällen, erklärt Lorenz, sei der Zeitdruck nicht ganz so hoch: „Da kommt es darauf an, dass die Patienten innerhalb von 4,5 Stunden die optimale medizinische Versorgung bekommen.“ Umso wichtiger sei es, dafür künftig alles an einem Ort zu haben: „Vor allem weil wir das, was wir jetzt haben, so wegen der neuen Krankenhausplanung in Waldbröl auch gar nicht erhalten können.“

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Freut sich Lorenz also schon auf Gummersbach? „Na ja“, sagt er und lächelt, „ein bisschen weinen werden wir schon, wenn wir Waldbröl verlassen müssen.“ Auch dort gebe es kurze Wege – nicht so interdisziplinär wie künftig, aber schon zwischen Kardiologie und Gefäßchirurgie. Erleichtert sei er, dass der Standort erhalten bleibe: „Mit Akut-Geriatrie und der Weaning-Station für langfristig beatmete Patienten kämen, wenn die Pläne Realität werden, zwei Bereiche dazu.“

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