Renovierung und UmnutzungWie eine Kirchengemeinde aus Oberberg klimaneutral werden will

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Sicht von einer Orgelempore auf einen Kirchenraum darunter. Ein Pfarrer steht an einem Ambo.

Die evangelische Kirche in Hülsenbusch steht nicht zur Disposition, ist aber eine energetische Katastrophe.

Die Evangelischen Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen hat eine umfangreiche Konzeption für die sieben gemeindeeigenen Gebäude erstellt.

Alexandra Pook ist überzeugt: „Wir können die Bewahrung der Schöpfung nicht nur von unseren Kanzeln predigen, wir müssen auch entsprechend handeln.“ Die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen weiß, dass die Kirchengemeinde mit Blick auf die Klimakrise weit über ihre Verhältnisse lebt. Das soll sich ändern. Das Presbyterium der Gemeinde hat daher eine Konzeption für die Sanierung, Renovierung und Umnutzung der sieben gemeindeeigenen Gebäude erstellt.

Deren CO2-Ausstoß liegt bei jährlich 40 Tonnen, hat Presbyter Bernd Baßfeld errechnet. Der ehrenamtliche Baukirchmeister und hauptberufliche Architekt hat gemeinsam mit Arne Sievert, dem Finanzkirchmeister des Presbyteriums, die Gebäudekonzeption erarbeitet. Die Vorgabe: „Der Gebäudebestand muss an den Bedarf angepasst werden. Es gibt kein Argument dafür, nicht genutzte Gebäude zu sanieren, nur weil sie da sind.“

Hülsenbusch-Kotthausen: In der Kirche wird immer weniger Raum benötigt

Dass immer weniger Raum benötigt wird, das belegen die Zahlen in dem 100-seitigen Werk: 1998 gab es in Hülsenbusch, Kotthausen und den dazugehörenden Orten noch 4162 evangelische Kirchenmitglieder, derzeit sind es noch 2950. Dass alle Räume noch gebraucht werden, also künftig an sechs Tagen in der Woche mindestens für vier Stunden genutzt werden, sei unwahrscheinlich geworden, heißt es in der Gebäudekonzeption.

Die mangelnde Belegung sowie der mitunter sehr schlechte energetische und bautechnische Zustand sind die große Herausforderung. Immerhin: Wenn die barocke Kirche in Gummersbach-Hülsenbusch auch energetisch eine Katastrophe ist, so befindet sich ihre Substanz in einem allerbesten Zustand, berichtet Baukirchmeister Baßfeld. Der touristische Wert dieses Denkmals sei ebenso hoch zu bewerten wie seine identitätsstiftende Rolle für Ort und Region.

Gemeinde nutzt Räume in der Kotthauser Kirche für ihre Treffen

Anders das benachbarte Gemeindehaus: Bei dessen Bau sind die notwendigen Fahrzeug-Stellplätze nicht eingeplant worden, bei einem Umbau müsste man nachbessern, doch fehlt es am Platz. „Eine mögliche Lösung ist die Idee, den gegenüberliegenden Schwarzenberger Hof zum Gemeindezentrum zu machen und das Grundstück des jetzigen Gemeindehauses für Wohnhäuser zu nutzen“, sagt Presbyter Baßfeld. Aber: Der Schwarzenberger Hof müsste mit geschätzt zwei Millionen Euro renoviert werden, weswegen der Kirchengemeinde der derzeitig angesetzte Kaufpreis zu hoch ist.

Etwa acht Kilometer entfernt befinden sich die Kotthauser Kirche und ein dazugehöriges Gemeindehaus. Letzteres wurde im März 2022 wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen, die Gemeinde nutzt seitdem Räume in der Kirche für ihre Treffen. Das Kirchengebäude sei geeignet, mit einer nachträglichen Wärmedämmung für Wände, Fenster und Dach nachgerüstet zu werden, hat das Presbyterium festgestellt. Das würde die Energiekosten nachhaltig und immens senken.

Zudem haben die Konzeptverfasser eine Einnahmequelle entdeckt: „Es gibt hier Grundstücke in hervorragender Lage, die wir beleben können“, sagt Baukirchmeister Baßfeld. Angedacht ist das Aufstellen vermietbarer „Tiny Houses“ oder anderer kleiner Wohneinheiten. „Angenommen, wir errichten hier 20 Wohnungen, dann könnten wir pro Jahr 300 000 Euro an Miete einnehmen“, rechnet Baukirchmeister Bernd Baßfeld vor.

Doch erst einmal, sagt Pfarrerin Alexandra Pook, muss das für alle Bau-, Abriss- und Sanierungsmaßnahmen erforderliche Geld aufgebracht werden. Und trotz aller ehrenamtlichen Kompetenz: Dass eine professionelle und externe Bauleitung beauftragt werden muss, das findet auch das Presbyterium. Baukirchmeister Bernd Baßfeld hofft: „Steht die Finanzierung und erhalten wir zügig alle behördlichen Genehmigungen, dann können wir die Maßnahmen in fünf Jahren umgesetzt haben.“


Klimaneutrale Kirche

Sämtliche Gebäude innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland sollen bis zum Jahr 2035 „treibhausgasneutral ertüchtigt“ werden. Die 627 Kirchengemeinden der Landeskirche haben deshalb den Auftrag, in den nächsten Jahren zu prüfen und darzustellen, welche Gebäude sie erhalten, sanieren oder abgeben können.

Als eine der ersten im Kirchenkreis An der Agger hat sich die Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen dieser Aufgabe gewidmet und eine umfangreiche Gebäudekonzeption erstellt. Die setzt sich mit der effektiven Nutzung und Klimaneutralität der sieben gemeindeeigenen Gebäude auseinander: Das sind die Kirche und ein Gemeindehaus in Hülsenbusch, die Kirche und das Gemeindehaus in Kotthausen sowie drei Wohnhäuser mit insgesamt sechs Wohneinheiten in Kotthausen.

Die Gemeinde setzt dabei auf Transparenz und Akzeptanz und hat ihr Vorhaben explizit im Gemeindebrief, bei einer Versammlung und im Internet bekannt gegeben. 

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