Regisseur Gregor LeschigAbschied vom Mann im Hintergrund der Halle 32

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Gregor Leschig hat über 20 Jahre die Gummersbacher Theaterszene mitgeprägt.

Gregor Leschig hat über 20 Jahre die Gummersbacher Theaterszene mitgeprägt.

Gummersbach/Nürnberg – Eigentlich hatte seine Mutter ein Abonnement fürs Theater. Doch der Kunst auf und hinter der Bühne verfiel letztlich fürs ganze Leben der Sohn, Gregor Leschig, der sich nach rund 20 Jahren Theatertätigkeit in Gummersbach, mit zwei Stücken verabschiedet.

Es zieht den Wahlkölner zu seiner Familie nach Nürnberg: „Das Pendeln zwischen Köln, Gummersbach und Nürnberg wurde zu anstrengend“, begründet er die Entscheidung, nun in Mittelfranken Erwachsenen und jugendlichen Laien das Theater nahezubringen. Projekte mit dem Gostner Hoftheater sind schon in Angriff genommen. Auch die Nürnberger „Kulturwerkstatt auf AEG“ soll von Leschigs Wissen und Leidenschaft fürs Inszenieren profitieren.

Aufgewachsen in Westberlin durfte Leschig die ganz Großen auf der Bühne und hinter den Kulissen als Regisseure entdecken. Er erlebte am Schillertheater Samuel Becketts „Das letzte Band“ in einer Inszenierung des Autors selbst mit Martin Held in der Hauptrolle – und war beeindruckt. Das Theater hatte ihn gepackt, doch war ihm sofort klar: „Ich möchte nicht Schauspieler sein, sondern das große Ganze im Blick haben.“

1980 wurde Gregor Leschig Regieassistent am Schauspielhaus in Köln, wieder lernte er von den Großen wie etwa Dramatiker George Tabori. Fünf Jahre später inszenierte Leschig sein erstes Stück als Regisseur. „Ein Zusammenstoß“ des Dadaisten Kurt Schwitters brachte ihn in Kontakt mit Martin Kuchejda und damit letztlich auch mit Oberberg. Denn Kuchejda holte den „Mann im Hintergrund“ wie Leschig sich nennt, in den 1990er Jahren nach Gummersbach. „Dort, im Goller-Haus, konnte ich schräge, skurrile und sehr gute Sachen ausprobieren“, blickt Leschig zurück. Ein persönliches Highlight war das Projekt „Katze im Fenster“, in dem es um den Gummersbacher Maler Bruno Goller ging. 2009 interviewten Leschig und Kuchejda, damals Leiter des Hauses, die Teilnehmer des Projektes zu Gollers Werken und entwickelten daraus ein Schauspiel. Sein Ziel, Menschen mit seinem Theater zu erreichen, immer neue Formen des Theaters auszuprobieren, hat Leschig sicherlich erreicht.

Auch dank einer besonderen Gabe. „Ich glaube, ich kann recht gut auf die Befindlichkeiten meiner Schauspieler eingehen und sie gerade so fordern, dass sie in ihrem Spiel wachsen. Meine Stärke ist, dass ich sehr genau hinsehe, was meine Schauspieler motiviert und sie darin bestärke.“

Vor fünf Jahren war Leschig zudem einer derjenigen, die die Halle 32 als Ort der Musik, des Theaters und der Kultur etablierten. Gemeinsam mit Leschig waren die Amateurschauspieler der Kulturwerkstatt 32 gefordert: die Tiefe der Charaktere auszuloten, Geschichten zu erzählen, genau hinzuschauen und auch mal verrückte Sachen zu machen. Viel hat der 60-Jährige im Gummersbacher Kulturleben bewegt, ein Netzwerk geschaffen. Entsprechend möchte er sich nicht ganz verabschieden: „Ich könnte mir vorstellen, für Projekte zurückzukommen.“

Zum Schluss noch ein Stück übers Gummersbacher Theater

Zum Abschied mischt Leschig sich noch einmal in das Kulturleben ein. „Das Stück ,Der Bürgermeister kommt’ greift die Diskussion um das Theater auf. Wir versuchen, dem Publikum bewusst zu machen, warum es immer ein Theater geben muss.“ Einen Nachfolger gibt es übrigens schon. Leschigs Kurse wird der Bensberger Stefan Weiß übernehmen. Er ist nicht nur Schauspieler, sondern hat auch schon eigene Stücke entwickelt und wird laut Leschig „sicherlich spannende neue Impulse setzen“.

Die Abschiedsvorstellungen: Am Montag, 9. Juli, und Dienstag, 10. Juli, wird die Mystery-Show „Das Unfassbare“ in der Halle 32 (Steinmüllerallee 10) gezeigt. Beginn: jeweils 16.30 Uhr. Eintritt frei. Am Dienstag, 10. Juli, und Freitag, 13. Juli, zeigen die Erwachsenen in der Halle 32 jeweils um 20 Uhr „Der Bürgermeister kommt“. Eintritt: 10/6 Euro.

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