Aus Altersgründen zog das Ehepaar Hildburg und Joachim Ramke aus dem eigenen Haus in eine Mietwohung. Das entpuppte sich als eine goldrichtige Entscheidung.
SommerwettbewerbEin Umzug entpuppte sich für Gummersbacher Ehepaar als großer Gewinn

Das Ehepaar Hildburg und Joachim Ramke
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Ihr Haus zu verkaufen und nach fast 40 Jahren Eigenheim in eine Mietwohnung in ein Mehrparteienhaus zu ziehen, erwies sich für das Ehepaar Ramke als ihr größter Gewinn. Ende der 1970er Jahre verschlug es Hildburg und Joachim Ramke wegen beruflicher Veränderungen aus Norddeutschland ins Oberbergische.
In Niederseßmar erfüllten sie sich Anfang der 80er den Traum eines eigenen Hauses. Dreistöckig in Hanglage und ein großzügiger Garten, der viel Arbeit machte, ließ bei dem Paar mit der Zeit die Überlegung keimen, sich von dem Eigenheim zu trennen. „Es war einfach nicht altersgerecht und wir wollten lieber frühzeitig die Reißleine ziehen“, so die 75-Jährige.
Anfangs hatte das Ehepaar große Sorgen
Die Ramkes ließen sich nicht von negativen Stimmen oder dem schwierigen Wohnungsmarkt in Oberberg abschrecken – und hatten Glück. Nahe des Gummersbacher Zentrums war gerade ein neues Sechs-Parteien-Haus errichtet worden und die Eigentümer der einzelnen Wohneinheiten suchten bereits nach Mietern. Der 73-Jährige und seine Frau machten sofort Nägel mit Köpfen, denn die Wohnung mit mehr als 90 Quadratmetern und eigenem Balkon gefiel auf Anhieb.
„Weil die Wohnung teilweise noch Baustelle war, durften wir bei manchen Entscheidungen mitsprechen. Das war super, so konnten wir das eine oder andere nach unseren Vorstellungen umsetzen lassen“, berichtet Joachim Ramke von der guten Zusammenarbeit mit ihrem Vermieter. Eingezogen in die Wohnung – aus ihrem Haus hatte das Paar nur das allernötigste mitgenommen und sich ansonsten vollständig neu eingerichtet – konnten Hildburg und Joachim Ramke trotz ihrer schönen Wohnung so manche Sorgen nicht sofort abschütteln.
„Wie werden wohl die Nachbarn sein? Welche Geräusche werden zu hören sein? Und werden wir alle miteinander zurecht kommen oder wird es wegen jeder Kleinigkeit womöglich Streit geben?“, zählt die 75-Jährige die Gedanken auf, die ihnen 2019 durch den Kopf schwirrten. Doch ihre Ängste waren unbegründet.
Unglaublich nette Nachbarn
Im Gegenteil: Im Haus wurden alle sechs Parteien schnell miteinander bekannt, im gemeinsam genutzten Garten traf man sich, redete viel, und wenn einer in den Urlaub fuhr, war es selbstverständlich, dass einer der Nachbarn den Briefkasten leerte oder die Pflanzen in der Wohnung und auf dem Balkon goss. Auch spontane Aktionen trugen dazu bei, dass die Gemeinschaft immer enger zusammen wuchs.Einmal lud einer zum Glühweintrinken ein. Ein andermal wurden auf der Terrasse Reibekuchen gebacken, um sie dann gemeinsam zu verspeisen.
„Es fiel uns damals nicht leicht, unser Haus zu verkaufen. Auch dort hatten wir eine tolle Gemeinschaft mit den Nachbarn – von der Aussicht ganz zu schweigen. Aber wir mussten auch an unsere Zukunft denken. Wir waren beide pensioniert, ich hatte mit ersten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Da ist ein Haus, das über drei Stockwerke geht und nicht barrierefrei ist, nicht als Alterssitz geeignet. Wir haben unser Haus zwar aufgegeben, aber eine schöne Wohnung und eine tolle Gemeinschaft gefunden“, zieht die 75-Jährige ein positives Fazit.
„Es war genau der richtige Moment“, stimmt Joachim Ramke seiner Frau zu. Denn nur ein paar Monate nach ihrem Umzug stellte die Corona-Pandemie alles auf den Kopf. Doch auch in dieser Zeit stellte sich der Umzug ins neue Heim als Glückstreffer heraus. „Wir haben in dieser Zeit per Telefon und Whatsapp-Gruppe Kontakt zu den Nachbarn gehalten. Wenn jemand krank war und die Wohnung nicht verlassen konnte, haben wir mit Einkäufen ausgeholfen. Wir haben aufeinander aufgepasst“, so Joachim Ramke.
Heute leben zwar von den 2019 eingezogenen sechs Parteien nur noch drei im Haus, doch unter den drei verbliebenen Stammbewohnern herrscht nach wie vor eine gute Gemeinschaft, und auch mit den neuen Mietern verstünde man sich gut. Joachim Ramke freut sich: „Für uns war die Entscheidung, in dieses Haus zu ziehen und diese Gemeinschaft gewonnen zu haben, der größte Gewinn.“ Beatrix Schmittgen