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Teststation am Kreishaus GummersbachDen Corona-Test gibt es im Vorbeifahren

Lesezeit 3 Minuten
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Amtsarzt Dr. Bruno Arenz lässt sich fürs Foto einen Abstrich machen. Sein  Testergebnis könnte er via Internet später direkt beim Labor erfragen.

  • Die Teststation am Kreishaus in Gummersbach ist fertig.
  • Wer hier getestet wird, muss nicht aus dem Auto aussteigen.
  • Mehrere Dutzend Verdachtsfälle wurden bereits getestet. Doch der Drive-In ist nicht für jedermann

Gummersbach – Der „Corona-Drive-in“ unterhalb des Kreishauses ist fertig. Wer dorthin zum Test auf das Virus geladen wird, muss für den Abstrich sein Auto nicht verlassen. Mehrere Dutzend Verdachtsfälle wurden bereits getestet, die Kapazität kann leicht erhöht werden.

Für jedermann zugänglich ist die Teststation auf dem Parkplatz unterhalb des Kreishauses nicht. Der Kreis verweist auf eine mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vereinbarte Aufgabenteilung: Der Öffentliche Dienst testet im Zuge der Gefahrenabwehr nach Infektionsschutzgesetz alle Kontaktpersonen ersten Grades und Betroffene in Gemeinschaftseinrichtungen und Heimen, wenn es zu Corona-Ausbrüchen kommt. Für den Abstrich bei Lehrern, Erziehern, Kita-Mitarbeitern und Reiserückkehrern sind die niedergelassenen Ärzte zuständig, erst bei einem positiven Test übernimmt der Kreis die Betreuung der Betroffenen.

Die Lage in Oberberg ist schwer einzuschätzen

Im Moment ist die Lage an der Corona-Front nicht leicht einzuschätzen. Wie viele Reiserückkehrer sind womöglich infiziert? Wer aus Risikogebieten heimkehrt, muss sich testen lassen, alle anderen Rückkehrer sollen sich beim Auftreten von Symptomen erst beim Virusmelder auf der Internetseite des Kreises melden. Zwei Drittel aller aktuell Infizierten sind Rückkehrer oder ihre Kontaktpersonen.

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Es ist unübersichtlich. Landrat Jochen Hagt spricht von einem „Gewusel“. Die Zahl der Anrufer beim Bürgertelefon nimmt wieder zu, die Leitung wird nun auch an den Wochenende wieder besetzt sein (0 22 61/88-38 88). Im Gesundheitsamt wurden die Kapazitäten zur Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten aufgestockt.

Fluggesellschaften übermitteln dem Gesundheitsamt Listen mit Namen der Passagiere, die mit einem infizierten Heimkehrer nach Deutschland zurückgekehrt sind. Wie hoch die Corona-Zahlen noch steigen, werde man erstsagen können, wenn auch die Urlauber wieder zurück sind, die außerhalb der Schulferien verreisen konnten, sagt Kaija Elvermann, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. Irgendwann im September werde das der Fall sein, doch dann kommen die Herbstferien .

Das Ergebnis kommt nach 24 Stunden

Der Corona-Drive-In funktioniert schlicht und einfach. Wer einen Termin für den Test hat, meldet sich an der Einfahrt zum Gelände, fährt zwischen zwei Container, bekommt dort Informationen über die Prozedur, und wird getestet. Innerhalb von 24 Stunden kann er dann sein Ergebnis per QR-Code beim Labor in Erfahrung bringen. Der Kreis bekommt das Resultat ebenfalls.

Sechs Mitarbeiterinnen hat das Rote Kreuz dem Kreis für den Dienst am Drive-In zur Verfügung gestellt. Wer nicht an den Containern beschäftigt ist, fährt zu Hausbesuchen, um Personen zu testen, die nicht selbst nach Gummersbach kommen können. Der Drive-In und im Bedarfsfall drei weitere mobile Teststationen an Infektionshotspots gehören zum Konzept des Kreises, mit dem er mehr Testmöglichkeiten vorhalten möchte. Gut 50 Tests werden zurzeit täglich durchgeführt, die Kapazitäten reichen für doppelt so viele.

Bislang hat Oberberg das Coronavirus gut im Griff gehabt. Das Gesundheitssystem wurde nicht überfordert, die Erfolgsquote bei der Nachverfolgung von Infektionsketten war überdurchschnittlich hoch. „Diesen Erfolg wollen wir fortschreiben“, sagt Landrat Hagt.

Die Test-Bereitschaft in der Ärzteschaft könnte allerdings größer sein. In einer gestern von der KV Nordrhein veröffentlichten Liste von Hausarztpraxen, die Corona-Tests durchführen, stehen nur vier Mediziner aus Oberberg. Die übrigen fürchteten offenbar, potenziell Corona-Infizierte in ihre Praxen zu lassen, glaubt Hagt. Er hat den niedergelassenen Ärzten deshalb angeboten, mit eigenem Personal die Testeinrichtungen des Kreises zu nutzen, und die Bürgermeister gebeten, auf die Ärzte in ihren Kommunen zuzugehen. Inzwischen wachse die Bereitschaft, eigene Patienten abzustreichen. Verpflichtet seien die Ärzte nicht dazu.

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