Torsten Sträter brachte seinen trockenen Ruhrpott-Humor mit in die ausverkaufte Schwalbe-Arena, das Publikum lachte Tränen.
Geschichten aus den 70ernTorsten Sträters trockene Betrachtungen in Gummersbach

Der Mann mit der Mütze braucht auf der Bühne nichts als ein Mikro für einen unterhaltsamen Abend. Und vielleicht eine Tasse Kaffee.
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Wenn vom dummen Zucker (statt raffiniertem) die Rede ist und von Advocados, die dich verklagen – dann ist Torsten Sträter nicht weit. Am Samstagabend füllte der gelernte Herrenschneider aus dem Ruhrgebiet die Gummersbacher Schwalbe-Arena bis auf den letzten Platz. „Mach mal das große Licht an“ hat er sein Programm genannt. Diesen Satz habe seine Mutter früher immer gesagt und die Deckenleuchte gemeint. Aber er hätte es auch ebenso gut „Hömma, riechst du das nicht“ oder „Wir heizen nicht für draußen“ nennen können, ebenso beliebte Sprüche seiner Mutter.
Och, ich bin 2,10 Meter groß, ich setze mich in Reihe drei. Sagen Sie, haben Sie keinen Zylinder dabei?
Sträter kommt mit einer Tasse auf die Bühne. „Kaffee!“ ruft einer aus dem Publikum, worauf Sträter erst mal eine Viertelstunde lang amüsant über die Unart von Einwortsätzen schwadroniert. Auch zwei Zuschauer, die zu spät kommen, entgehen ihm nicht. „Ja, 20.25 Uhr war die Zeit, um die ich anfangen wollte“, kommentiert er trocken-ironisch.
Einer von den beiden ist groß. „Och, ich bin 2,10 Meter groß, ich setze mich in Reihe drei. Sagen Sie, haben Sie keinen Zylinder dabei?“, ätzt Sträter weiter. „Für die Frau hinter Ihnen ist die Show jetzt praktisch ein Hörspiel“.
Qietschegelbe Strumpfhosen
Im Programm selbst geht es um die humorvolle Betrachtung einer Kindheit in den Siebzigern. Ausgehend von der Frage „Was habe ich im Leben gelernt?“ geht es um Ohrloch-Stechdramen, die sich wie eine Mischung zwischen Bundesjugendspielen und Squid-Game anfühlen. Es geht um After Eight – „mit Schokolade ummantelte Zahnpasta im Papp-Sarkophag, die auch nach acht Uhr nicht besser schmeckt“– und um quietschegelbe Strumpfhosen, die bis zur Brust hochgezogen werden und „unten“ alles zerteilen.
Sträter fängt mit einer Geschichte an und verliert sich in Nebengeschichte um Nebengeschichte. Das Publikum fragt sich dabei ständig, was noch zum Programm gehört und was der Comedian intuitiv eingeschoben hat. Manchmal muss der Meister des trockenen Humors über seine spontanen Auswüchse selbst eine Lachpause einlegen: „Ich kann nix dafür, das kommt einfach so aus mir heraus“, entschuldigt er sich halbherzig. „Ich hab heute Abend hier, glaub ich, mehr Spaß als Sie.“
Ich ärgere mich jetzt schon drüber, dass ich gleich in einem Stau stehen werde, den ich selbst verursacht habe.
Hannah Brücker ist mit einer Freundin aus Overath-Brombach zu der Show gekommen. Sie amüsiert sich besonders über die Geschichten, die im Laufe des Abends fortgesetzt werden. So erfährt man zum Beispiel im ersten Teil der Show, dass Sträters dehydrierte Oma im Krankenhaus denkt, dass sie dem Teufel begegnet ist. Und erst im zweiten Teil hört man dann, dass Sträter selbst an der Situation nicht unbeteiligt war. Der Comedian plaudert sich durch den Abend, das Publikum krümmt sich vor Lachen. Erst zwanzig Minuten vor Mitternacht ist Schluss, aber Sträter denkt schon weiter: „Ich ärgere mich jetzt schon drüber, dass ich gleich in einem Stau stehen werde, den ich selbst verursacht habe.“