Interview der WocheJustina Mohrholz ist Abteilungsleiterin Turnen beim VfL Gummersbach

Lesezeit 5 Minuten
Justina Morholz sitzt in einer Turnhalle, gemeinsam mit Helferin Amira Stiletto, auf einer Holzbank. Beide tragen eine Nikolausmütze.

Der Nikolaus-Besuch gehört zum Programm: Justina Mohrholz (r.) mit Helferin Amira Stiletto.

Im Turnsport und in der Vereinsarbeit habe sich einiges verändert, sagt Justina Mohrholz, Abteilungsleiterin Turnen beim VfL Gummersbach.

Seit 17 Jahren ist Justina Mohrholz (46) Übungsleiterin Turnen, zunächst im TV Hülsenbusch und seit dem Umzug der Familie in die Kreisstadt beim VfL Gummersbach. Viel hat sich in den Jahren verändert, die sozialen Medien sind immer wichtiger geworden. Wie Justina Mohrholz mit den Veränderungen umgeht, darüber sprach Andrea Knitter mit ihr.

Sie haben heute über 1000 Follower auf Instagram und 130 Turnkinder bis zehn Jahre in Ihren Gruppen, wie haben Sie begonnen?

Justina Mohrholz: Wir haben in Hülsenbusch gewohnt und dort wurden Übungsleiter gesucht. Da ich selber Mutter bin, habe ich mit dem Mutter-Kind-Turnen begonnen. Heute unterstützt mich meine 19-jährige Tochter und auch mein Sohn (23) leitet eine Gruppe. Und er macht in jedem Jahr den Nikolaus für die Kinder.

Wie sind Sie zum VfL gekommen?

Das war, nachdem wir umgezogen sind. Ich habe zunächst zwei Jahre in beiden Vereinen Stunden gegeben, ehe es mir zu viel wurde und ich nur noch in Gummersbach tätig war. In Gummersbach habe ich die Aufgaben von Jutta Becker übernommen, sie hat mir alles rund um die Organisation beigebracht und wir sind heute noch befreundet.

Haben Sie dafür auch Fortbildungen gemacht?

Für das Eltern-Kind-Turnen habe ich die Übungsleiterscheine B und C gemacht. Zudem habe ich mittlerweile zehn Fortbildungen zum Thema Inklusion gemacht.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich hatte immer wieder Anfragen von Eltern, die mit ihren Kindern am Turnen teilnehmen wollten, sei es, dass die Kinder das Down-Syndrom haben oder ADHS oder im Rollstuhl sitzen. Da es in der Umgebung kaum inklusive Angebote gibt, habe ich mich weitergebildet. Kaum kamen die ersten Kinder, gab es weitere Anfragen über das Internet. Im Juni haben acht meiner Helfer an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen, zu der der Dozent Rollstühle mitgebracht hat. Es hat ihnen sehr gefallen.

Was hat sich in den vergangenen 17 Jahren vor allem geändert?

Als ich angefangen habe, gab es keine sozialen Medien, wenn ich etwas mitteilen wollte, habe ich mich ans Telefon gesetzt. Heute haben wir für jeden der vier Kurse eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der ich die Eltern am Geschehen teilhaben lasse. Ohne Kinder erkennbar zu machen, arbeite ich auch mit Instagram und Facebook. War ich am Anfang alleine als Übungsleiterin, habe ich mittlerweile vier zusätzliche Übungsleiter ausgebildet. So kann ich auch mal Urlaub machen und werde vertreten. Ich habe mit einer Gruppe angefangen, heute gibt es Angebote an vier Tagen.

Was hat sich in Bezug auf die Eltern verändert?

Die Eltern sind anspruchsvoller geworden und legen mehr Wert auf Qualität.

Wie beschreiben Sie sich als Trainerin?

Ich bin nicht immer lieb, ich bin streng und die Kinder müssen Ordnung halten. Regeln müssen eingehalten werden. Damit kommen nicht alle zurecht, aber die Eltern müssen mich ja auch nicht sympathisch finden, sondern ihre Kinder die Stunde mögen. Und das tun sie.

Bei der Jahreshauptversammlung des VfL Gummersbach haben Sie das Programm   Ihrer Abteilung vorgestellt, da bekam man den Eindruck, dass Sie nicht nur Übungsleiterin sind, sondern auch Entertainerin mit großem Programm. Ist dem so?

Ein bisschen schon, ich habe aber auch Spaß daran, neue Dinge auszuprobieren. Das fing in Hülsenbusch mit dem Bobbycar-Training an. Die Nachfrage war groß und so hat es sich entwickelt. Auch da nutzte ich das Internet, um neue Ideen zu entdecken, aber auch, um meine Ideen anderen weiterzugeben. Die Resonanz ist groß. Dadurch, dass wir als Abteilung unser eigenes Geld verwalten, können wir viel machen.

Was meinen Sie damit?

Wir kaufen neue Spielgeräte, wie zuletzt ein Kletternetz, das ich schon länger ins Auge gefasst hatte. Dazu haben wir in der Realschule Auf dem Hepel eine schöne Halle, damit können wir punkten wie auch mit der Inklusion. Das geht natürlich alles nur, weil ich Helfer habe.

Wie viele sind das pro Gruppe?

Bei 30 Kindern gibt es eine Übungsleiterin und drei Helfer. Alleine ist das nicht zu schaffen, vor allem in den Gruppen ohne Eltern. Da muss aufgepasst werden, dass kein Kind die Halle verlässt, es muss getröstet werden und auch mal ein Pflaster geklebt werden.

Was ist Ihre Triebfeder?

Das kann ich so gar nicht sagen, es sind viele Dinge. Ich freue mich darüber, dass vier meiner insgesamt acht Helfer ehemalige Turnkinder sind. Ihnen hat es als Kinder bei mir gefallen und ich habe sie ausgebildet. Es geht auch nur, weil meine Familie dahinter steht. Meine Kinder helfen mir mit den Gruppen, mein Mann ist der Kassierer unserer Abteilung. Die Turnkinder sollen sich wohlfühlen und wenn das so ist, dann macht es mich froh. Wenn sie alt genug sind oder sich verändern wollen, dann empfehle ich ihnen auch die anderen Abteilungen im VfL. Das Eltern-Kind-Turnen ist das Fundament des Vereins. Wenn ich so nachdenke, fühle ich mich wie ein Rennpferd, das immer weiter nach vorne möchte.

Wenn Sie zurückblicken, worauf sind Sie besonders stolz?

Auf die Veranstaltung zum Mini-Sportabzeichen und unser Engagement zur Inklusion.

Es ist kurz vor Weihnachten, der Nikolaus war da. Was haben Sie ihm als Wunsch für 2024 mitgegeben?

Ich würde gerne ein Sommerfest für die gesamte Abteilung organisieren. Es wäre schön, wenn wir dafür Sponsoren finden würden.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren