Halloween-Führung in der AggertalhöhleDer Gefängnistrakt und das Windloch

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Ein grausames Schauspiel bot eine 20-köpfige Truppe am Wochenende immer wieder in und vor der Aggertalhöhle.

Ein grausames Schauspiel bot eine 20-köpfige Truppe am Wochenende immer wieder in und vor der Aggertalhöhle.

  • Die Halloween-Führungen in der Aggertalhöhle sorgen für zahlreiche Schreckmomente bei den Gästen.
  • Die Entdeckung des Windlochs lässt die Besucherzahlen in Ründeroth weiter steigen.
  • Im Winter ruhen die Führungen – und gruselige Wesen übernehmen die Höhle.

Ründeroth – Eine Szenario wie im Horrorfilm: Eine Hinrichtung in einem Gefängnistrakt unter der Erde gerät außer Kontrolle, die völlig verrückten Gefangenen toben durch die Gänge und die Polizisten unter der Erde haben ihre Liebe Mühe, die völlig arglose Besuchergruppe, die der Hinrichtung beiwohnen sollte, sicher wieder ans Tageslicht zu bringen.

Insgesamt zwölfmal spielte eine 20-köpfige Truppe um Birgit Kaiser dieses grausame Schauspiel an diesem Wochenende in der Aggertalhöhle in Ründeroth und beschloss damit die Saison: Ab sofort ist Winterpause und in den Gängen haben nun die Fledermäuse das Sagen. „Die Halloween-Führungen sind jetzt schon seit Jahren ein Highlight: Fast alle sind ausverkauft“, erzählt Sylvia-Kathrin Tanneberger. Die Pächterin der Höhle ist selbst verkleidet und spielt mit.

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Dabei hätte es für 2019 eigentlich gar kein Drehbuch gebraucht, um die Saison an der Ründerother Höhle filmreif werden zu lassen. Mehr als 4000 Menschen haben seit April das 1071 Meter lange Höhlensystem, von dem 270 Meter begehbar sind, besucht. „So viele Besucher hatten wir schon sehr lange nicht mehr“, sagt Tanneberger, die seit 1996 hier Pächterin ist.

Und sie weiß auch, warum: Die Entdeckung des „Windlochs“, der neuen Riesenhöhle in unmittelbarer Nachbarschaft auf der anderen Straßenseite hat auch das Interesse am „kleinen Nachbarn“ geweckt. „Die Leute fragen immer wieder danach, wann denn der neue Teil unserer Höhle eröffnet wird“, erzählt Tanneberger schmunzelnd.

Neue Nachrichten aus dem mysteriösen Windloch

Sie weiß natürlich, dass es dazu nicht kommen wird. Die Pächterin ist selbst Mitglied im Arbeitskreis Kluterthöhle, dessen Höhlenforscher den Einstieg zum Windloch entdeckt und dann die Gänge seit dem Frühjahr immer weiter erkundet hatten: „Wir waren also hautnah dran und hatten immer gleich die neuesten Nachrichten, wenn sie aus der Tiefe kamen.“

Sie selbst habe sich niemals vorstellen können, dass es im Oberbergischen so eine große Höhle geben könnte. „Die Höhlensysteme hier sind eigentlich viel kleiner.“ Entsprechend überrascht wurde auch sie mit jeder neuen Nachricht aus der Tiefe: Bis zum vorläufigen Ende der Erforschung des unterirdischen Systems Ende September wuchs der erkundete Teil des Windlochs auf 6300 Meter, ein Ende ist nicht absehbar.

In Nordrhein-Westfalen ist nur die Atta-Höhle knapp 50 Kilometer entfernt im sauerländischen Attendorn 6670 Metern noch größer. Tanneberger lacht: „Wir haben schon mal überlegt, ob wir einen Betriebsausflug nach Attendorn machen und unsere Flyer dort auslegen sollen. Wir sagen immer: Die Atta-Höhle ist die größte Höhle in NRW, aber nur bis April 2020.“ Denn dann wird im Windloch weitergeforscht.

Die Pächterin weiß, dass so eine große Höhle natürlich auch großes Interesse weckt. Vor allem wegen der spektakulären Entdeckungen dort unten: „Das ist ein neuer Planet unter der Erde, eine wissenschaftliche Fundgrube.“ Weil diese neue Welt deshalb für Besucher aber verschlossen bleibt, könnte der „kleine Nachbar“ schon bald noch mehr profitieren.

Große Hoffnungen setzt Tanneberger deshalb in die Pläne der Gemeinde Engelskirchen, an der Aggertalhöhle ein Besucherzentrum zu errichten, in dem ein virtueller Rundgang durchs Windloch möglich sein soll. „Dafür braucht die Gemeinde aber Fördermittel, und das sollten wir erst einmal abwarten“, bleibt die Pächterin noch vorsichtig.

Dass die Ründerother Aggertalhöhle auch noch ohne virtuellen Rundgang durch das Windloch schon in der nächsten Saison, die im Frühjahr 2020 beginnt, weiter vom Interesse am großen Nachbarn profitieren wird, davon ist Tanneberger allerdings schon jetzt überzeugt. Und außerdem gibt es ja auch den Horror zum Schluss als Publikumsmagneten. „Wenn wir hier fertig sind und abends zusammensitzen, steht eigentlich auch immer schon das Drehbuch für das nächste Jahr“, sagt Birgit Kaiser. Die Zukunft an der Aggertalhöhle sieht also alles andere als gruselig aus – zumindest bis zur nächsten Halloween-Führung 2020.

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