Weihnachtshäuser auch in der EnergiekriseEine Rundtour durch das leuchtende Oberbergische

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Vor einem Haus leuchten zahlreiche weihnachtliche Figuren und Lichterketten in bunten Farben. Ein aufblasbarer Nikolaus winkt.

Bei Sigrid und Dieter Schmelzer in Reichshof-Erdingen ist es bunt vor dem Haus.

Viele Oberberger wollen auch in Zeiten der Energiekrise nicht auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Wir haben uns umgeschaut.

Während viele Menschen in der Vorweihnachtszeit vielleicht ein paar leuchtende Sterne oder einen Schwibbogen in ihrem Fenster drapieren und ihren Dachgiebel mit einer Lichterkette dekorieren, haben mache ihr Haus und Garten ganz besonders herausgeputzt. Wir haben einige von ihnen besucht.

Marienheide-Gogarten

Spätestens im September konnten die Nachbarn von Sonja und Ralf Haase aus Marienheide-Gogarten erahnen, dass auch dieses Jahr eine Weihnachtsaktion in ihrem Garten stattfinden wird. Denn schon im September wuchs bei Familie Haase ein leuchtender Weihnachtsbaum heran. „Wir haben ihn bei 30 Grad aufgebaut, in T-Shirt und kurzer Hose“, berichtet Ralf Haase und lacht.

Der Baum ist fünf Meter hoch und besteht statt aus Tannengrün aus insgesamt 15 leuchtenden Strängen. An jedem Strang befinden sich 100 kleine LED-Lämpchen. Diese können in unterschiedlichen Farben leuchten und tauchen den Garten mit vielen weiteren Lichterketten, die unter anderem die lebensgroße und komplett selbstgestaltete Weihnachtskrippe umgeben, in ein einheitliches Lichtermeer. Doch damit nicht genug. Unter der Woche findet jeden Abend um 18, 19 und 20 Uhr eine Lichtershow statt, die sich jeder, der möchte an dem Haus in Gogarten in der Kempershöher Straße anschauen kann. Am Wochenende gibt es eine weitere Show um 17 Uhr. Passend zu den Weihnachtsliedern leuchten die Lichterketten im Takt der Musik und ein LED-Nikolaus läuft zwischenzeitlich durch den Garten.

In einem Garten sind Holzhütten von grün leuchtenden Lichterketten umrahmt. Auch ein Weihnachtsbaum aus Lichterketten leuchtet grün.

Im Garten von Familie Haase in Marienheide-Gogarten ist in diesem Tagen Lichter mäßig ordentlich was los.

Bis das allerdings alles so zusammenspielte, brauchte vor allem Ralf Haase viel Geduld. Die Lichterketten hat er zuvor individuell zusammengebaut und die Lichtershow mit Hilfe eines bestimmten Audioprogramms auf seinem Computer auf die Weihnachtslieder abgestimmt. „Dafür musste ich mir die Lieder etliche Male anhören. Die kommen einem plötzlich sehr lang vor“, erzählt er schmunzelnd.

Doch die Arbeit hat sich gelohnt. An diesem Abend haben sich Nachbarn und Freunde im Garten der Haases versammelt, um sich die Lichtershow, die jeweils zehn Minuten dauert, gemeinsam anzugucken. Dazu gibt es an einer Weihnachtshütte, die auf dem Hof steht, frischen Glühwein, Punsch, Bratwurst und Reibekuchen für Lau.

Auch Roswitha Selbach, die gegenüber wohnt, ist an diesem Abend wieder dabei und ist wie so oft begeistert von der vielen Mühe und dem Engagement von Sonja und Ralf Haase. Denn vor allem das Miteinander und das Motto, anderen eine Freude zu machen, steht bei all dem im Vordergrund, betonen sie. In einem Zelt hat die Familie aus Gogarten zudem einen Tisch mit kleinen Gaben aufgebaut, darunter selbst gebackene Plätzchen. Wer möchte, kann eine Spende dalassen. Das Geld kommt dem Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe zugute.

Und wie sieht es mit kritischen Stimmen zu den Lichtern in Zeiten der Energiekrise aus? „Wir haben uns das lange und gut überlegt“, betont Sonja Haase. An anderen Stellen des Hauses habe sie, im Vergleich zu den Vorjahren, an Lichtern gespart und während sie draußen steht, ist die Heizung drinnen runtergedreht. „Das alles hier sind 12 Volt-LEDs, der Verbrauch nicht allzu hoch“, sagt ihr Mann. Denn ganz auf das Weihnachtsgefühl verzichten, zu dem für die Haases Lichter einfach dazugehören, wollen sie nicht.

Reichshof-Borner

Viola Braun aus Reichshof-Borner beginnt mit dem Schmuck ihres Hauses schon vor St. Martin: „Meine Tochter und ich machen das schon seit Jahren, um die Martinssinger schön zu empfangen.“ Sie bedauert, dass diese Tradition in den letzten Jahren immer weniger Anhänger findet. Zum Advent hin erweitert sie Dekoration noch ein wenig.

Ein großer aufblasbarer Schneemann steht vor einer Haustüre. Im Hintergrund hängen bunte Lichterketten an der Dachrinne des Hauses.

Bei Viola Braun in Reichshof-Borner empfängt ein großer Schneemann die Besucherinnen und Besucher.

In diesem Jahr hat sie alle Stücke aussortiert, die nicht LED-betrieben sind: „Es war mir wichtig, nicht zu viel Strom zu verbrauchen.“ Gespannt ist sie auf den Bericht ihres Bruders, der jetzt nach New York geflogen ist und die dortige Weihnachtsbeleuchtung bestaunen wird: „Der wollte unbedingt sehen, ob es da tatsächlich so aussieht wie in den Filmen.“

Reichshof-Erdingen

Ein paar Orte weiter in Reichshof-Erdingen erstrahlt auch der Vorgarten von Familie Schmelzer in funkelndem Glanz. Seit rund 15 Jahren verwandelt Sigrid Schmelzer mit Mann und Tochter in liebevoller Kleinarbeit die Fassade und den Garten in ein Lichterkunstwerk. Rentiere, Schlitten, Weihnachts- und Schneemänner, Eiszapfen und ein beleuchteter Weihnachtsbaum sind nur einige der rund 30 Arrangements, für deren Aufbau die drei mindestens eine Woche benötigen.

Auch dort gibt es nur LED-Technik. Dennoch haben sie diesmal auf den früher über den Garten gespannten Sternenhimmel verzichtet: „In diesen Zeiten sollte es nicht zu ausufernd sein.“ Sie berichtet von einer Familie in Niedersachsen, der wegen der Energiekrise angedroht wurde, dass man den ganzen Schmuck zerstören will.

Wiehl-Oberwiehl

„Angefangen haben wir vor sechs Jahren mit dem Balkon“, schildert Susanne Hühn aus Oberwiehl. Inzwischen schmücken zwei Familien aus dem Haus das gesamte Gelände. Interessant ist die Aufteilung in einen nordischen Bereich mit kaltem und einen zweiten mit warmen Lichtern. „Das macht Spaß, ist aber auch viel Arbeit – letztes Jahr bei dem Regen war es eine richtige Schlammschlacht.“ Der Aufwand werde jedoch belohnt. Letzte Woche sei ein kleines Mädchen da gewesen: „Papa, schau mal, das haben die für mich gemacht.“

Vor einem Haus stehen auf der mit Schnee weihnachtliche Leuchtfiguren, darunter auch mehrere Rentiere.

Bei Susanne Hühn in Oberwiehl weiß man gar nicht, wo man zuerst hingucken soll.

Der Vater: „Wie kommst Du denn darauf?“ Die Antwort: „Auf dem Schild steht doch: Für Frieden und alle Kinder.“ Die Energiefrage erübrigt sich für die Hühns – sie produzieren ihren eigenen Strom mit einem Blockheizkraftwerk.

Engelskirchen-Remerscheid

„Wir lieben einfach Weihnachten“, sagt Iris Schwedux. Sie lebt mit Torsten Buhl in Engelskirchen-Remerscheid und die beiden schmücken seit Jahren das alte Fachwerkhaus innen wie außen und den Garten – mit insgesamt etwa 9000 Lämpchen. Die Tanne an der Straße ist mittlerweile gut zwölf Meter hoch.

Die Konturen eines alten Fachwerkhauses sind mit Lichterketten nachgezeichnet. Am Zaun hängt ein rotes Banner, auf dem "Merry Christmas“ steht.

Iris Schwedux und Torsten Buhl setzen bei ihrer Weihnachtsbeleuchtung eher auf weiße Farben.

Für das Anbringen der Lichterketten hat sich Buhl einen Gabelstapler organisiert und von dort die Lampen mit einer zehn Meter langen Angelrute aufgehängt. „Immer am 1. Advent machen wir Anleuchten.“ Dann schaltet die ganze Nachbarschaft ihre Beleuchtung ein und anschließend gibt es Glühwein. Zum Energiesparen haben die beiden die Einschaltzeiten reduziert.

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