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Interview

Krimiautorin
„Das Bergische habe ich immer im Herzen“

3 min
Eine Frau im roten Kleid lehnt auf einem Geländer.

Die bergische Heimat ist für die Hannoveranerin Susanne Schieble bis heute wichtig. In ihrem neuen Krimi geht es um die Dartsszene.

Die Krimiautorin Susanne Schieble hat Wurzeln in Frielingsdorf. Und ihre Hauptfigur hat ein oberbergisches Temperament.

Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Susanne Schieble kommt aus der Lindlarer Ortschaft Frielingsdorf, lebt und arbeitet aber in Hannover. Jetzt erscheint ihr vierter Krimi. 

Wie sind Sie seinerzeit zum Krimi gekommen?

Susanne Schieble: Ich lese sehr gerne Krimis, vor allem abends, zur Entspannung. Es gibt viele sehr gute Krimis, die ich verschlungen habe, aber es gibt auch Krimis, da wusste ich als Leserin nach 20 Seiten, wer der Mörder ist. Da habe ich gedacht: Das kann ich auch. Und habe einfach angefangen, die ersten Zeilen zu schreiben – mit der rheinischen Urgewalt Williamson als Kommissarin und Hauptfigur im Kopf.

Sie sind Literaturwissenschaftlerin – hilft diese Ausbildung beim Schreiben?

Das ist ambivalent – es hilft, und es hilft nicht. Es schadet sicherlich nicht, sich mit Sprache auszukennen, zu wissen, wie sie funktioniert und eingesetzt werden kann und wie ein Plot konzipiert wird. Dennoch wollte ich nicht zu „verkopft“ ans Schreiben herangehen. Es fließen zu lassen, ist das Geheimnis.

In Ihrem neuen Roman „TodesScheibe“ bewegen Sie sich im Darts-Universum – haben Sie Vorerfahrung oder war das Neuland?

Tatsächlich sind meine Familie und ich seit vielen Jahren große Darts-Fans, und wir lieben es sehr, sowohl Darts-Turniere zu besuchen als auch im TV zu schauen. Insofern kenne ich die Spieler, die Szene und auch das Drumherum, aber natürlich kam auch noch einiges an Recherchearbeit hinzu. Seit langem hatte ich die Idee, einen Krimi in der Darts-Szene spielen zu lassen. Sie bietet eine Fülle skurriler, aber liebenswerter Charaktere, eine relativ geschlossene Blase begrenzter Protagonisten und viele Anknüpfungspunkte, da es wie in jeder Hochleistungssportart auch um Macht, Geld und Ruhm geht. Zudem war es für mich eine aufregende Herausforderung, Williamson mit den Spielertypen, die natürlich zugespitzt sind, und der gesamten „Darts-Bubble“ zu konfrontieren. Zu erleben, wie sie sich in dieser Szene bewegt, war auch für mich spannend und ergreifend.

Wie viel von Ihnen steckt in Ihrer Hauptperson, Hauptkommissarin Williamson?

Es gibt Menschen, die sagen: Viel. Tatsächlich gibt es bestimmte Charaktereigenschaften, wie Williamsons Direktheit, ihr unverwüstlicher Sinn für Gerechtigkeit und ihr hintersinniger Humor, aber auch ihre Ungeduld, die wir gemeinsam haben. Dennoch ist Williamson eine Kunstfigur.

Und wie viel Ihrer oberbergischen Heimat haben Sie in Ihren Büchern verarbeitet?

Vor allem die Charaktereigenschaften der Oberberger habe ich in meinen Figuren, hauptsächlich in Williamson selbst, verarbeitet: ihre Direktheit, Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und ihren Sinn für Humor. Ich lasse sie dann auf die norddeutsche Mentalität der Hannoveranerinnen und Hannoveraner los, was oftmals zu witzigen Situationen führt, die die Krimihandlung immer ergänzen. Das Bergische Land habe ich immer im Herzen und transportiere es in meine Bücher!

Kommen Sie auch in Ihre alte Heimat auf Lesung?

Das würde ich gerne! Für das neue Buch „TodesScheibe“ ist bis jetzt noch nichts geplant, aber ich bin für alles offen und würde mich freuen, Lesungen im Bergischen Land, so zum Beispiel in meinem Heimatort Lindlar, aber auch in anderen Orten, durchzuführen. Meine Familie wohnt nach wie vor in Frielingsdorf. Sie würde sich, ebenso wie ich, sehr freuen, wenn ich Lesungen im Bergischen hätte.

Welchen Rat können Sie Nachwuchsautoren geben, die sich an einem eigenen Roman versuchen wollen?

Ich finde es ganz wichtig, nicht zu technisch ans Schreiben zu gehen. Natürlich ist es gut, ein handwerkliches Rüstzeug zu haben, das angewendet werden kann und soll, aber ebenso bedeutend sind Kreativität und Intuition für die Handlung und für die Figuren. Auch hilft es, den Schritt von der Konzeption zum Schreiben zu vollziehen. Sind die ersten Sätze geschrieben, läuft es meist von alleine. Aber das Wichtigste ist: Spaß beim Schreiben zu haben! Ich bin der festen Überzeugung, dass nur dann etwas Gutes entstehen kann.