Marodes WahrzeichenDer Kirchturm von St. Severin in Lindlar wird aufwendig saniert

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Das Foto zeigt den eingerüsteten Kirchturm von St. Severin.

Der Kirchturm von St. Severin ist eingerüstet.

Die Kirchturmspitze von St. Severin in Lindlar muss saniert werden. Ein Vorhaben, das kompliziert und teuer ist, zumal es keine alten Baupläne gibt.

Er ist ein Wahrzeichen von Lindlar und ziert auch das Logo der Zivilgemeinde: der Kirchturm der Katholischen Kirche St. Severin. Sein geschweiftes Dach mit offener „Laterne“ – so heißt der Turmaufsatz — und der hohen schlanken Haube sind einzigartig in der Region. Doch bereits seit einigen Jahren ist klar, dass einige Hölzer der Laterne große Schäden aufweisen.

Die Anfänge des Kirchengebäudes liegen im 12. Jahrhundert. In den folgenden Jahrhunderten gab es viele Umbauten und Erweiterungen. Ein erster größerer Turm mit dem in der Region üblichen Pyramidendach stand rund 200 Jahre, bis in den Jahren um 1780 große Veränderungen vorgenommen wurden.

Anfänge der Lindlarer Kirche reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert

Der Turm wurde teilweise erneuert, ummauert und vergrößert. Im Jahre 1785 erhielt der Turm sein Dach in der heute bekannten Form. Bei einer Begehung Ende 2019 fielen dann deutlich sichtbare Risse in dreien von den acht Säulenhölzern der offenen Laterne auf, vermutlich verursacht durch Witterung und Feuchtigkeit.

Von Seiten des Kirchenvorstandes sind Ernst Breinig, 1. Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands (KV), und Hans Klever vom Bauausschuss des KV für den Renovierungsprozess zuständig. Und sie mussten ganz von vorne anfangen. Da keine Baupläne mehr vorhanden waren, musste zunächst ein Statiker mit 3D-Laserscan und Drohne neue Pläne erstellen.

Kirchturm in Lindlar: Probleme durch Holzschutzmittel

Aufgrund des Denkmalschutzes musste ein historisches Gutachten erstellt werden. Das Ergebnis: Die Bäume für die Balken der Unterkonstruktion wurden um das Jahr 1615 gefällt. Die jetzt betroffenen Säulenhölzer sind allerdings nicht historisch, was den Austausch erleichtert.

Dann musste noch ein chemisches Gutachten erstellt werden. Dies bescheinigt den Einsatz von Holzschutzmitteln, die bei einer Renovierung 1973 aufgetragen wurden. Was dort oben in luftiger Höhe grundsätzlich unproblematisch ist. Doch beim Werken am Holz können die Mittel frei gesetzt werden, die Arbeitenden müssen deshalb geschützt werden. Unter anderem stehen auf dem Kirchplatz zwei Container als sogenannte schwarz-weiß Schleuse zur Dekontaminierung bereit. 1973 wurden die Säulenbalken der Laterne zuletzt gewechselt.

Die voraussichtlichen Kosten belaufen sich auf einen mittleren sechsstelligen Bereich.
Ernst Breinig, 1. Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands

„Bald war klar: So ganz günstig wird das nicht, die voraussichtlichen Kosten belaufen sich auf einen mittleren sechsstelligen Bereich“, berichtet Breinig. „Und eigentlich muss die Kirchengemeinde Lindlar die Kosten selbst tragen, aber die zahlt noch die letzte Innenrenovierung ab.“ Darum begannen Verhandlungen mit dem Erzbistum, das eine Kostenübernahme zunächst abgelehnt habe.

Dann kam im August vergangenen Jahres die Wende, das Erzbistum habe die Zusage gegeben und damit das Startzeichen für das Einholen von Angeboten. Ein Grund könnte gewesen sein, dass bald Fristen der Gutachten ablaufen, was eventuell eine Schließung der Kirche zur Folge gehabt hätte.

„Seit zwei Wochen vor Karneval wird die Kirche nun eingerüstet. Anfang März beginnen die Dachdeckerarbeiten, denn die Schieferabdeckung des geschweiften Daches muss abgedeckt werden. Erst dann kann geprüft werden, ob die Feuchtigkeit auch in die untere Trägerkonstruktion eingedrungen ist und dort Schäden verursacht hat“, fasst Klever die Planung zusammen.

Der Zimmermann suche zurzeit alte Eichenbalken. Was zunächst unsinnig klingt, hat einen Grund: Wenn diese schon einige Jahrzehnte trocken verbaut oder gelagert waren, sind sie wesentlich haltbarer als frische Balken. Das könnte auch das frühe Fälldatum der Balken der Unterkonstruktion erklären.

Laut Planung sollen alle Arbeiten im Sommer abgeschlossen sein. Bis dahin ist die Kirche nur über den Eingang an der Hauptstraße zu erreichen. Alle Glocken sind für die Dauer der Renovierung zum Schutz der Arbeitenden abgestellt. Der Innenraum der Kirche ist nicht betroffen, so dass alle Gottesdienste wie geplant stattfinden.

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