Bürger sollen in Lindlar Mitspracherecht haben. Doch die politische Arbeit ist komplex und umfangreich, sagt unser Redakteur Michael Lenzen.
KommentarIst die Idee eines Bürgerrats in Lindlar mehr als nur Augenwischerei?

Lindlar. Das Lindlarer Rathaus im Morgenlicht.
Copyright: Lenzen
Die Idee, über Bürgerräte mehr Bürgernähe und Mitwirkung zu erreichen, ist auf den ersten Blick sehr verlockend. Doch die politische Arbeit ist so komplex und umfangreich, dass man sich mit den Themen sehr intensiv beschäftigen muss. Ein Gremium mit Fachleuten als Berater ist wünschenswert, aber bei zufällig ausgewählten Bürgern – auch über die Anzahl muss man diskutieren – stellt sich die Frage, ob eine umfassende Information geleistet werden kann. Zudem hat der Bürgerrat nur eine empfehlende Funktion.
Wollen die Bürger sich intensiv, teils über Wochen und Monate mit Themen auseinandersetzen? Genau für diese Arbeit sind die Politiker gewählt, sie müssen Entscheidungen treffen, für die sie auch zur Verantwortung gezogen werden können.
Der Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung und Mitwirkung ist angesichts einer großen Politikverdrossenheit nachvollziehbar. Ob Bürgerräte das Problem wirklich lösen können, muss sich zeigen, denn letztlich geht es um einen Vertrauensverlust. Ob Bürgerräte ohne Entscheidungskompetenz das Vertrauen wiederherstellen können?
Um das zu klären, sollten Erfahrungen aus vergleichbaren Kommunen, die Bürgerräte haben, eingeholt werden. Dann lässt sich besser einschätzen, für welche Projekte Bürgerräte geeignet sind, was es kostet und wie hoch der Aufwand ist.